CIO Auf- und Aussteiger


Standort D

Exodus in der Chefetage

15.10.2007
Von Karsten Langer

Glauben Sie im Ernst, dass ältere Führungskräfte sich im Lohn drücken lassen? Die meisten haben doch mit 50 ihre Schäflein im Trockenen, die haben es doch gar nicht mehr nötig, sich auf Kompromisse einzulassen.

Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Meine Erfahrung ist: Je höher Führungskräfte aufsteigen, desto üppiger wird ihr Lebensstil. Erst sind es zusätzliche Urlaube, dann eine Wohnung, später ein Haus, eine Ferienwohnung und so weiter. Viele vergessen darüber ihre private Altersvorsorge und haben nicht genug auf der hohen Kante.

Also haben Manager um die 50 noch lange nicht ausgesorgt?

Richtig. Das trifft nach meiner Erfahrung auf 80 bis 90 Prozent der Führungskräfte zu, also auf die Manager, die normal verdient und nicht geerbt haben. Die haben das sichere Ufer noch nicht erreicht und müssen mindestens bis zu ihrem 60. Lebensjahr arbeiten.

Wo können Unternehmen in Zukunft weiteres Führungspersonal rekrutieren?

Das Potenzial junger Führungskräfte muss viel breiter entwickelt werden. Das ist auch Aufgabe der Unternehmen. Nicht jeder Manager gehört zu den 1,5 Prozent der akademischen Überflieger. Wenn Firmen engagierte Mitarbeiter fördern, kann der Anteil ausgezeichneter Führungskräfte sicher auf fünf bis sechs Prozent erhöht werden. Das müssen keine Top-Manager sein, sondern sie können auch aus dem mittleren Management kommen.

Ansehen der Naturwissenschaften

Sehen Sie nur die Unternehmen in der Pflicht?

Nein, das fängt schon bei den Hochschulen an. Die Studiengänge, aus denen potenzielle Manager hervorgehen, müssen gestärkt werden. Die Zahl der Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure sollte sich verdoppeln. Damit das Interesse an diesen Fächern steigt, müssen Universitäten besser ausgestattet, die Lehrpläne der Schulen geändert und die Naturwissenschaften gestärkt werden. Das Ansehen dieser Berufe in unserer Gesellschaft muss sich ändern.

Wie kann das konkret aussehen?

An den Hochschulen ist es heute doch immer noch so, dass die jungen Stars aus den betriebswirtschaftlichen Studiengängen stammen. Keiner spricht von den Ingenieuren, die im Verborgenen forschen, wenn sie zum Beispiel eine neue Isoliertechnik entwickeln. Die kennt niemand.

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