Vergleichswerte recherchieren
Bewerbung immer mit Gehaltswunsch
Foto: tsyhun - shutterstock.com
Häufig enden Stellenausschreibungen mit dem Satz "Bitte bewerben Sie sich unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung". Und genauso oft lässt dieser Satz Bewerber ratlos zurück. Denn natürlich möchte man einerseits ein besonders gutes GehaltGehalt erzielen und sich verbessern, andererseits aber nicht als größenwahnsinnig abgestempelt und womöglich deshalb im Vorfeld aussortiert werden. Alles zu Gehalt auf CIO.de
Viele entziehen sich diesem Konflikt, indem sie die Aufforderung ignorieren und überhaupt keinen Gehaltswunsch in ihrer Bewerbung äußern. Auch in Bewerbungsratgebern liest man immer wieder der Ratschlag, den Gehaltswunsch zu umgehen, zum Beispiel mit dem Satz, gern im persönlichen Gespräch mehr zu den Gehaltsvorstellungen zu sagen.
Die Bewerbungsexperten aus der Duden-Redaktion warnen davor, trotz Aufforderung keinen Gehaltswunsch in der Bewerbung anzugeben. "In diesem Fall ist es oberstes Gebot, sich dazu zu äußern und den potenziellen Arbeitgeber auf keinen Fall auf ein eventuelles Vorstellungsgespräch zu vertrösten", schreibt die Duden-Redaktion. Letzteres könnte durchaus ein K.-o.-Kriterium sein und dazu führen, dass eine Bewerbung aussortiert wird.
- Sie reden zu leise
Wie unangenehm vielen Arbeitnehmern die Gehaltsverhandlung ist, merkt man besonders an der leisen Stimme. Die Autorin Friedrichsen rät: "Treten Sie nicht als Mäuschen auf. Formulieren Sie Ihre Argumente klar und deutlich, kurz und prägnant." - Sie hören nur halb zu
Wer nach dem ersten Satz des Gegenübers bereits über seine Antwort nachdenkt, verschenkt wichtige Informationen und produziert nicht selten Missverständnisse. - Sie schauen Ihrem Gegenüber nicht in die Augen
Sie sehen während des Gesprächs zum Fenster oder gucken zu Boden? Das suggeriert mangelndes Selbstbewusstsein - oder gar Desinteresse. - Sie haben keine Agenda
Sie sind schlecht vorbereitet und haben sich kaum Gedanken über das Gespräch gemacht? Dann ist der Ausgang vorprogrammiert: Unstrukturierte Gespräche führen zu vagen Ergebnissen. - Sie haben Ihren Verhandlungspartner vorher nicht genügend informiert
Wenn Ihr Verhandlungspartner nicht weiß, worum es geht, fühlt er sich möglicherweise überrumpelt und macht im Zweifelsfall die Schotten dicht. - Sie lassen dem Gegenüber zuviel Raum
Geben Sie das Ruder nicht aus der Hand. Ergreifen Sie die Initiative, lenken Sie durch gezielte Fragen immer wieder geschickt auf Ihr Verhandlungsziel über. Achtung: Das heißt nicht, dass Sie die ganze Zeit reden sollen. Sie sollen nur die Verhandlung steuern. Das geht sogar oft besser, wenn Sie weniger reden. - Sie geben Ihre besten Argumente schon zu Beginn preis
Verschießen Sie Ihr Pulver nicht auf einmal. Spielen Sie Ihre Trümpfe nach und nach gezielt aus, halten Sie den Joker möglichst lange in der Hand. - Sie ignorieren Einwände
Versuchen Sie nicht, Zweifel zu vertuschen. Nehmen Sie Kritik des anderen besser selbst vorweg ("Sie scheinen an den Ergebnissen zu zweifeln . . . ") oder fragen Sie nach Problemen ("Was spricht gegen mein Argument?"). - Sie haben keinerlei Verhandlungsspielraum eingeplant
Sich ein Ziel zu setzen, ist oberstes Gebot jeder Verhandlung. Wer dieses Ziel jedoch stur verfolgt, muss damit rechnen, dass auch der Partner auf stur schaltet. Überlegen Sie sich vorher, auf welche Kompromisse Sie sich einlassen können und wo Ihre Schmerzgrenze liegt. - Sie sprechen "Absolutbotschaften" und "Killerphrasen" aus
Begriffe wie "jeder", "alle", "immer", "ständig", "pausenlos", "nie" und so weiter sind Gesprächskiller. Vermeiden Sie diese! - Sie verlieren die Fassung
Lassen Sie sich nicht zu barschen Äußerungen hinreißen, wenn Sie Ihr Gegenüber auf die Palme bringt. "Bist du wütend, zähl bis vier, hilft das nicht, dann explodier": Wer den Tipp von Wilhelm Busch befolgt, kommt um einen destruktiven Wutausbruch meist herum. - Der Lektüretipp
Wer sich umfassender mit dem Thema Gehaltsverhandlung befassen will, dem empfehlen wir die Lektüre des Buches "Die erfolgreiche Gehaltsverhandlung" von Heike Friedrichsen. Die Autorin gibt umfassende Tipps rund um Gehaltsgespräche für Einsteiger, Aufsteiger und Umsteiger. Das Buch ist in der Reihe "Pocket Business" bei Cornelsen erschienen und kostet 6,95 Euro (ISBN 978-3-589-23471-4).
