Starkes Quartal im Rücken

Daimler zeigt wieder mehr Zuversicht

24.10.2020
Nach dem Corona-Absturz im Sommer schlägt sich Daimler derzeit besser als von vielen erwartet. Auch für den Rest des Jahres traut sich der Autobauer nun mehr zu. Die Pandemie ist aber nicht die einzige Baustelle.
Trotz Corona-Krise hat Daimler ein starkes drittes Quartal hingelegt.
Trotz Corona-Krise hat Daimler ein starkes drittes Quartal hingelegt.
Foto: Chuchawan - shutterstock.com

Insgesamt 4,3 Milliarden Euro markierten beim Auto- und Lastwagenbauer DaimlerDaimler noch vor Kurzem einen beispiellosen Absturz. Nun, nur acht Monate später, symbolisiert die gleiche Zahl auf einmal die Hoffnung der Stuttgarter, dass ein von der Corona-Krise in weiten Teilen verhageltes Jahr noch ein versöhnliches Ende nehmen könnte. Top-500-Firmenprofil für Daimler

Die 4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern sind das Ergebnis eines enttäuschenden Vorjahres 2019 gewesen. Ein Ergebnis, das damals deutlich unter den Ansprüchen geblieben war - und das in diesem Jahr angesichts der Pandemie lange unerreichbar schien. Nun glaubt Daimler, diese Marke doch wieder erreichen zu können - angetrieben von einem starken dritten Quartal und unter der Voraussetzung, dass Corona nicht noch mal mit so heftigen Auswirkungen zuschlägt wie im Frühjahr. "Das ist natürlich in Anbetracht der Ereignisse der letzten Tage zunehmend schwierig", räumte Finanzchef Harald Wilhelm ein.

Daimler peilt operatives Ergebnis von 4,3 Milliarden Euro an

Angesichts der Krise mit wochenlangem Stillstand in wichtigen Märkten, geschlossenen AutohäusernAutohäusern und heruntergefahrenen Fabriken war Daimler lange davon ausgegangen, bei allen wichtigen Kennzahlen unter dem Vorjahr zu landen. Im Jahre 2019 hatte dem Konzern zwar erneut einen Umsatzrekord gebracht, milliardenschwere Diesel-Altlasten und teure Anlaufprobleme bei neuen Modellen fraßen aber einen Großteil des Gewinns auf und ließen ihn um fast zwei Drittel einbrechen. Im Jahr 2020 soll es nun andersherum laufen: Absatz und Umsatz sind deutlich unter dem Niveau des Vorjahres, dafür will Daimler zumindest das operative Ergebnis, jene gut 4,3 Milliarden Euro, am Ende wieder schaffen. Top-Firmen der Branche Automobil

Vorstandschef Ola Källenius und Finanzchef Wilhelm hatten ihr Hauptaugenmerk früh darauf gelegt, das Geld zusammenzuhalten. Källenius zog die Schrauben seines schon vor der Corona-Krise vorgelegten Sparkonzepts noch einmal fester an. In Verbindung mit der unerwartet raschen Erholung der Märkte und den wieder anziehenden Verkaufszahlen vor allem in China zahle sich die strenge Disziplin bei Kosten und Effizienz nun aus, betonte Wilhelm am Freitag.

"Mit diesem Schwung sind wir auf dem richtigen Weg, um unser Geschäft wetterfester zu machen", sagte er. "Die Transformation von Daimler ist allerdings ein Langstreckenrennen. Wir halten das Tempo weiter hoch - fokussiert und mit hoher Disziplin." Im Geschäft mit Pkw und Vans rechnet das Management sogar mit etwas mehr Umsatzrendite als zu Jahresbeginn, als Covid-19 noch keine Rolle spielte.

Was die Kosten angeht, hat Corona dem Konzern kurzfristig sogar in die Hände gespielt. Zwar sei der Effekt der Kurzarbeit, der im zweiten Quartal noch einen dreistelligen Millionenbetrag eingespart habe, im dritten schon wieder verschwunden gewesen. Dafür spare man weiter hohe Summen unter anderem bei den derzeit so gut wie gar nicht anfallenden Reisekosten ein, sagte Wilhelm.

Unter dem Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius hat Daimler einen großen Jobabbau gestartet.
Unter dem Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius hat Daimler einen großen Jobabbau gestartet.
Foto: Daimler AG

Auch langfristig sollen die Kosten runter - nicht zuletzt beim Personal, das laut Wilhelm ein knappes Drittel ausmacht. Betriebsbedingte Kündigungen sind zwar bisher kein Thema, dafür werden auf anderen Wegen Arbeitsplätze gestrichen. Wie viele es am Ende sein werden, ist noch nicht klar. Mindestens 15.000 auf jeden Fall, spekuliert wurde zuletzt eher im Bereich von 20.000 bis 30.000. Zuletzt zählte der Konzern weltweit knapp 292.000 Beschäftigte, knapp 13.000 weniger als vor einem Jahr. Vor allem habe man freigewordene Stellen nicht nachbesetzt, sagte Wilhelm. Das vor einigen Monaten angelaufene Abfindungsprogramm wirke sich bislang nicht groß aus.

Källenius will die Gewinnschwelle dauerhaft nach unten drücken. Dazu müssen auch die Elektro- und Plug-In-Hybrid-Modelle profitabler werden, wie Wilhelm betonte. Denn etwa 45.000 verkaufte Fahrzeuge im dritten Quartal und eine laut Wilhelm stark steigende Nachfrage bringen Daimler zwar der Einhaltung der CO2-Grenzwerte näher. Weil die Fahrzeuge in der Herstellung aktuell noch deutlich teurer sind, bringen sie dem Konzern aber auch weniger ein.

Bei knapp 3,1 Milliarden Euro lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im dritten Quartal. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 2,05 Milliarden Euro - das sind im Jahresvergleich sogar 19 Prozent mehr. Ohne den sogenannten Abzug von Minderheiten lag das Konzernergebnis bei 2,16 Milliarden Euro. Und das bei einem um sieben Prozent gesunkenen Umsatz von 40,3 Milliarden Euro.

Wilhelm hob abgesehen von gesunkenen Kosten auch einen für den Konzern etwas zum Vorteil gewandelten Modellmix bei der Kernmarke Mercedes-Benz hervor. Heißt: Die Kunden griffen eher bei Modellen am oberen Ende des Preisspektrums zu, bei SUVs und der S-Klasse zum Beispiel, mit denen Daimler mehr Geld verdient. Das passt zu Källenius' Ansinnen, Mercedes wieder stärker auf Luxus auszurichten. Das dritte Quartal habe gezeigt, dass sich die Strategie auch in vernünftige Ergebnisse umsetzen lasse, sagte Wilhelm.

Ob es denn nun dank steigender Verkaufszahlen bei den Elektro- und Hybrid-Modellen gelingt, die CO2-Ziele zu erreichen, darauf wollte sich der Finanzchef am Freitag nicht festnageln lassen. Man sei in Schlagdistanz, alles andere werde sich zeigen. Und auch beim seit Wochen durch die Welt geisternden Gerücht, Daimler und BMW planten den Verkauf einiger ihrer Mobilitätsdienste, blieb Wilhelm bei der bisherigen Sprachregelung: Natürlich müssten die Dienste auf eigenen Füßen stehen und gegebenenfalls sei man natürlich auch offen für Partnerschaften. "Sie können keine dauerhafte Subventionierung erfahren", sagte er. (dpa/rs)

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