Die SOA-Strategie der Schweizer Bank

Credit Suisse setzt 2.200 Web-Services ein

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Der SOA-Ansatz der Credit Suisse.
Der SOA-Ansatz der Credit Suisse.
Foto: Credit Suisse

Seit Ende der 90er-Jahre beruht die traditionelle SOA bei der Credit Suisse auf Corba (Common Object Request Broker Architecture, einer Spezifikation für objektorientierte Middleware). "Diese Infrastruktur ist ein Show-Case bis in die Literatur der Universitäten hinein", sagt Süess, "wir haben damit eine extrem hohe Skalierbarkeit erreicht." Momentan laufen darauf rund 200 Applikationen. Es gibt 2200 Services und im Schnitt jährlich etwa vier Milliarden Aufrufe, das sind rund 100 pro Sekunde. "Wir wollen diesen konzeptionellen Vorsprung natürlich auch im Bereich Web Services erhalten und ausbauen."

Die Corba-Architektur, der objektorientierte Weg zu den verteilten Systemen, markierte damals einen Paradigmenwechsel in der Informatik. Doch der Standard wurde nach und nach von immer weniger Herstellern unterstützt. "Heute finden Sie weder die Adaptoren noch das Know-how. Die heutigen Entwickler kennen Corba nur noch am Rande", stellt Süess fest.

Lange aber sah man keinen Grund, sich Alternativen zu Corba anzusehen. Andere Technologien, so fand die IT, waren - in punkto Standardisierung und Automatisierung - noch nicht so weit. Erst seit knapp zwei Jahren werden Web Services aktiv eingesetzt und speziell für den Anschluss an Filial-Backends oder im ERP-Bereich genutzt. "Jetzt können wir die Benefits realisieren, die schon vor Jahren versprochen wurden", stellt Süess fest. Für die SOA-Infrastruktur ist bei der Bank eine eigene Abteilung für "Service Integration" zuständig. Im Projekt "neue SOA" arbeiten rund 15 Mitarbeiter am Aufbau des neuen Angebots. Sie kümmern sich um das Erstellen einer "Runtime-Infrastruktur" für Web Services, um die Unterstützung der Applikationsplattformen und die Entwicklungen für die Service-Schnittstellen der Applikationen.

"Wir wollen damit eine Enterprise Plattform für SOA zur Verfügung stellen, die von der gesamten Bank genutzt werden kann", sagt Christian Schäfer, Chef der "Service Integration". Die Vorteile: Durch SOA lassen sich eine sehr gute Wiederverwendbarkeit von Applikationen und ein klar definiertes Management der Schnittstellen erreichen. "Das ist für uns nicht nur von der technischen, sondern auch von der Governance-Seite sehr wichtig", meint Schäfer. Daten sollen sich möglichst unkompliziert zwischen verschiedenen Systemen austauschen lassen, auch hin zu Legacy-Anwendungen, Mainframes oder zu Nischenprodukten in einzelnen Bereichen bis hin zu den Applikationen auf der Java-Applikationsplattform (JAP).

Vorsprung vor der Konkurrenz

Weiter als die Konkurrenz wähnt Roger Süess die Credit Suisse bei Fragen der SOA-Governance, bei den Fragen also, wie Services wiederverwendet werden können, wie ihre Qualität garantiert wird und wie gesichert werden kann, dass sie nicht dupliziert werden. Diese Probleme seien gelöst, so Süess: "Jetzt bringen wir kleine Anpassungen auf die Web-Services-Infrastruktur." Nun gehe es um den Aufbau eines Repositories, darum, wie das Portfolio bewirtschaftet werde, und um die Frage, wie dynamisch Services angebunden und genutzt werden sollen.

Zur Startseite