Car IT - Kraft trifft auf Intelligenz

Connected Car: Was hinter dem Hype steckt

Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

Wandel zur 4C-Industrie

Nach dem Vorbild von Apple CarPlay will Microsoft mit Windows Phone im Metro-Look auf der Fahrzeugkonsole Spuren hinterlassen.
Nach dem Vorbild von Apple CarPlay will Microsoft mit Windows Phone im Metro-Look auf der Fahrzeugkonsole Spuren hinterlassen.
Foto: Apple

Um Worte ringen auch die Kfz- und IT-Industrie bei ihren Kooperationsbemühungen. Heute sorgen so wichtige Player wie Google, MicrosoftMicrosoft oder Samsung für Furore, wie sie als neue Markttreiber mit Macht in die Automobilbranche drängen. Dabei mischt die ITK-Industrie, wenn auch eher unbemerkt, schon lange im Fahrzeugbau mit. So hat der Tastaturenhersteller Cherry vor seiner Übernahme durch den Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen beispielsweise mehr als die Hälfte des Umsatzes mit dem Geschäftsfeld Automotive erzielt und rund 80 Prozent der westeuropäischen Fahrzeuge beliefert. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Die Firma Bosch vereint als Elektronik- und CE-Hersteller zwei traditionell starke Glieder in der Kfz-Zulieferkette. Und Betreiber wie die Deutsche Telekom oder AT&T stellen die Infrastruktur für die drahtlose Vernetzung, über UMTS oder LTE etwa. Eine zunehmende Bedeutung kommt Cloud-Diensten sowie Datenbank- und Business-Intelligence-Technologien bis hin zu SAP Hana und Big DataBig Data zu. Denn wohin mit den ganzen Daten und wie sie verarbeiten? Alles zu Big Data auf CIO.de

In Fernost sieht man schon den Wandel von der 3C- zur 4C-Industrie mit Cars als vierter Säule neben Computer, Communications und Consumer Electronics. Vier steht auch für das Konzept der "IndustrieIndustrie 4.0", das mit der Vernetzung die vierte Generation der industriellen Revolution beschreibt und Big Data zum Schlagwort hat. Top-Firmen der Branche Industrie

4C oder Car ICT könnte auch zum übergeordneten Schlagwort für ITK und CE im Fahrzeug werden, denn bisher verwendete Begriffe wie Telematik oder Car IT reichen nicht mehr aus, um alle Facetten einzubeziehen. Car IT ist außerdem unter anderem von einer BMW-Tochter für Telematik- oder Automotive-Software besetzt. "Automotive" scheint sehr geeignet, wird eigenständig aber nicht genutzt, sondern fast nur im Sinne von Kfz-Lösungen, vorrangig von IT-Herstellern.

Telematik und Infotainment

MirrorLink, hier von VW schematisch dargestellt, erlaubt es, das Display des Smartphones oder Tablets auf die Fahrzeugkonsole zu bringen.
MirrorLink, hier von VW schematisch dargestellt, erlaubt es, das Display des Smartphones oder Tablets auf die Fahrzeugkonsole zu bringen.
Foto: VW

Es bleiben noch Telematik und Infotainment. Die Wortschöpfungen aus Telekommunikation und Informatik sowie aus Information und Entertainment (Unterhaltung) decken große Teile der heutigen "4C-Lösungen" ab, aber eben nicht alle. Für den Verbraucher gehen sie in modernen Fahrzeugen auf der Konsole oder Anzeigetafel meist Hand in Hand und sind sie als solche kaum unterscheidbar.

Bei den genannten Lösungen setzt der VW-Konzern für alle Marken auf Audis eingangs genannten Modularen Infotainment Baukasten (MIB), der es durch Trennung von Hard- und Software ermöglichen soll, mit der von MBtech angesprochenen rasanten Entwicklung der Informationstechnologie Schritt zu halten.

Die Fahrzeug- oder Verkehrstelematik, auf Englisch griffiger Intelligent TransportTransport Systems (ITS), bezeichnet die Erfassung, Übermittlung, Übertragung, Verarbeitung und Nutzung von Verkehrsdaten unter Verwendung von ITK-Technik. Über Radio durchgegebene Verkehrsmeldungen gibt es schon seit 1997. Moderne Navigationsgeräte nutzen den Traffic Message Channel (TCM), um dem Fahrer Staus und Ausweichmöglichkeiten anzuzeigen. Top-Firmen der Branche Transport

C2X: Auto an Auto, Auto an Infrastruktur

Durch Verkehrsstromanalyse lässt sich ein reibungsfreierer Verkehrsfluss sicherstellen. In Zukunft sollen sich Staus und Unfälle auch über die direkte Kommunikation zwischen Autos sowie zwischen Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur vermeiden lassen. Die Car-to-Car und Car-to-X-Vernetzung (C2C/C2X oder V2X mit V für Vehicle) haben sich unter anderem Deutschlands Top-Marken auf die Fahne geschrieben. Kritiker mahnen jedoch, dass potenzielle Raser sich durch Ausbleiben stationärer oder mobiler Signale anderer Verkehrsteilnehmer zu sehr in Sicherheit wiegen und erst recht auf Risiko fahren könnten.

