Aus Luxus wird Standard

Wie sich deutsche Haushalte wandeln

30.10.2013
Vor 50 Jahren noch unerschwinglicher Luxus für die meisten, sind heute viele Elektrogeräte in deutschen Haushalten längst Standard. Die technische Entwicklung hat aber einiges schon wieder überholt. Das wird weitergehen, sagen Experten.

Der digitalisierte Alltag einer modernen Familie mit mehreren SmartphonesSmartphones, permanentem Internetzugang und elektronisch gesteuerter Haustechnik müsste einem Menschen aus den 60er Jahren wie Science Fiction vorkommen. Was damals in privaten Haushalten fast unerreichbarer Luxus schien, ist heute selbstverständlich, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in umfangreichen Listen dokumentiert hat. Nahezu jeder Haushalt hatte Anfang 2013 ein Telefon und einen Kühlschrank, Fernseher und Waschmaschine waren nur in jeder 20. Wohnung nicht zu finden. Alles zu Smartphones auf CIO.de

Alle fünf Jahre erheben die Statistiker mit Stichproben die Ausstattung der nunmehr über 40 Millionen deutschen Haushalte. Mitten im Wirtschaftswunder bot sich bei der ersten Umfrage im Jahr 1962/1963 noch ein karges Bild: Ein Telefon hatten nur 14 Prozent bei der Deutschen Bundespost erfolgreich beantragt und aufgestellt bekommen. Ein gutes Drittel (34 Prozent) besaß bereits selbst ein Fernsehgerät und konnte ab April 1963 ein zweites deutsches Fernsehprogramm in Schwarz-Weiß empfangen. Auch Kühlschränke gab es nur in jedem zweiten Haushalt, von Geschirrspülern ganz zu schweigen.

50 Jahre später gibt es laut Bundesamt im Schnitt pro Haushalt 1,2 Kühlschränke, drei Telefone und 1,6 Fernseher. Dazu kommen noch zwei CD-Player, 1,5 Fotoapparate, 1,7 Computer und vieles mehr. Bei den Basisprodukten registrieren die Statistiker schon länger eine annähernde Vollversorgung. Wer keinen Fernseher hat, gehört zu einer Minderheit von fünf Prozent und will vielleicht auch gar keinen.

Grundsätzlich gilt, dass größere Haushalte, wo Familien möglichst in den eigenen vier Wänden leben, die meisten Geräte besitzen. Junge Hipster, arme Mieter und alte Menschen kommen aus unterschiedlichen Gründen mit weniger aus.

Die abgefragte Ausstattung hat sich über die Jahre immer wieder geändert. Beim Statistischen Bundesamt berät eine eigene Kommission darüber, welche Artikel typischerweise angeschafft werden und welche von der Liste gestrichen werden können. Das anfängliche Interesse der Statistiker an Mixern oder Kaffeemaschinen erschien schon nach der ersten Befragung zu kleinteilig. Auch Bügelmaschinen oder separate Wäscheschleudern werden nicht mehr erfasst. Über andere Geräte wie Schmalfilmkameras oder die nach 2003 ausgelisteten Videorecorder ist die technische Entwicklung hinweggegangen. Dafür sind beispielsweise Spielekonsolen und Pay-TV-Empfänger neu aufgenommen worden.

Der Wandel wird sich eher beschleunigen, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Nachdem die Smartphones die vorher eingeführten MP3-Player nahezu überflüssig gemacht haben, stehen nun die diversen Abspielgeräte für Filme zur Disposition: "Viele Leute wollen die MedienMedien ja gar nicht mehr physisch besitzen, sondern sie nur noch bei Bedarf abrufen." Musik wird gestreamt und der Film kommt direkt aus dem Netz statt aus dem Player auf das Smart-TV. Der große Monitor im Wohnzimmer werde aber bleiben, sagt Stehle, der auch für Kameras trotz der Handy-Konkurrenz noch eine gute Zukunft sieht. Top-Firmen der Branche Medien

Auch der Deutschen liebstes und teuerstes Konsumgut, das Auto, hat zumindest unter jungen Menschen in den Ballungsräumen ein zunehmend altbackenes Image. Cool ist, wer teilt und mitfährt, ein eigener Wagen bereitet vor allem Kosten und Sorgen um den Parkplatz. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat jüngst herausgefunden, dass die im internationalen Vergleich ohnehin nur maue Neigung der Deutschen zur Anschaffung eines neuen oder gebrauchten Autos in den Ballungsräumen noch einmal deutlich geringer ist: Wollen landesweit immerhin 15 Prozent in den kommenden zwei Jahren einen Wagen kaufen, sind es in den Großstädten nur 11 Prozent. (dpa/rs)

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