Strategien


Standard-IT für Mischkonzern

Aufräumen bei Linde

07.04.2003

In einem zweiten großen Projekt begann das Board, die Rechenzentren zu konsolidieren. Hätte Linde an allen 25 festgehalten, wären die laufenden Kosten für die 13 europäischen Zentren wegen der Sicherheitsanforderungen an die SAP-Software (12000 Anwender) um 2,1 Millionen Euro im Jahr gestiegen. Aus technischer Sicht hätten ein RechenzentrumRechenzentrum in Europa und eins in den USA gereicht; Wroblowski votierte für vier Standorte. Letztlich einigte sich das Board unter Berücksichtigung der verschiedenen Interessen auf sechs. Wroblowski ist dennoch zufrieden mit dem Ergebnis und der Zusammenarbeit allgemein: "Für mich gibt es hier wenig 'interne Politik'." Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Wroblowski hat da durchaus Vergleichsmöglichkeiten. Erste Erfahrungen sammelte der gebürtige Halberstädter 1985 nach dem Informatikstudium bei VEB Automatisierungsanlagen in Cottbus - bis das Werk wenige Wochen nach dem Mauerfall 1989 von ABB gekauft wurde. Dort stieg er zum IT-Chef auf und ging 1993 zur ABB Gebäudetechnik nach Mannheim, wo er auf die Business-Seite wechselte. Ab 1995 leitete er die IT und später die ausgegründete IT-Tochter des Dachbaustoffherstellers Braas in Oberursel. "Manche Mitarbeiter glauben mir das nicht, aber die Entscheidungsstruktur liegt bei Linde auf der einfacheren Seite des Durchschnitts, den ich bisher kenne."

Sparziel: drei Millionen Euro jährlich

Insgesamt will Linde bis 2006 allein bei den Rechenzentren 6,5 Millionen Euro oder durchschnittlich 1,3 Millionen jährlich sparen; im "eingeschwungenen Zustand", so Wroblowski, sollen die jährlichen Kosten um durchschnittlich zwei Millionen unter denen von 2001 liegen. "Zugleich haben wir ein deutlich höheres Sicherheitsniveau erreicht."

Linde behandelt Datensicherheit mit höchster Priorität, denn Produkt-, Herstellungs- und Vertragsdaten sind das wichtigste Kapital des Ingenieurkonzerns. Nach langer Diskussion einigten sich alle Beteiligten auf eine schriftliche Sicherheits-Policy, die auch vom Vorstand abgesegnet wurde. "Bei der Präsentation habe ich ein Preisschild an die Policy gehängt. Der Vorstand hat akzeptiert, dass wir diesen Preis zahlen müssen", sagt Wroblowski.

Ein weiteres Projekt: die Gründung des Lotus Notes Centers in Stockholm, das den Konzern mit einem globalen Kommunikations-Tool unterstützen soll. Noch in diesem Jahr können mehr als 25000 der insgesamt 46500 Mitarbeiter online kommunizieren; zuvor gab es konzernweit 15 Notes-Systeme, die nicht miteinander verbunden waren. Darüber hinaus entwickelt Linde einen gemeinsamen, Web-basierten Produktkonfigurator für die drei Material-Handling-Marken (Linde, Still, Om Pimespo) sowie E-Business-Plattformen für diese Bereiche. Bis 2005 soll auch das vergangenen Sommer vom Board erstellte und vom Vorstand verabschiedete 86-seitige Strategiepapier umgesetzt sein. Letztlich dienen alle Schritte einem Ziel: dem "operativen Geschäft der Sparten", so Wroblowski.

Bislang hat er ein Drittel der Projekte implementiert. "Obwohl viele davon hinter dem Zeitplan liegen, sind die Ergebnisse fast durchgängig besser als unsere Erwartungen", betont Wroblowski. Beim Netzwerk sei die für 2004 geplante Sparsumme von zwei Millionen Euro jährlich sogar schon jetzt erreicht; neues Ziel: eine weitere Million. "2003 und 2004 wird es hier heftig toben, aber Ende 2005 kommen wir wieder in ruhigeres Fahrwasser", verspricht Wroblowski. Dann könnte es tatsächlich langweilig werden - weiter auf solidem Niveau, aber zu geringeren Kosten.

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