Bei vielen Fahrzeugneuerungen kommen IT-nahe Technologien zum Einsatz. RFID ermöglicht zum Beispiel das wie magische Öffnen der Tür oder Heckklappe mit BMWs „Komfortzugang“ oder Mercedes-Benz‘ „Keyless Go“. NFC wäre sicherlich auch geeignet.
Bei vielen Fahrzeugneuerungen kommen IT-nahe Technologien zum Einsatz. RFID ermöglicht zum Beispiel das wie magische Öffnen der Tür oder Heckklappe mit BMWs „Komfortzugang“ oder Mercedes-Benz‘ „Keyless Go“. NFC wäre sicherlich auch geeignet.
Foto: BMW

Außerdem sehen viele schon mit Sorge, dass die durch C2X potenzierte Möglichkeiten der Echtzeiterfassung von Floating Car Data (FCD oder xFCD) nicht nur den Werbetreibenden, sondern auch Verfassungsschutz- und Geheimdiensten in die Hände spielen könnten. Nicht umsonst regt sich vielerorts Widerstand gegen Street View und Co. Dennoch will Toyota Google-Bilder aus Street View und Panoramio ab 2014 sukzessive bei allen Fahrzeugen mit dem "Touch & Go"-Navigationssystem einführen.

Verkehrsleitsysteme haben dazu beigetragen, dass weniger Parkplatzsuchende umherirren und die Straßen verstopfen. Durch C2X-Kommunikation mit den Parkuhren zum Beispiel ließe sich die Suche noch weit ermehr vereinfachen. Das älteste und effektivste Mautsystem hat seit 1975 wohl Singapur mit derzeit rund 80 vollautomatischen Mautbrücken (ERPERP Gantries) und Abrechnung über In-Vehicle Units. Je nach Tageszeit und Zahl der Gantry-Passagen wird die Autofahrt in die City mitunter so teuer, dass selbst viele Besserverdiener lieber das günstige öffentliche Verkehrsnetz nutzen. Dieses gilt als vorbildlich und soll dazu beigetragen haben, dass Singapur mit 5,3 Millionen Einwohnern Staus in der Innenstadt weitgehend verbannt hat. Alles zu ERP auf CIO.de

Smarte Integration ist Trumpf

Als "intelligentere, sicherere Möglichkeit, dein iPhoneiPhone im Auto zu nutzen", bewirbt AppleApple die CarPlay-Technologie für die direkte Kopplung des Mobiltelefons mit dem Display des Autos. Über einen extra Schalter am Lenkrad kann man auch die Siri-Sprachsteuerung des iPhone hinzu zitieren. Die ersten Autos mit CarPlay sollen 2014 von Ferrari, Mercedes-Benz und Volvo sein, aber die Liste der angekündigten Kooperationspartner ist lang. Mit dabei sind unter anderem BMW, Ford, Honda, Hyndai, Jaguar, Mitsubishi, Nissan, Opel, Peugeot, Citroën und Toyota auf. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu iPhone auf CIO.de

Das Internet der Dinge macht vor dem Auto nicht halt und wird dadurch erst recht mobil. Fahrzeuge lernen, miteinander und mit der Umwelt zu kommunizieren. Speicher, Cloud und Business Intelligence oder Big Data kommen dabei eine zunehmende Bedeutung zu.
Das Internet der Dinge macht vor dem Auto nicht halt und wird dadurch erst recht mobil. Fahrzeuge lernen, miteinander und mit der Umwelt zu kommunizieren. Speicher, Cloud und Business Intelligence oder Big Data kommen dabei eine zunehmende Bedeutung zu.
Foto: Mercedes

Microsoft ist mit Windows Automotive Embedded schon lange im Car Business, hat sich damit aber als Basis für unterschiedliche Bedienpanels bisher dezent im Hintergrund gehalten. Wie jetzt aus den USA berichtet, soll nun nach dem Muster von CarPlay ein Interface folgen, das mit entsprechendem Wiedererkennungswert Windows Phone im Metro-Look auf das Car-)

Beim Prototypen soll das von Symbian und Android für die Verbindung zwischen Smartphones und Autos verwendete "MirrorLink" eingesetzt worden sein. HTC hat so eine Lösung schon mit einem Golf GTI gezeigt. Um die Bildschirmspiegelungstechnik hat sich ein Car Connectivity Consortium (CCC) geschart, dem neben Kfz-Herstellern wie Honda, Renault, Toyota und Citroën unter anderem auch Alpine und Pioneer angehören, große Namen wie Huawei, LG, Panasonic und Samsung ebenso.

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