Google profitiert, wenn Verlage wachsen

Google weitet Zusammenarbeit mit Verlagen aus

03.10.2017
Die Bezahlschranken von Verlagsangeboten im Web konnten in der Vergangenheit leicht durch die Google-Suche umgangen werden. Nun kommt der Internet-Riese den Verlagen entgegen: Sie können künftig selbst bestimmen, ob und was frei verfügbar ist.
Google überlässt es den Verlagen, ob und in welchem Umfang sie freie Proben ihrer kostenpflichtigen Inhalte den Google-Anwendern zeigen wollen.
Google überlässt es den Verlagen, ob und in welchem Umfang sie freie Proben ihrer kostenpflichtigen Inhalte den Google-Anwendern zeigen wollen.
Foto: achinthamb - shutterstock.com

GoogleGoogle will Verlagen weltweit dabei helfen, ihre bezahlpflichtigen Inhalte-Angebote im Web besser zu vermarkten. Die Tochter des Internetkonzerns Alphabet kündigte am Montag in Mountain View an, in der Suchmaschine journalistische Bezahlinhalte besser zu unterstützen. Dabei können die Verlage künftig selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang sie eine Auswahl der kostenpflichtigen Inhalte auf den Google-Seiten frei zugänglich machen. "Wir wollen den VerlagenVerlagen dabei helfen, in der digitalen Welt erfolgreich zu sein", sagte Philipp Schindler, Chief Business Officer von Google. Alles zu Google auf CIO.de Top-Firmen der Branche Medien

Dazu ändert Google die Darstellung von Bezahlinhalten auf seinen Seiten. In der Vergangenheit hatte die Suchmaschine die Verlage im Programm "First click free" dazu gezwungen, täglich mindestens drei Artikel kostenlos anzeigen zu lassen, damit die Inhalte hinter der Bezahlschranke überhaupt im Google-Index auftauchen. Das wurde von vielen Nutzern ausgenutzt, um systematisch die Paywalls auf Verlags-Webseiten zu umgehen. Google stoppt dieses Programm nun weltweit und ersetzt es durch ein Modell mit flexiblen Leseproben. Dabei können die Verlage selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang sie freie Proben ihrer kostenpflichtigen Inhalte sie den Google-Anwendern zeigen wollen.

Alles auf Anfang

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) begrüßte die Pläne. "Die Ankündigung von Google und Facebook, jetzt mit den Verlagen an Modellen für kostenpflichtige Inhalte zu arbeiten, ist erfreulich und ermutigend. Auch wenn die konkrete Umsetzung noch aussteht und Details noch zu klären sind, begrüßen wir diese Entwicklung ausdrücklich", erklärte BDZV-Präsident Mathias Döpfner. Auch Facebook war zuletzt auf Medienunternehmen zugegangen.

Google-Manager Richard Gingras betonte, Google wolle den Verlagen auch dabei helfen, neue Zielgruppen anzusprechen, erfolgreiche Abo-Modelle zu entwickeln und ihre Umsätze zu steigern. Bislang seien aber viele Bezahlangebote zu kompliziert, sagte Gingras. "Manchmal benötigt man 22 oder mehr Klicks, um einen Artikel zu kaufen oder ein Abonnement abzuschließen." Das schrecke viele Anwender ab. Wenn die potenziellen Kunden erst kompliziert Namen, Adresse, Passwort und Zahlungsinformationen eingeben müssten, werde die Hürde unnötig höher gelegt. Google könne dabei helfen, den Einkaufsprozess erheblich zu erleichtern. "Im Idealfall bekommen wir das mit einem Klick hin."

Zehn freie Artikel pro Monat

Bei der Entwicklung des neuen Modells mit flexiblen Leseproben seien Erfahrungen aus dem Dialog mit vielen Verlagen eingeflossen, darunter einem monatelangen Test bei der "New York Times" und der "Financial Times". Viele Herausgeber wüssten bereits, dass kostenlose Leseproben in irgendeiner Form dazu beitragen, im Internet Erfolg zu haben. "Wenn deren Umfang zu gering ist, werden weniger Nutzer auf Links zu diesen Inhalten klicken oder diese teilen. Dies könnte sich langfristig auch nachteilig auf die Markenbeliebtheit und den Traffic auf der eigenen Webseite auswirken", schrieb Gingras in einem Blog-Eintrag. Für die meisten Verlage seien zehn freie Artikel pro Monat ein guter Ausgangspunkt.

Schindler erklärte, Google sammele schon heute für viele Verlage mit Erfolg Geld für deren Inhalte ein. Allein im vergangenen Jahr seien umgerechnet rund 9,3 Milliarden Euro an Publishing-Partner ausgeschüttet worden.

Das Verhältnis zwischen Google und einzelnen Verlagen war in der Vergangenheit immer wieder durch Spannungen und Konflikte geprägt. So versucht in Deutschland eine Gruppe von Verlagen, über die Verwertungsgesellschaft VG Media den US-Konzern zu Zahlungen an die Inhalte-Anbieter zu zwingen. Über die "Digital News Iniative" (DNI) arbeitet Google aber auch intensiv mit Verlagen in Europa zusammen. Über die DNI werden zum einen Entwicklungsprojekte in Verlagen finanziell gefördert. Außerdem wurden innerhalb der DNI Google-Projekte wie "Accelerated Mobile Pages" (AMP) vorangetrieben, die für eine schnellere Anzeige von Web-Inhalten auf Smartphones sorgen.

Die deutschsprachigen DNI-Partner wollen sich bei den Medientagen Ende Oktober in München mit Google treffen, um weitere Perspektiven der Zusammenarbeit zu besprechen. (dpa/rs)

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