"Schlecht recherchierter Beitrag"

Kritik an Chaos Computer Club

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Zu wenig Marketing für den neuen Personalausweis

Mich wundert, dass man den neuen Ausweis mit so wenig Marketing bewirbt. Für die Ausgabe der IT-Sicherheitspakete wird mit 24 Millionen Euro viel Geld in die Hand genommen. Die Bürger erhalten verbilligte Kartenlesegeräte und Software. Aber, wenn so wenig Werbung dafür gemacht wird ist, bleibt die Frage, wer das denn dann kauft. Außerdem gibt es ein Henne-Ei-Problem: Das heißt, die Bürger können den neuen Personalausweis nutzen, aber es gibt bisher nur wenige der angekündigten Anwendungen.

Zertifikat ist nicht gleich mit dabei

Alle, die eine Anwendung anbieten, bei der man sich mit dem neuen Ausweis über das Internet authentifiziert, müssen ja auch ein Stück Software implementieren. Das machen wohl nur wenige, weil sie befürchten, dass sich kaum jemand den Personalausweis mit der neuen optionalen eID-Funktion bestellt. Und wenn man mit dem Ausweis digital signieren will, muss man ja noch einmal zusätzlich Geld ausgeben. Das Zertifikat zum Signieren wird nicht zugleich mit dem Ausweis ausgeben. Man muss anschließend prüfen, wo man ein Zertifikat zum Signieren bekommt, das man selber aufspielen muss. Es kostet einen höheren zweistelligen Euro-Betrag und gilt nur für drei Jahre, danach muss man noch einmal bezahlen.

CIO.de: Was wünschen Sie sich?

Bartonitz: Ich hätte mir gewünscht, dass das Zertifikat gleich mit dabei ist, und dass diejenigen, die davon profitieren in einen Fonds einzahlen und die digitale Signatur so mit finanzieren. Denn die Banken und Versicherungen sowie alle Branche, bei denen Kunden etwas unterschreiben müssen profitieren ja davon. Diese Unternehmen freuen sich doch darüber, wenn das zukünftig elektronisch und nicht mehr auf Papier passiert.

CIO.de: Was ist der Grund, warum dem nicht so ist?

Bartonitz: Der Grund liegt 15 Jahre zurück. Als damals die Signaturkarten eingeführt wurden, hat man gesagt, das machen wir nicht in bundeshoheitlicher Verwaltung, sondern lassen es privat finanzieren. So haben die Zertifizierungsdienste-Anbieter aufgerüstet und für die Ausgabe und die Verwaltung der Zertifikate Rechenzentren gebaut. Diese Unternehmen haben Geld in die Hand genommen, um dann daran zu verdienen. Das hat schon damals nicht geklappt. Es sind kaum Karten verkauft worden. Da habe ich schon die Sorge, dass es mit dem neuen Ausweis einen ähnlicher Schuss in den Ofen gibt, wenn das nicht entsprechend gefördert wird.

Ich hätte mir gewünscht, dass da deutlich mehr gemacht wird. Die Finnen zum Beispiel haben die digitale Signatur komplett kostenfrei gestellt. Das hat gut funktioniert. Warum also nicht auch in einem Land wie Deutschland, das ja hier auch Vorreiter sein will? Da wurde gepatzt.

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