Die wöchentliche CIO-Kolumne

Hackordnung für leistungsfähigeres IT-Personal?

Am morgigen Dienstag sind die Terminkalender der Unternehmensspitze und des Gesamtbetriebsrats beim Münchener Chiphersteller Infineon blockiert. Auf der Agenda steht das seit Ende letzten Jahres von Infineons Top-Management forcierte Programm "Forced Ranking" - eine Liste, in der sämtliche Mitarbeiter nach Leistung eingruppiert werden sollen - Fließbandarbeiter genauso wie IT-Fachkräfte.

Die Idee: Vorgesetzte durch alle Hierarchiestufen hindurch identifizieren Mitarbeiter, die ihre Leistung bringen und jene, die schwächere Leistung bringen. Wer durch das Leistungsraster fällt, kommt in ein Weiterbildungsprogramm - oder auf eine andere Position. Die Effizienz im Unternehmen soll so steigen.

Der deutsche Gesamtbetriebsrat von Infineon ist empört - und sieht Klärungsbedarf. Besonders deutlich wird Wolfgang Müller, der bei der IG Metall Bayern als Betreuer für Siemens und Infineon arbeitet, und in Diskussionsrunden des Infineon-Betriebsrats dabei war. Er sagt: "Hier wird ein Terror gemacht, der die Unternehmenskultur radikal zerstört."

Der Betriebsrat sei dabei teilweise umgangen worden, der rechtliche Verzicht auf die Sozialauswahl in Deutschland nicht möglich, so die Meinung des Infineon-Gesamtbetriebsrats, der sich in Anbetracht auf das morgige Treffen aber lieber noch zurückhält. Klar ist: Es gab Zoff, weil der Betriebsrat nicht in alle Details eingeweiht wurde. Zum Beispiel plante die Firmenleitung ohne Zustimmung des Betriebsrate, dass alle Mitarbeiter eigentlich schon zum 1. April gerankt sein sollten. Doch nicht einmal die Zustimmung für ein Ranking hätte sich die Infineon-Führung abgeholt. Zudem wurde, so berichtet Wolfgang Müller, eine Quote von fünf Prozent so genannten Low-Performern ausgegeben - denjenigen Mitarbeitern also, die, im Wortlaut der Unternehmenssprecherin Katja Schlendorf "schwächere Leistung bringen."

"In Deutschland liegt der Blick immer auf den schwächeren Mitarbeitern", bedauert Schlendorf von Infineon. "Wir wollen gleichzeitig auch Leistungsträger fördern." Erste Erfahrung mit den Beurteilungen macht derzeit eine eigenständig wirtschaftende Infineon-Tochter, das Werk in Dresden. Hier hat sich der Betriebsrat für die Einführung des Konzeptes ausgesprochen, gegen den Widerstand der Gewerkschafter von IG Metall.

Dass dabei allerdings weitgehend mit dem Hackebeil geurteilt wird,scheint die Geschäftsleitung nicht weiter zu stören. Der Infineon-Maßstab ordnet die Leistung seiner Mitarbeiter nach zwei Kategorien: einerseits deren Potenzial, anderseits deren Leistung. Die Skala reicht jeweils von 1 bis 3. IG-Metaller Müller: "Die Wahrscheinlichkeit, vom Star zum Low-Performer zu werden, ist hier sehr hoch. Es gibt zudem keine Objektivität der Kriterien: DasProgramm taugt für einen alkoholkranken Fließbandarbeiter; aber nicht für einen Softwareentwickler."

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