Die Duden-Redaktion gibt drei Hilfestellungen für die Angabe des Gehaltswunsches in der Bewerbung:
1. Wer genau die gesuchten Qualifikationen mitbringt, dem raten die Duden-Experten zur Offenheit: "In diesem Fall sagen Sie offen, was Sie verdienen möchten", heißt es.
2. Der zweite Duden-Tipp lautet, das aktuelle Gehalt zu nennen. In diesem Fall würden Personalbeauftragte von einem Aufschlag von zehn bis 20 Prozent ausgehen.
3. Tipp Nummer drei rät zur Internet-Recherche. Bewerber ohne klare Gehaltsvorstellung könnten im Internet recherchieren, was für die ausgeschriebene Tätigkeit üblicherweise bezahlt werde. Fündig wird man unter anderem bei Gehalt.de, Gehaltsvergleich.com oder beim Online-Gehaltstest vom Verein Deutscher Ingenieure.
In einem Eintrag auf seinem Blog Karrierebibel bewertet auch Karriereexperte Jochen Mai es als Fehler, wenn man trotz Aufforderung keinen Gehaltswunsch nennt. Diese Frage nicht zu beantworten, sei von allen Alternativen die falscheste Reaktion, zitiert Mai den Stuttgarter Personalberater Alexander Walz. Der rät, sich im Vorfeld über eine angemessene Gehaltsforderung zu informieren. Wer keinen solchen Gehaltswunsch nennen will, sollte im Anschreiben signalisieren, dass man den Wunsch des Arbeitgebers registriert habe. Zum Beispiel dadurch, als mögliche Verhandlungsgrundlage zumindest das aktuelle Gehalt zu nennen.
Für Mutige: hoch pokern
Wer sich im Anschreiben vor der Gehaltsvorstellung drückt, wird wahrscheinlich spätestens im Bewerbungsgespräch nach seinen Verdienstwünschen befragt. "Pokern Sie hoch!" lautet der Rat von Karrierebibel für Risikofreudige, die im neuen Job möglichst viel verdienen möchten. Jochen Mai zitiert die Untersuchung eines Wissenschaftlers von der Universität von Idaho, laut der die bei Gehaltsverhandlungen anfangs genannte Zahl - auch wenn sie noch so irrwitzig sei - enormen Einfluss auf das später vereinbarte Gehalt habe.
Bewerber, die bei diesem Experiment mit einem Augenzwinkern einen unrealistisch hohen Gehaltswunsch nannten, wurden letztendlich besser bezahlt als Kandidaten, die ihr bisheriges Gehalt nannten. Nach den irrwitzigen Angaben von 100.000 oder einer Million US-Dollar Jahresgehalt nannten die Teilnehmer des Experiments nach der Spaß-Forderung auch eine realistischere Gehaltsvorstellung. Unter dem Strich verhandelten sie ein höheres Gehalt als die Kandidaten, die sofort niedrig oder mit einer realistischen Forderung eingestiegen sind, erläutert Mai auf Karrierebibel.de.
Wie reagiert man aber, wenn all der Mut nicht den gewünschten Erfolg hat und der Personaler im Gespräch ein niedriges Gehaltsangebot macht? Unsere Schwesterpublikation Computerwoche nennt die folgende Beispielerklärung, die Bewerber in diesem Fall zu hören bekommen: "Sie werden nicht damit zufrieden sein, was ich Ihnen als Gehalt anbieten kann … aber leider, leider geht es nicht anders. Da können wir nichts machen."
