Projekte


Dezentral und keine Standards

Bau-IT ohne Richtung

04.07.2005
Von Ingo Butters
Konzerne wie Bilfinger Berger, Hochtief und Heidelberg Cement haben ins Ausland oder in verwandte Segmente expandiert. Ihre IT muss weit verstreute Projekte und zahlreiche Firmentöchter ins Lot bringen.

Für die Anbieter von IT-Services und Softwarehersteller ist die Baubranche ein kleiner Fisch. Der Markt ist von kleinen und mittelständischen Firmen mit meist weniger als 20 Angestellten geprägt, berichten die Unternehmensberater von Pierre Audoin Consultants (PAC) in einer Studie zum IT-Markt in der deutschen IndustrieIndustrie. PAC schätzt, dass im vergangenen Jahr in der gesamten Baubranche gerade einmal 330 Millionen Euro mit IT-Services und Software umgesetzt wurden. Charakteristisch ist die dezentrale Struktur, auch der großen Baukonzerne, auf die sich Anbieter einstellen müssen. "Die einzelnen Niederlassungen arbeiten meist relativ autark", berichtet Alexander Kammerl vom auf Lösungen für die Baubranche spezialisierten Softwarehersteller EDR Projekt. Abgesehen von CAD-Konstruktionsanwendungen und AVA-Anwendungen (Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung) gibt es kaum Standards. Top-Firmen der Branche Industrie

Begrenzte Standardisierung

"Bisher liefern die bekannten Systeme nicht das, was die BauindustrieBauindustrie wirklich benötigt", berichtet Hochtief-CIO Frank Schröder. Deutschlands größter Baukonzern arbeitet zum Beispiel beim ProjektmanagementProjektmanagement teilweise mit einer Kombination von lokalen IT-Lösungen. Schröder möchte diese Aufgaben jedoch näher an das zentrale ERP-System heranführen. Die Nummer zwei im deutschen Markt, die Bilfinger Berger AG, hat bereits gemeinsam mit der IT-Tochter bebit Informationstechnik und SAPSAP die Branchenlösung SAP EC&O weiterentwickelt. Bis Anfang 2004 hatte Bilfinger Berger noch mit einem selbst entwickelten System gearbeitet: "Es war allerdings sehr wartungsintensiv", berichtet CIO Peter Buchmüller. "Auch deshalb wollten wir auf einen Standard umsteigen. Bei SAP fehlten aber für unser Geschäft wesentliche Funktionen." Entwicklung und Einführung des Systems waren im Januar 2004 abgeschlossen. Seitdem werden über die Branchenlösung die kaufmännischen Funktionen wie das Finanz- und Rechnungswesen sowie das Controlling des Gesamtkonzerns abgewickelt. Bei Bilfinger Berger hat die IT-Integration allerdings Grenzen: "Die Töchter arbeiten alle als eigenständige Profit-Center, die Geschäftsprozesse überschneiden sich kaum. Von daher hält sich der Bedarf an ganzheitlichen, konzernweiten IT-Lösungen in Grenzen", so Buchmüller. Alles zu Projektmanagement auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de Top-Firmen der Branche Bauindustrie

Vergleichsweise ähnlich ist bei beiden Konzernen die IT organisiert: Beide arbeiten mit zentralen IT-Managements, die die strategischen Entscheidungen fällen. Das operative IT-Geschäft haben beide Konzerne weitgehend ausgelagert. Die Bilfinger-Berger-IT wird weitgehend von der IT-Tochter bebit Informationstechnik unterhalten. In der GmbH ist 1993 die IT-Abteilung von Bilfinger Berger aufgegangen. Hochtief hat seine IT-Tochter, die Hochtief Software GmbH, 2001 an Capgemini verkauft. Seitdem betreut Capgemini alle zentralen IT-Services für den Baukonzern. Alle lokalen IT-Dienstleistungen erbringt seit vergangenem Jahr Siemens Business Services.

Umbau der IT-Infrastruktur

Eine radikal andere Strategie verfolgt dagegen seit Ende vergangenen Jahres das dritte im MDAX notierte Bauunternehmen, der Baustoffproduzent Heidelberg Cement. Der Konzern hat vor allem in den neunziger Jahren durch weltweite Unternehmenszukäufe massiv expandiert. Ähnlich wie Hochtief und Bilfinger Berger ist Heidelberg Cement international und dezentral ausgerichtet. Im Unterschied zu den beiden Baukonzernen sind die Geschäftsprozesse innerhalb des Konzerngeflechts allerdings wesentlich homogener. Nach einem Wechsel im Vorstand im Herbst wurde deshalb eine komplett neue IT-Strategie beschlossen. Die Leitlinien: Integration, Insourcing, Vereinfachung, KonsolidierungKonsolidierung und physikalische Konzentration der Ressourcen. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

Unmittelbar nach der Entscheidung wurden die schon weit fortgeschrittenen Verhandlungen über das OutsourcingOutsourcing der kompletten Heidelberg-Cement-Infrastruktur abgebrochen. Der Konzern setzt stattdessen nun komplett auf Insourcing. IT-Töchter, etwa die schwedische Scancement, sollen langfristig ganz im Konzern aufgehen. Nun arbeitet man am nächsten Schritt: der Neustrukturierung der IT-Infrastruktur. Einfach, das räumt Heidelberg Cement-CIO Peter Svenburg ein, wird seine Aufgabe nicht. Weltweit existieren im Konzern rund 70 IT-Abteilungen, die unabhängig voneinander arbeiten. "Unser Ziel ist die Umsetzung einer globalen IT-Strategie für Heidelberg Cement. Wo möglich, werden alle Services zentralisiert. Wo nötig, behalten wir dezentrale Strukturen, um lokale Geschäftsprozesse bestmöglich zu unterstützen." Alles zu Outsourcing auf CIO.de

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