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Open Source

Freier Blick in die Prozesse

06.11.2005
Der Bundestag migrierte Server und den Verzeichnisdienst für 5000 Clients auf freie Software, ein Projekt von bisher nicht da gewesener Größe. Das Außenministerium entschied sich gegen kommerzielle Linux-Distributionen und führte Debian ein.

Die Software war nicht so einsehbar wie die Glaskuppel auf dem Reichstag. Die Mitarbeiter des Bundestages brauchten nach der Migration im Oktober 2004 unerträglich lange, um sich über den Open-Source-Verzeichnisdienst OpenLDAP anzumelden. Als die Migration fehlschlug, geriet der Bundestag in die Schlagzeilen. Unbeirrt und abseits weiterer Öffentlichkeit schloss die Parlamentsverwaltung im Sommer 2005 die Migration von Servern und Verzeichnisdienst ab.

Im letzten Schritt des Projekts MigOS migrierte der Bundestag im September mehr als 100 Datei-, Druck- und Netzwerkserver von Windows NT 4.0 auf das Betriebssystem Linux und die freie Software Samba. Dabei bestand der besondere Schritt darin, die Migration der Server mit der Einführung des Anmeldedienstes in der Kombination Samba/OpenLDAP zu verbinden. „Die 1:1-Migration einer einzigen NT-Domäne für 5000 Clients hin zu diesem Anmeldesystem ist einmalig“, erklärt Arnulf Lunze, Leiter IT des Bundestags.

An der Dimension scheiterte allerdings die erste Migration, weil der Massenzugriff das System überlastete. Bei der späteren intensiven Fehleranalyse stellte sich heraus, dass der Samba-Patch erst am Umstellungswochenende erschienen war. Deshalb rät Lunze: „Man sollte möglichst nah an der Entwicklergemeinde sein, um Probleme schnell zu lösen.“

Als wichtigste Konsequenz aus dem Fehlschlag, will Lunze künftig intensiver testen. So baute die IT nach dem Scheitern ein Testwerkzeug, das die Anmeldelast nachstellte. „Wir investieren noch mehr in Testumgebungen, damit wir sehr realitätsnah, bis in Nuancen, die Wirklichkeit simulieren können“, sagt Lunze.

Dagegen gibt der Bundestag auch weiterhin kein Geld dafür aus, Desktops auf Linux umzurüsten. Die User-Wünsche sprechen für Standardsoftware, weil die über 600 Abgeordneten rund 60 verschiedene Anwendungen benutzen. Vor der kürzlich abgeschlossen KonsolidierungKonsolidierung waren es 160. „Der Bundestag ist auf Kommunikation angelegt. Zwar gibt es für alle Anwendungen inzwischen eine Open-Source-Alternative, doch die Bedienung überfordert die meisten Nutzer“, sagt Frank Blum, Projektleiter MigOS. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

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