Strategien


COMPETITIVE INTELLIGENCE

Wissen, was andere planen

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Professionelle Scouts beobachten, was Konkurrenz-Unternehmen im Internet von sich preisgeben – freiwillig oder versehentlich. Mit Spionage wollen die Anbieter von Competitive Intelligence aber nichts zu tun haben.

DER BLICK auf die Websites der Mitbewerber gehört für Markus Kempken zum Arbeitsalltag. "Man muss ja wissen, was die Konkurrenz so treibt", sagt der Art Director von Pixelpark. Wie die Berliner Internet-Agentur versuchen zahlreiche Firmen, so viel wie möglich über die Strategie echter und potenzieller Mitbewerber zu erfahren. Vor allem große Unternehmen wie BASF, Bayer, IBMIBM oder Nokia, die in forschungsintensiven Branchen arbeiten, haben für die Vollzeitbeobachtung der Konkurrenz und die systematische Analyse der Informationen, die Competitive Intelligence (CI), interne Aufklärungsteams mit einem Dutzend und mehr Mitarbeitern abgestellt. Alles zu IBM auf CIO.de

Auch unabhängige Ambieter, die entsprechende Dienstleistungen in ihrem Portfolio führen, bekommen immer mehr zu tun. Elke Pietzner, Teamleiterin der Abteilung E-Tools bei der Kölner Kommunikationsagentur Ergo: "Es reicht nicht, ab und zu mal selbst zu surfen. Dazu passiert jeden Tag einfach zu viel im Internet." Einige der Ergo-Kunden können sich keine eigene Aufklärungsabteilung leisten. Mit den von Pietzners Team entwickelten "E-Tools" -- Such- und Analyseprogrammen, die Chats, Newsgroups und die Netzauftritte von anderen Unternehmen durchforsten -- entgeht den Web-Rechercheuren aus Köln keine Studie, kein White Paper, keine Pressemeldung und kein Gerücht. Aus diesem Rohstoff erstellen die Web-Detektive Analysen für ihre Auftraggeber.

Ursprünglich war Ergo eine klassische PR-Agentur. "Dann aber wollte vor einem Jahr eine Internet-Bank wissen, was im Internet los ist; schließlich liegt dort ja ihr Geschäftsfeld", erinnert sich Pietzner. Neben der Direkt Anlage Bank greifen heute bereits neun weitere Unternehmen auf die Beobachterdienste der Kölner zu. Das Geschäft wächst rasant -- auch wenn schon die einmalige Durchsicht des Internets unter einer bestimmten Fragestellung 1900 Mark kostet.

Pietzners Kollegen sind in ganz Deutschland zu finden. Manche arbeiten schon seit Jahren als Info-Broker, zapfen Online-Datenbanken und inzwischen auch das gesamte Netz an, um aus Pressemeldungen, Ad-hoc-Mitteilungen oder Zeitungsartikeln ein Bild der Marktsituation und der Wettbewerber zu zeichnen. Sie alle setzen auf innovative Technologien und Kommunikationswege, um ihren Kunden den entscheidenden Informationsvorsprung zu verschaffen -- wie dem Bankhaus Rothschild 1815 eine einzige Brieftaube genügte, um ein Vermögen zu machen: Als Erste erfuhren die Bankiers damals so von der Niederlage Napoleons bei Waterloo und konnten sich daraufhin mit den in der allgemeinen Erwartung einer englischen Niederlage beinahe wertlosen britischen Staatsanleihen eindecken -- rechtzeitig, bevor die Papiere rasch wieder an Wert gewannen.

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