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Nur drei Prozent vom Budget für Outsourcing

Erst optimieren, dann auslagern

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Bei der Commerzbank stehen seit einiger Zeit die Zeichen auf Sparen. Doch ob man dieses Ziel in der IT am besten durch Outsourcing erreicht, wird gerade neu verhandelt; ein Deal mit IBM ist in letzter Minute geplatzt. Jetzt soll die Sourcing-Strategie neu definiert werden.

Die Commerzbank befindet sich erst seit dem ersten Quartal 2004 wieder im Aufwind. Dem neuen Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller gelang mit der Fokussierung auf das Privatkundengeschäft das beste Ergebnis seit Herbst 2000. Sein Vorgänger, Martin Kohlhaussen, habe die drittgrößte deutsche Bank, so sagen Kritiker, unklar positioniert. Er sei hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, feindliche Übernahmen abzuwehren.

In der IT war im vergangenen Jahr personell viel in Bewegung: Mit dem Chief Operating Officer (COO) Andreas de Maizière hat im April der Vorstand für das Firmenkundengeschäft die Verantwortung für die Informationstechnologie vom kommissarischen Leiter Martin Blessing übernommen. Gleichzeitig unterstehen de Maizière die Bereiche Transaction Banking und Operations. Der vorige CIO, der Schweizer Michael Paravicini, war Anfang des vergangenen Jahres als oberster IT-Manager zu Zurich Financial Services gewechselt. Diplom-Kaufmann Frank Annuscheit kam am 1. September von der European Transaction Bank in die neu geschaffene Position als Konzernleiter Technology und Operations. Annuscheit verfügt, anders als Paravicini, nicht über Sitz und Stimme im Vorstand.

Outsourcing-Deal mit IBM geplatzt

Der Schweizer hatte als Gegner einer IT-Auslagerung gegolten. Erst nach seinem Weggang begann sich die Commerzbank intensiv mit Outsourcing-Plänen zu beschäftigen. Der Outsourcing-Anteil beträgt jedoch derzeit lediglich drei Prozent des IT-Budgets.

Die dann nach dem Vorbild der Deutschen Bank geplante Übergabe der kompletten Investment-Banking-IT an IBMIBM platzte Ende November 2003 in letzter Minute. Begründung: Die Auslagerung rechne sich nicht für die Bank. "Charakter und Umfang des Projektes lassen eine stärker sukzessive Vorgehensweise als zielführend erscheinen", hieß es damals in einer E-Mail an die betroffenen Mitarbeiter. Eine offizielle Mitteilung nach außen gab es jedoch nie. Alles zu IBM auf CIO.de

IT-Manager Annuscheit gibt sich nachdenklich: "Wir haben dazugelernt und sagen nicht pauschal: Wenn wir etwas nach außen geben, dann alles. Sollten wir outsourcen, würden wir heute logisch zusammenhängende Pakete schnüren." Die "Definition einer Sourcing-Strategie" mit anschließendem "selektiven Sourcing, wo es wirtschaftlich und inhaltlich Sinn macht", sei ein wesentlicher Teil der IT-Konzernstrategie. "Vorsichtig und selektiv" wolle man dabei vorgehen, so Annuscheit. Vor jeder Auslagerung gelte es jedoch zunächst, die bestehenden Systeme mit internen Mitteln zu optimieren. Auf keinen Fall wolle man die Sicherheit und die Architektur betreffende Entwicklungen und Verantwortung nach außen geben. "Steuern, regeln, lenken - das alles bleibt bei uns", legt Annuscheit sich fest.

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