Strategien


Dorma Glas

Logistische Zeitenwende

07.02.2005
Um Lücken in der Lagerverwaltung zu schließen, hat Dorma Glas eine SAP-gestützte, mobile Datenerfassung entwickelt. Innerhalb weniger Sekunden wird die Buchhaltung nun bei Bestandsänderungen aktualisiert.

Andreas Kruse duldet keine Schlupflöcher mehr. Viel Feinarbeit hat der Leiter Logistik bei der Dorma Glas GmbH in Bad Salzuflen investiert, um die Abläufe im Fertigwarenlager en detail elektronisch zu erfassen. Den verfügbaren Bestand kann er nun innerhalb weniger Sekunden quasi auf Knopfdruck ermitteln. Nur die Verluste durch Diebstahl nicht. Sorgfältig schließt Kruse die Gittertür, nachdem der letzte Besucher die Halle betreten hat.

Acht Logistik-Manager sind an diesem kalten Novembertag ins lippische Bad Salzuflen gekommen, um sich über die Vorzüge der mobilen Datenerfassung bei Dorma Glas zu informieren, die das Unternehmen im Rahmen des TOP-100-Programms des Bundeswirtschaftsministeriums präsentiert. Nun stehen sie in einer Halle, etwa halb so groß wie ein Fußballfeld. In den mannshohen Metallregalen stapeln sich Glasbeschläge aller Art: schön geformtes Metall, das bald Wohnzimmertüren schmückt. Funktionelles, das Glasfronten von Verkaufsräumen in faltbare Raumteiler verwandelt. Oder stabile Beschläge, die Drehtüren in Flughäfen gegen Massenandrang rüsten.

Im toten Winkel von SAP

Noch vor wenigen Jahren riss sich die Kundschaft aus Handwerk und BauindustrieBauindustrie um diese Produkte. Doch der Boom ist vorbei. Nicht Qualität und Design, sondern Service und Liefertreue entscheiden heute darüber, ob Dorma Glas seine Produkte in den oberen Preissegmenten vermarkten kann. Keine leichte Aufgabe, denn pro Tag verlassen im Schnitt 250 Aufträge mit 1200 Lieferpositionen das Werk. Gewünscht werden Standard- und Sonderartikel in Bestellmengen zwischen einem und 5000 Stück. Bei Artikeln, die ab Fertigwarenlager geliefert werden, liegen zwischen Auftragseingang und Versand knapp drei Stunden. "Deshalb brauchen wir in SAPSAP immer den aktuellen Bestand", sagt Logistiker Kruse. "Sonst kann es passieren, dass wir Kunden Lieferfristen zusagen, die wir nicht einhalten können." Alles zu SAP auf CIO.de Top-Firmen der Branche Bauindustrie

Die Logistik, die er bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren vorfand, konnte diesen Anspruch nicht erfüllen. Lediglich 70 Prozent der Artikel wurden über SAP disponiert. Und das mit hohem Risiko. Denn die EDV gaukelte manchmal Vorräte vor, die nicht mehr zur Verfügung standen. Das Problem: Die Ware wurde erst dann aus dem Fertigwarenlager gebucht, nachdem sie im Versand verladen worden war. Kommissionierte Güter, die noch nicht verschickt, aber bereits vergeben waren, blieben manchmal tagelang im toten Winkel der SAP-gestützten Buchführung. Den Lageristen fehlte ein Buchungsschritt, der signalisierte: "Ware kommissioniert und dem Versand übergeben".

Das klobig-graue Endgerät, das Lagerleiter Peter Hein in den Händen hält, während er den Kommissionierwagen zielsicher durch die Regalschluchten steuert, hat diesen Misstand beseitigt. Es kann Barcodes lesen, Daten über ein drahtloses Netzwerk verschicken, Befehle über eine Tastatur empfangen und Informationen über ein kleines, textbasiertes Display ausgeben. Bevor Hein einen Beschlag aus dem Regal nimmt, gleicht er mit dem Mobilgerät zunächst die Barcodes auf seinem Auftragszettel und am Regalboden ab. Durch kurze Befehle auf der Tastatur schickt er die Buchung dann via WLANWLAN und Standleitung an das R/3-System der Zentrale in Ennepetal. Von dort erhält er innerhalb weniger Sekunden eine Bestätigung seiner Buchung oder eine Korrekturmeldung, optisch jeweils untermalt durch die Dioden der WLAN-Antennen, die unter der Decke hängend jeden Datenverkehr durch hektisches Blinken begleiten. Alles zu WLAN auf CIO.de

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