Healthcare IT


Interview der Woche

"Da haben wir in der Branche noch ein kleines Defizit"

07.12.2007
Von Stefan Holler

In unserem integrierten Versorgungsvertrag haben wir zum Beispiel über 80 niedergelassene Ärzte eingebunden, von denen aber längst nicht so viele kontinuierlich elektronisch dokumentieren. Dass liegt daran, dass die althergebrachten Prozesse auf dem Papierweg in irgendeiner Form doch noch funktionieren. Und dann ist es meist einfacher, diesen Weg zu gehen, statt sich in einer zentralen Patientenakte einzuloggen, den Patienten herauszusuchen und das Gleiche - wie schon im eigenen Praxissystem - noch einmal zu dokumentieren.

Ein umstrittener Punkt bei der elektronischen Patientenakte wie auch der Gesundheitskarte ist die Datenhoheit. Sollte der Patient Ihrer Meinung nach seine Daten selbst pflegen können?

Ja, allerdings nicht in der elektronischen Krankenakte des Krankenhauses oder des niedergelassenen Arztes sondern im Kontext einer elektronischen Gesundheitsakte. Die Dokumentation in einer elektronischen Krankenakte sollte ausschließlich von Ärzten und Pflegekräften geführt werden. Hier gibt es mittlerweile schon Ansätze, dass der Patient seine Befunde in der Akte eines Krankenhauses einsehen kann. Aber in das System eines Krankenhauses sollte kein Patient hineinschreiben können.

Auch die Uniklinik Erlangen setzt die elektronische Krankenakte bereits ein. Mit welchem Erfolg?

Ich glaube, bis irgendein Krankenhaus die Papierakte durch ein komplett elektronisches System abgelöst hat, wird noch viel Zeit vergehen. Das heißt, jedes Krankenhaus befindet sich im Moment in einer Ausbaustufe auf dem Weg dorthin. Jedes Krankenhaus geht diesen Weg irgendwie anders und alle Krankenhäuser sind diesem Ziel unterschiedlich nah. Den Erfolg einer EKA kann man nun nicht unbedingt nur daran messen, wie viele PCs man betreibt, wie viele Mitarbeiter das KIS nutzen oder wie viele KIS-Funktionen im Einsatz sind. Erfolg ist letztlich nur mit sauberen Kennzahlen, die auch für das Krankenhaus von Bedeutung sind, messbar. So möchte ich etwa sehen können, ob ich Prozesse verbessert und Kosten eingespart habe. Insofern sind wir in Erlangen mit kleinen Schritten dabei, eine elektronische Krankenakte einzuführen.

In einem IT-Projekt konnten wir für Intensivstationen nachweisen, dass allein durch eine EDV-Unterstützung beim Scoring-Verfahren deutliche Zeitersparnisse möglich sind. Auch die Qualität der Scores wurde verbessert. In einem anderen Projekt konnten wir aber auch nach der Evaluation einer kleinen Pilotphase nachweisen, dass der Nutzeneffekt einer von den Klinikern gewünschten neuen Technologie nur sehr gering war, und das bei doch erheblichen Kosten. Daraufhin wurde der flächendeckende Rollout hierfür abgebrochen.

Zur Startseite