Transformation braucht Zielbilder

Digitalisierung - Das Big Picture

Dr. Oliver Janzen ist Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungshauses FAKTOR D consulting. Er schreibt er zu den Themen Digitalisierung, Transformation, IT Strategie und Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Industrie.

Das House of Digital Business als Modellvorlage

Sie haben sich im Vorhinein Gedanken über das "Big Picture", das Zielbild ihrer Transformation gemacht. Bislang gab es für solche digitale Transformationen kein Modell, weshalb wir mit dem "House of Digital Business" einen ersten Schritt in diese Richtung machen. Das Modell soll dabei kein exakter Bauplan sein, sondern alle wichtigen Komponenten eines Digital Business aufzeigen und diese in Zusammenhang setzen.

Abbildung 3: Ein Modell zur Planung ganzheitlicher digitaler Transformation.
Abbildung 3: Ein Modell zur Planung ganzheitlicher digitaler Transformation.
Foto: DST Consulting

Das neue Nutzenversprechen steht ganz oben und bildet das Dach des Hauses. Gestützt wird es auf der einen Seite von innovativen Geschäftsmodellen, Produkten und Services, die dem Kunden per App und über einen sicheren Zugriff möglichst zu jeder Zeit und an jedem Ort zur Verfügung gestellt werden.

Auf der anderen Seite wird das neue Nutzenversprechen von den Daten gestützt, die vom Kunden bei der Nutzung der angebotenen Produkte und Services sowie von seinen vernetzten Endgeräten erzeugt werden. Immer mehr Produkte beinhalten heutzutage IT-Funktionalitäten und erzeugen beziehungsweise sammeln Daten. Viele Unternehmen müssen aber erst noch lernen, diese Daten zu nutzen. Pionierarbeit leistet hier zum Beispiel der Automobilersteller Volkswagen, der mit den Fahrzeugdaten seiner Kunden etwas hat, was der Internetriese Google nicht hat.

Im digitalen Zeitalter muss das digitale Ökosystem des Unternehmens auch über die eigene Enterprise-IT hinausgehen. Vorhandene externe Datenquellen und Dienste von Partnern und anderen Anbietern werden mitgenutzt, um dem Kunden neue Services und Apps zur Verfügung zu stellen. So verwendet der Autoverleih Hertz beispielsweise ortsbezogene Wetterdaten, um Kunden bei entsprechender Witterung kurzfristig noch ein Angebot über ein Upgrade zum Cabrio auf das Smartphone zu senden.

Das Fundament des House of Digital Business bildet die für die digitale Transformation notwendige Unternehmenskultur, -organisation und -governance. In Gesprächen über die Herausforderungen der digitalen Transformation haben IT- und Business-Entscheider mir immer wieder bestätigt, dass die kulturelle Veränderung innerhalb der Belegschaft die größte Herausforderung der digitalen Transformation darstelle. Die langjährige Praxis von Change Management, also arbeiten im System, wird durch Change Leadership, also arbeiten am System, ergänzt oder gar ersetzt.

Produkte werden in Dienstleistungen transformiert

Zudem zeigt das House of Digital Business Abhängigkeiten auf, da Maßnahmen in einem Bereich logische Konsequenzen in anderen Bereichen mit sich bringen. Wer beispielsweise seine Produkte mit IT-Funktionalitäten anreichert, wer Mess- und Zählsysteme in seine Produkte integriert, der wird diese Produkte morgen nicht mehr verkaufen, sondern stattdessen die Nutzung dieser Produkte abrechnen. Produkte werden in Dienstleistungen transformiert. Ein "Produkt"-Unternehmen ändert sich also in ein "Dienstleistungs"-Unternehmen.

Um nur eine Konsequenz dessen aufzuzeigen: Unternehmen, die bislang oft rein im B2B-Geschäft aktiv waren, bekommen über ihre digitalisierten Dienstleistungen Zugang zu ihren Endkunden, und müssen künftig im B2C-Segment agieren. Aus B2B wird B2B2C. Hieraus ergeben sich konsequenterweise neue Vertriebsmodelle, neue Partnerstrukturen, und noch vieles mehr.

Fazit: Es ist Zeit zu handeln und digitale Transformationen ganzheitlich anzugehen. Denn Unternehmen, die ihre digitale Transformation halbherzig angehen, die nur punktuell Maßnahmen durchführen, werden in der digitalisierten Welt nicht bestehen.

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