Wenn man den Job trotzdem möchte, raten die Kollegen der Computerwoche zur folgenden Vorgehensweise. Erst einmal sollte man seinem Gegenüber Recht geben: "Ja, das stimmt, damit bin ich wirklich nicht zufrieden." Und dann sollte man hinzufügen, trotzdem eine wirklich angemessene Lösung finden zu wollen und fragen "Was gibt es da für Möglichkeiten, aktuell und perspektivisch?" Auf diese Weise zeigt man Verständnis, aber auch, dass man nicht so schnell aufgibt. Eine Option wäre nun, einen festgelegten Gehaltsanstieg zu vereinbaren.
- Reizthema Gehaltsverhandlung
Vielen Bewerbern und Angestellten graut es vor der Verhandlung ums Gehalt. Vier Personalexperten geben Empfehlungen für eine erfolgreiche Argumentation bei der Gehaltsverhandlung. - Jörg Bolender, Director Recruiting bei Atos Deutschland ...
... hat zum Thema Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps: - Der Auftritt
Bolender rät zu einem selbstbewussten, aber nicht überheblichen Auftreten. - Vorzüge präsentieren
"Zeigen Sie Ihre Vorzüge (fachliches Know-how, besondere Leistungen, etc.) auf und signalisieren Sie Bereitschaft, auch künftig außerordentliches Engagement zu zeigen und Sonderthemen zu übernehmen und sich im Unternehmen weiterentwickeln zu wollen", empfiehlt Bolender. - Dienstwagen geschickt ansprechen
Bolenders Tipp, um Themen wie Boni und Dienstwagen anzusprechen: In das Thema elegant mit der Frage nach den Sozialleistungen, die das Unternehmen bietet, einsteigen. - Nicole Mamier, Personalleiterin bei Realtech ...
... gibt folgende Tipps für die Gehaltsverhandlung: - Die richtigen Argumente
Im laufenden Angestelltenverhältnis sollte man in der Gehaltsverhandlung seine persönlichen Leistungen und Potenziale aufzeigen. Keine gute Idee ist es, mit einem Angebot der Konkurrenz zu versuchen, das Einkommen hochzutreiben, rät Mamier. - Gehaltswunsch benennen
Wenn im Gespräch nach dem Wunschgehalt gefragt wird, sollte man nicht drum herum reden, sondern offen und selbstbewusst den Gehaltswunsch benennen, so Mamier. - Spanne angeben
Mamier empfiehlt, auf die Frage nach dem Wunschverdienst eine Gehaltsspanne anzugeben. In unteren Einkommensklassen sind Spannen von 5000 bis 10.000 Euro angemessen, in höheren Einkommensklassen können das auch mal bis zu 20.000 Euro sein. - Dieter Schoon, Head of Global Human Resources bei der itelligence AG ...
... hat für die Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps: - Wunschverdienst richtig benennen
Im ersten Schritt reicht ein ungefähres Jahresgehalt. Bei der Itelligence AG wird zum Beispiel erst im zweiten Schritt über den konkreten Leistungsumfang gesprochen. - Gute Vorbereitung
Wichtig sei eine gute Vorbereitung. Um den heißen Brei zu reden oder gar nicht zu antworten, wirke erst mal unvorbereitet. Falls man aber doch eine Spanne angeben möchte, sollte sich diese nicht mehr als 2000 Euro im Jahresgehalt unterscheiden (etwa zwischen 50.000 und 52.000 Euro), rät Schoon. - Nicht mit Kollegengehalt argumentieren
Wovon Schoon abrät: Argumentationen wie, der Kollege x verdient jetzt doch auch mehr oder privat fallen so viele Kosten an, sind bei einer Gehaltsverhandlung zum Scheitern verurteilt. - Bärbel Schäfer, Vice President HR bei der Software AG ...
... gibt die folgenden Tipps für die Gehaltsverhandlung: - Initiative ergreifen
Schäfers persönlicher Tipp für eine Gehaltserhöhung: Eine direkte Ansprache des Vorgesetzten mit Schilderung der Erfolge und Performance in der letzten Periode. - Gehalt vorschlagen
Schäfer findet einen direkten Gehaltsvorschlag in diesem Gespräch sinnvoll. Durchaus mit Spielraum, falls der Vorgesetzte verhandeln will. - Wann man Benefits anspricht
Themen wie Boni oder den Dienstwagen sollte der Bewerber ansprechen, wenn diese Benefits für ihn wichtig sind, rät Schäfer.