Strategien


Elektronikhersteller

Mit welchen Methoden Samsung die Welt erobert

14.05.2014

Angreifer aus China

Wer laut über die Gründung einer unabhängigen Gewerkschaft nachdenkt, wird eingeschüchtert, isoliert und gefeuert, so wie Kim Sung-hwan, der danach von außen eine Samsung-Gewerkschaft gründete. Mitarbeiter, die den Ex- Kollegen treffen, würden verfolgt und verhört, erzählt er in einem schäbigen Büro bei Seoul.

Beim Arbeitsschutz wiederum ist Samsung ins Visier von Menschenrechtsgruppen geraten. In einem Krankenhaus in Chuncheon nördlich von Seoul sitzt die 35-jährige Han Hi-kyoung im Rollstuhl. Ihre Arme zucken, ihr Gesicht verzerrt sich. "Ich könnte Samsung töten", stößt sie mühsam hervor. Seit der Entfernung eines Hirntumors kann die junge Frau nicht mehr laufen und kaum sprechen.

Sechs Jahre lang hatte Han 16 Stunden täglich in einer Samsung-Fabrik Displaymodule zusammengebaut. Dabei kam sie ständig mit einer Bleicreme in Berührung und atmete ihre Dämpfe ein. 56 ehemalige Arbeiter in der Halbleiterproduktion von Samsung sind der Aktivistengruppe Sharps zufolge frühzeitig verstorben, die meisten an Krebs. Samsung leugnet jeden Zusammenhang, weigert sich aber, die eingesetzten Chemikalien preiszugeben. Zugleich bietet der Konzern Kranken und Angehörigen Geld, das mit einer Schweigeauflage verbunden ist.

Angriff auf Samsung

Noch kann Samsung im Chipgeschäft den Vorsprung halten. Die Erfolge mit Smartphones, Tablets und Fernseher auf der einen nähren die Produktion von Komponenten auf der anderen Seite. "Wachsende Marktanteile bei Smartphones und der Verkauf mobiler Komponenten stärken sich gegenseitig", sagt Chung Chang-won, Analyst beim Brokerhaus Nomura.

Unbegrenzt funktioniert das aber nicht. Bei den Endgeräten greifen chinesische Nachahmer die Koreaner mit ihren eigenen Methoden an: Huawei und ZTE bei Handys und Smartphones, Haier bei Fernsehern und Haushaltsgeräten sowie Lenovo bei Computern. Das drückt die Margen der Samsung-Geräte. Schon heute ist der koreanische Riese lange nicht so profitabel wie Apple. Von der anderen Seite nähern sich Softwareriesen wie Google, die sich eigene Hardware-Unternehmen zulegen.

"In China, für China"

Samsung setzt eine zweigleisige Strategie dagegen. Zum einen flüchtet der Konzern aus dem teuren Produktionsstandort Korea. Neue Chip- und LCD-Fabriken entstehen entweder in Billigländern wie Vietnam oder im neuen Zielmarkt China. Unter dem Schlagwort "In China, für China" will Samsung dort mehr für den Binnenmarkt produzieren. "Samsung sieht China, nicht Apple als die eigentliche Gefahr, deshalb will man die Chinesen in China bekämpfen", meint Experte Michell.

Zum anderen investiert Samsung, wo sich das bewährte Geschäftsmodell mit guten Aussichten wiederholen lässt - in Logikchips, OLED-Fernseher, LED-Lampen, Drucker, Solarzellen, Lithium-Ionen-Akkus und Medizintechnik. Michell ist zuversichtlich: "Samsung kontrolliert alle Wege in die digitale Zukunft und lernt sehr schnell aus Fehlern."

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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