Strategien


Strategien gegen Spam

Den Briefkasten sauber halten

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Auf 2,5 Milliarden Euro jährlich schätzen Marktforscher den Schaden durch unerwünschte Mails (Spam) bei europäischen Firmen. Nur Filter und viel Handarbeit können den Verlust an Bandbreite und Speicher eindämmen.

Gerd Armbruster hat mal wieder E-Mails bekommen: von Ronda Bucker, Zane Ivey, Cathrin Burch und wie sie alle heißen. 192 Mails hat der Spam-Experte der Stadt Mannheim an einem Wochenende aus seinem digitalen Briefkasten gefischt - Hinweise auf Sexseiten, Virenwarnungen, Werbung für Wunderpillen und windige Investmentideen. "In diesem Jahr ist der Anteil von Spam-Mails massiv angewachsen", erklärt der Abteilungsleiter im Fachbereich IT genervt.

Werbemails sind für jede öffentliche Einrichtung und für jedes Unternehmen zum Problem geworden: Die unerwünschten Nachrichten vermengen sich mit Rückmeldungen von Kunden und blockieren so den Kontakt zum Außendienstler oder Lieferanten. 37 Prozent der Unternehmen beklagen, dass es sich bei mehr als der Hälfte aller E-Mails um Spam handelt. Dies ermittelte das Content-Security-Unternehmen Clearswift. Mehr als die Hälfte aller Unternehmen sieht die verursachten Produktivitätsverluste durch die Mail-Plage als "besorgniserregend" an. Die US-Marktforscher von Ferris Research schätzen den Schaden bei europäischen Firmen auf jährlich 2,5 Milliarden Euro. Selbst wenn kaum jemand auf die Massenwerbung hereinfällt, kostet das Aussortieren Zeit und Nerven. "Spam ist für mich eine Plage", erklärt Gerd Armbruster. "Als IT-Mensch weiß ich mit angeblichen Virenwarnungen umzugehen und lösche sie ganz einfach. Aber ein normaler Mitarbeiter weiß das oft nicht." Zudem frisst Spam Bandbreite und Speicherplatz.

Auch bei Gerolsteiner sprudelt Spam

Auch die Gerolsteiner Brunnen GmbH wird zugemüllt, berichtet der System- und Netzwerkadministrator Michael Lehnert; 300 Spam Mails verzeichne er jeden Tag. "Zum einen stört es die Arbeit, zum anderen fühlen sich viele beleidigt wegen pornografischer Inhalte." Schlimmer noch: Wichtige, gar geschäftskritische Nachrichten drohen in der Müllflut verloren zu gehen. Weil der Spam-Pegel trotz gesetzlicher Verbote und Software-Filterlösungen immer weiter ansteigt, steht mittlerweile - so befürchten Experten - das Medium E-Mail selbst auf dem Spiel: 25 Prozent der Menschen, die die Non-Profit-Organisation Pew Internet & American Life Project befragte, gaben an, ihre Mail-Nutzung einzuschränken, die Hälfte habe das Vertrauen in das Medium bereits verloren. 30 Prozent fürchten laut Pew, dass Filter eingehende Mails fälschlich löschten, 23 Prozent, dass ihre eigenen Mails die Empfänger nicht mehr erreichten.

Wenn aber das Vertrauen in das schnelle Medium verloren geht, dann ist ein Großteil der digitalisierten Geschäftsprozesse am Ende. "Wenn alle Spam-Mails durchgereicht würden, hätten wir ein Problem", sagt Lehnert. Gerolsteiner hat aus diesem Grund einen Spam-Filter im Einsatz, der 99 Prozent der Stör-Mails automatisch abblockt. Auf Einsicht seitens der Spammer kann er schließlich nicht hoffen, denn der kleine Täterkreis macht mit den Massen-Mails gute Geschäfte: 90 Prozent des weltweiten E-Mail-Mülls werden dem "Register Of Known Spam Operations" zufolge von gerade mal 180 Personen oder Gruppen verursacht.

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