JÜRGEN MAIDL

IT und Motorblöcke – alles aus einem Guss

04.03.2002
Von Torsten Engelhardt
Die Globalisierung zwingt BMW zum Strukturwandel bei den Informationstechnologien. Zentralisieren, standardisieren, vernetzen und 24 Stunden verfügbar sein: Das sind die Aufgaben, die IT-Leiter Jürgen Maidl bewältigen muss.

EIN STURM PFEIFT um den überdimensionalen Vierzylinder am Münchener Petuelring. Die Sicherheitskontrollen am Eingang erinnern an das Kanzleramt: „Früher mussten wir uns vor der Roten-Armee-Fraktion schützen, heute vor den Islamisten“, so die Pförtnerin gebieterisch. Immerhin seien die Bayerischen Motorenwerke (BMW) „ein Bluechip“, bittet der Pressesprecher um Verständnis. Die Tonlage seiner Stimme schwingt zwischen Andacht und Respekt, während der Fahrstuhl sanft gen Himmel schnurrt. Das Treffen mit Jürgen Maidl findet in der Konferenzetage des Hauses statt – nicht in seinem Büro. Das Signal kommt an: Bei BMW zählt allein das Unternehmen; die Mitarbeiter haben sich hinter der mächtigen Marke zu ducken.

 Der 41-jährige Maidl ist Leiter der letztes Jahr geschaffenen Abteilung Zentrale Informationstechnologie. „Es war nötig, unsere IT-Organisation noch stärker zu straffen und die Verantwortung auf wenige Einheiten zu konzentrieren“, begründet Maidl die Entstehung der neuen Abteilung. Statt einer Vielzahl kleiner Inseln in den Abteilungen des Unternehmens hat jetzt nur noch jedes Vorstandsressort seinen eigenen IT-Stab. Darüber hinaus gab es bisher zwei Einheiten, die sich mit unternehmensübergreifendem Koordinieren, Harmonisieren und den IT-Leitlinien befassten: die eine zuständig für Planung, Steuerung, Strategie und Architektur, die andere für Infrastruktur und Technologie. In einem fünfmonatigen Prozess wurden beide Abteilungen nun zu einer verschmolzen. Die Zentrale Informationstechnologie ist dem Finanzvorstand unterstellt und koordiniert die Aktivitäten aller IT-Abteilungen. 400 Mitarbeiter sind hier beschäftigt; hinzu kommen noch einmal 300 im Ausland, die fachlich von München aus geführt werden.

 Mit dem Strukturwandel hofft BMW, die fortschreitende Globalisierung des Unternehmens in den Griff zu bekommen. Zu viele Köche sorgten offenbar für zu viele verschiedene, inkompatible Lösungen. BMW produziert immerhin von Brasilien bis Südafrika, montiert von Mexiko bis Vietnam und vertreibt von Finnland bis in die USA.

 Software muss nicht aus Bayern kommen

 Copy Exact, E-Business und 24/7-Fähigkeit heißen die Herausforderungen, denen sich IT-Leiter Maidl und seine Kollegen derzeit stellen. Die Ziele sind hoch gesteckt. So sollen weltweit die gleichen Prozesse mit den gleichen Systemen gemessen, geregelt und gesteuert werden (Copy Exact). „Natürlich müssen wir dabei ein paar landesspezifische IT-Besonderheiten berücksichtigen, aber im Prinzip sollen Produktion, Vertrieb oder Accounting etwa in Indonesien über jeweils identische Prozesse abgewickelt werden wie in den USA oder Deutschland“, sagt Maidl. Dass BMW dabei zu einem gigantischen Exporteur deutscher Software wird, ist ein Nebenaspekt. „Entscheidend ist nicht, woher die Programme kommen; entscheidend ist, wie sie eingesetzt werden“, sagt er und räumt mit lokalpatriotischer Großzügigkeit ein: Das Unternehmen arbeite gelegentlich auch mit Software, die aus anderen Ländern als Bayern kommt.

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