Ausgehungertes Betriebssystem

Warum der Windows Nano Server das Rechenzentrum revolutioniert

Jonathan Hassell schreibt unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld.com.
Alle Augen sind derzeit auf Windows 10 gerichtet, aber Microsofts neuer Nano Server dürfte viel weitreichendere Auswirkungen haben.

Im April präsentierte MicrosoftMicrosoft heimlich, still und leise, woran seine Windows ServerServer Engineering Teams bereits geraume Zeit gearbeitet haben. Man könnte als eine weitere Veröffentlichung aus einer langen Reihe von Produkten betrachten, aber der Nano Server hat das Potential, die Rechenzentren dieser Welt ganz neu aufzustellen. Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Server auf CIO.de

Was ist der Windows Nano Server?

Windows Nano Server hat ursprünglich auf den Projektnamen Tuva gehört (an dieser Stelle Dank an Microsoft, dass es nicht mit der Tradition gebrochen hat, wirklich coole Codenamen zum Release durch brutal langweilige Produktnamen zu ersetzen) und ist im Wesentlichen Windows ohne GUI und andere Anhängsel. Anders als der Server Core, einer GUI-losen Installationsmöglichkeit des Windows Server 2008, kommt der Windows Nano Server wirklich ohne jede Verbindung zur grafischen Benutzeroberfläche oder zu GUI-basierten Applikationen aus.

Beim Server Core wurde einfach das GUI weggelassen, die dahinterliegenden Win32 API-Oberfläche wurde aber weitgehend beibehalten, so dass man mittels Haken in einer Checkbox sämtliche Komponenten reaktivieren konnte - zumindest ab dem Windows Server 12. Man musste nichts nachinstallieren. Der Windows Nano Server kommt dagegen komplett ohne 32-Bit Application Support aus, auch die Microsoft Installer (MSI)-Applikationen sucht man vergeblich, genauso wie viele andere Anwendungen, die im Laufe der Zeit entstanden sind und heute bei Cloud-Rechnern für mehr Probleme denn Lösungen sorgen.

Windows Nano Server wird als "headless" und "sessionless" angepriesen: Wie erwähnt findet sich kein GUI. Es gibt auch kein lokales Login, keine Möglichkeit, Maus oder Keyboard anzuschließen oder ihn irgendwie auf dem Desktop zu verwalten. Stellen Sie sich ihn als Linux Box in der Cloud vor, zu der Sie keinen SSH-Zugang haben - Sie müssen ihn remote nutzen und verwalten. Außerdem kann er nichts außer Services und Applikationen hosten. Er ist sehr kompakt und verfügt über wenige Anschlüsse - gerade genug, um als Server-Betriebssystem für ganz bestimmte Fälle zu fungieren.

Beim Windows Nano Server geht es einzig darum, Applikationen darauf laufen zu lassen - "kopflose" Applikationen, die speziell für den Nano designt wurden, ihre Verwaltungswerkzeuge remote offerieren und Nutzeranfragen ohne großes hin und her beantworten. Solche Applikationen, die ganz speziell für den Nano Server gebaut werden und in Containern laufen können, nutzen Runtimes wie C#, Java, Node.js oder Python.

Auf dem Windows Nano Server können auch Infrastructure-Services wie ein Scale-out File Server, DNS, DHCP, in eingeschränktem Maße Hyper-V, Hyper-V Failover Clusters und einiges mehr laufen. Es gibt nur eingeschränkt Unterstützung für Standard-Windows-APIs. Kurz gesprochen funktioniert alles, was keine großen Interaktionen oder Support für GUIs oder 32 Bit Application benötigt.

Wie wirkt sich das Weglassen des GUI Application Support Framework in der Realität aus? Antwort: In vielen Beziehungen. Im handelsüblichen Windows Server findet sich jede Menge überflüssiger Programmiercode - trotz der hochklassigen Qualitätsanmutung jüngster Server-Releases. Im Nano Server findet sich nichts mehr davon. Das lässt sich an folgenden Fakten ablesen:

  • Microsoft erwartet, dass der Windows Nano Server in einer Virtuellen Maschine (VM) um 93 Prozent weniger Platz benötigt als Windows Server Core, Und der ist schon um einiges kleiner als eine Vollversion von Windows.

  • Microsoft geht zudem davon aus, dass es für den Windows Nano Server um 92 Prozent weniger sicherheitsrelevante Bulletins und Patches geben wird, das wäre ein Spitzenwert. Einer geringen physikalische Angriffsfläche und kaum Code, auf dem Schadprogramme ausgeführt werden können, sei Dank.

  • Windows Nano Server wird nach Meinung der Erbauer für 80 Prozent weniger Reboots beim Installieren und Updaten sorgen, da kein altbackener Win32-Code bremst. Das neue Kernbetriebssystem benötigt zudem keine Downtimes, um gepatcht zu werden. Das macht Nano besonders für unternehmenskritische Anwendungen interessant.

  • Der Windows Nano Server läuft in sich selbst, ein Windows Nano Server-Host mit Hyper-V kann also Nano Server-VMs beherbergen, und zwar bis 1000 Windows Nano Server-Gast-VMs innerhalb eines Terabyte RAM. Unvorstellbar für heute gängige Windows Server - stopfen Sie ruhig mal 1000 VMs in einen Host und warten Sie, was passiert.

  • Der Windows Nano Server wird ausschließlich remote administriert, dabei kommt eine Kombination aus Windows Management Instrumentation (WMI) und PowerShell zum Einsatz. Beide erfreuen sich einer großen Zahl von Admin-Softwares und Third-Party-Management-Tools. Zusätzlich soll es ein weiteres Web Management Tool geben.

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