Laut Studien kann jeder Siebte betroffen sein

Wenn Aufschieberitis die Karriere bremst

20.08.2008
Von Nicolas Zeitler

Wer besonders gewissenhaft und ausdauernd ist, neigt demnach weniger stark zum Aufschieben auch unangenehmer Dinge. Als stark mit dem Hang zum Aufschieben verbunden gilt hingegen die Impulsivität. Menschen, bei denen dieses Persönlichkeitsmerkmal stark ausgeprägt ist, neigen dazu, schnell erreichbare Erfolge eher anzustreben als Dinge zu tun, die erst auf lange Sicht ein positives Ergebnis versprechen.

Wege aus der Falle

Glaubt man Rist und Engberding, könnte die Verbreitung des Aufschiebe-Leidens künftig zunehmen. E-Mail, Internet und Mobiltelefon böten immer mehr Ablenkungsmöglichkeiten. Eine Studie von Joseph Ferrari hingegen spricht eher gegen diese Vermutung. Der Chicagoer Psychologe untersuchte 1.400 Erwachsene aus sechs Ländern. Unter den Studienteilnehmern aus ländlichen, abgeschiedenen Regionen war das Leiden fast genau so stark verbreitet wie unter den Probanden aus großen Städten, die ständigen Zugang zu den neuesten Kommunikationstechnologien hatten.

Als Ausweg aus dem ewigen Aufschieben schlägt Hans-Werner Rückert von der Psychologischen Beratung an der Freien Universität Berlin in Vorträgen sein "BAR-Programm" vor - die Abkürzung steht für Bewusstheit, Aktionen und Rechenschaft. Im ersten Schritt müsse sich ein Prokrastinierer über Gründe seines Aufschiebens, Konflikte und Selbstbewertungen klar werden.

Rückert zufolge tut ein Mensch etwas dann, wenn es zu mindestens 70 Prozent mit positiven Gefühlen verbunden ist. Indem man sich selbst motiviere, beruhige und abgleiche, ob man sich auch wirklich mit den verfolgten Zielen identifiziere, könne man diese 70 Prozent erreichen. Wer das selbst nicht schaffe, müsse ein Vorhaben aufgeben oder aber eine Psychotherapie machen.

Zeit realistisch planen

Was den zweiten Schritt, die Aktionen angeht, ermahnt Rückert Aufschieber dazu, realistisch zu planen - und zwar sowohl ihre Ziele als auch die zum Erreichen nötige Zeit. Fortschritte werden zudem besser sichtbar, wenn man den Weg in kleine Etappen aufteilt. Das deckt sich mit Beobachtungen von Rückert. Seinen Untersuchungen zufolge leiden mehr Studenten aus unstrukturierten Studiengängen an der Aufschieberitis als Hochschüler, in deren Fach ein eher starrer Studienplan mit häufigen Prüfungen vorgegeben ist.

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