Gehst du nach Rom …

Multikulturelle Zusammenarbeit in der IT bei Bayer

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Globalisierung ist bei der Bayer AG nichts Neues. Doch manche Herausforderungen halten sich hartnäckig. Etwa die Zusammenarbeit mit fremden Kulturen. Die alte Weisheit "Gehst du nach Rom, benimm dich wie ein Römer" reicht nicht mehr. Bayer-CIO Andreas Resch geht es heute um ein erfolgreiches Miteinander von Teams mit mehreren Nationalitäten.
Bayer-CIO Andreas Resch: "Der IT-Manager muss in der Lage sein, mit Menschen unterschiedlichster Herkunft in Kontakt zu treten."
Bayer-CIO Andreas Resch: "Der IT-Manager muss in der Lage sein, mit Menschen unterschiedlichster Herkunft in Kontakt zu treten."

Er befindet sich schon wieder auf dem Heimflug. Diesmal war Andreas Resch gar nicht so weit weg. Barcelona hieß die Station. In der Hauptstadt der Katalanen unterhält Bayer Business Services eines seiner weltweit verteilten Shared Service Center, Resch ist also öfters vor Ort.

Und das ist wichtig, nicht nur um technische Details zu klären oder Unterschriften unter Verträge zu setzen: Für den studierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Resch ist der Kontakt mit den Menschen eine der wesentlichen Herausforderungen für CIOs global tätiger Unternehmen. Noch wird dieses Feld gerne vernachlässigt. "Für das persönliche Kennenlernen muss viel mehr Zeit eingeräumt werden, als in der fachlichen Projektarbeit im Vorfeld üblicherweise geplant wird", lautet seine Forderung.

Selbst Jahre nachdem das Thema Interkulturalität in der Wissenschaft und schließlich in der Agenda der Konzerne angekommen ist, hält er es nach wie vor für brisant, besser: erfolgsentscheidend. Der Schlüssel dazu liegt nach Reschs Auffassung in der Schaffung von Vertrauen. Denn: "Die größten Differenzen lassen sich überbrücken, wenn die Menschen einander vertrauen. Tun sie dies nicht, so führen schon die kleinsten Differenzen zu Blockaden."

Bei Bayer gibt es daher schon seit Jahren eine spezielle Ausbildung hierfür, die "Project Leadership Academy", in der Projektleiter auch für das Thema interkulturelle Kommunikation sensibilisiert werden - beispielsweise indem sie lernen, welche Gepflogenheiten in Japan auf sie zukommen werden, einem Land, in dem das kleine Wort "Nein" nur ganz selten fällt.*

*Japaner sagen ungern "Nein"

Für Japaner ist eher das Ignorieren eine Möglichkeit, Ablehnung auszudrücken. Wenn etwa in einem Antwortbrief die gestellte Frage überhaupt nicht erwähnt wird, hat der Japaner sie nicht einfach vergessen, sondern er drückt damit einfach eine höfliche Ablehnung aus. Würde die Frage nun erneut gestellt werden, brächte das den japanischen Kollegen in arge Verlegenheit, denn damit würde er zu einem klaren - und damit unhöflichen - "Nein" genötigt werden. So unangenehm es ist, Ablehnung zu äußern, so bedenkenlos kann man in jeder Situation "ja" sagen. Allerdings bedeutet im Japanischen ein "Ja" nicht unbedingt eine Zustimmung zu einer Meinung oder Absicht, sondern es dient lediglich dazu zu bestätigen, dass man vernommen hat, was der andere sagt. Beim Telefonieren verlangen die Regeln der Höflichkeit, dass der Zuhörer in kurzen Abständen "hai, hai" wiederholt. Damit signalisiert er dem Sprecher, dass er noch am Apparat ist und aufmerksam lauscht. Bleibt diese regelmäßige Rückmeldung aus, wird der Gesprächspartner nach kurzer Zeit seine Rede unterbrechen und fragen: "Moshi-moshi?", was so viel bedeutet wie "Bist du noch dran?".

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