Microsoft-Projekt Silica

Der Speicher im Glas

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Forschern in Microsofts Research Labs ist es gelungen, Terabytes an Daten in dünnen Glasplättchen zu speichern und so regelrechte Archivsysteme für die Nutzung via Cloud aufzubauen.
Der erste Superman - statt vielen Rollen empfindlichen Filmbands nur ein kleines dünnes Glasplättchen als Speichermedium. So startete vor vier Jahren Microsofts Project Silica.
Der erste Superman - statt vielen Rollen empfindlichen Filmbands nur ein kleines dünnes Glasplättchen als Speichermedium. So startete vor vier Jahren Microsofts Project Silica.
Foto: Microsoft

1,75 Millionen Songs oder 3.500 Filme, gespeichertgespeichert in einer Glasplatte von der Größe eines Bierdeckels: MicrosoftMicrosoft meldet Fortschritte in seinem Projekt "Silica". Vor vier Jahren hatte der Softwarekonzern erstmals anlässlich der Entwicklerkonferenz Ignite Anfang November 2019 über seine Bemühungen berichtet, Daten in Glas zu speichern. Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Storage auf CIO.de

In Kooperation mit dem Filmstudio Warner Bros. hatte Microsoft im Rahmen von "Project Silica" einen besonderen Speicher für Filmdaten entwickelt. In einer 75 mal 75 Millimeter großen und zwei Millimeter dicken Glasscheibe wurde mithilfe von Laseroptik und künstlicher Intelligenz der erste Superman-Film aus dem Jahr 1978 gespeichert. Die Daten wurden dabei in Schichten aus dreidimensionalen Gittern und Deformationen im Nanoformat codiert. Machine-Learning-Algorithmen können sie wieder auslesen, indem sie Bilder und Muster decodieren, die erzeugt werden, wenn polarisiertes Licht durch das Glas scheint.

In den vergangenen Jahren blieb es ruhig um das Projekt. Nun scheint die Technik wohl auch dank neuer KI-Funktionen einen Sprung nach vorne getan zu haben. "Glas bietet Cloud-Speicher, der effizient, nachhaltig und kompakt ist. Es verbessert die Haltbarkeit und reduziert den Platzbedarf", erläutert Ant Rowstron, Ingenieur bei Microsoft Research.

Magnetspeicher - immer wieder neu kopieren

Der Forscher verweist auf die Nachteile klassischer Speichertechniken. "Magnetische Technologie hat eine begrenzte Lebensdauer", sagt Rowstron. Die Inhalte müssten immer wieder auf neue Datenträger kopiert werden. "Ein Festplattenlaufwerk hält vielleicht fünf Jahre, ein Band zehn Jahre - wenn man mutig ist." Diese Praktiken seien wenig nachhaltig. Rowstron verweist zudem auf einen hohen Verbrauch an Energie und Ressourcen.

Daten in Quarzglas zu speichern, könne eine Alternative für herkömmliche Band- oder Festplattenarchive sein, so der Microsoft-Forscher. Der größte Vorteil liege in der Haltbarkeit des Mediums. Daten könnten bis zu 10.000 Jahre unverändert in den Glasschichten gespeichert werden. Insgesamt sei das Material auch widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse wie beispielsweise elektromagnetische Störungen durch Sonnenstürme.

Das neu entwickelte System funktioniere darüber hinaus besonders energieeffizient. Lediglich das Schreiben und Lesen der Daten benötige Strom. Die Ablage im Glas und einem entsprechenden Archivsystem erfordere keinerlei Energieaufwand. Dazu komme, dass sich die einmal in den Glasschichten kodierte Information im Nachhinein nicht mehr verändern lasse. "Diese Technologie ermöglicht es uns, Daten in der Gewissheit zu schreiben, dass sie unverändert und sicher bleiben", sagt Richard Black, Forschungsleiter für das Projekt Silica.

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