Langeweile im Job

Hauchen Sie Ihrer Karriere neues Leben ein

Moritz Iversen ist freier Journalist in München.
John Edwards ist freier Autor für Themen rund um die Business-IT.
Auf dem mentalen Abstellgleis? Hier erfahren Sie, wie Sie Ihrem Berufsleben neuen Schwung verleihen und Ihre Karriere wieder auf Kurs bringen.
Langeweile im Job kann schnell zum Karriere-Killer werden. Experten geben Tipps, was Sie dagegen tun können.
Langeweile im Job kann schnell zum Karriere-Killer werden. Experten geben Tipps, was Sie dagegen tun können.
Foto: Stock-Asso - shutterstock.com

Wenn es ein Thema gibt, über das IT-Führungskräfte selten mit Kollegen, Freunden oder der Familie sprechen, dann ist es Langeweile. Opfer von Langeweile leiden in der Regel stillschweigend darunter, dass eine KarriereKarriere, die einst spannend und stimulierend war, im Laufe der Jahre zu einer scheinbar endlosen Reihe von Routinen verkommen ist. Eine heimtückische Entwicklung, die sich, wenn sie nicht behandelt wird, zum Karrierekiller entwickelt. Alles zu Karriere auf CIO.de

"Langeweile kann nicht nur Ihre Chancen auf eine Beförderung beeinträchtigen, sondern auch die Dynamik in Ihrem Team oder Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz ruinieren", warnt Jean-François Maes, Ausbilder beim Schulungsanbieter SANS-Institute. "Und wenn Sie Ihre schlechte Laune von der Arbeit mit nach Hause nehmen, kann dies auch die Menschen verletzen, die Ihnen im echten Leben am nächsten stehen."

Langeweile geht selten von allein weg. Zum Glück ist das beste Mittel dagegen simpel: eine gesunde Dosis Aufregung. Um Ihre Karriere wieder in Schwung zu bringen, können die folgenden Ansätze für die Wiederherstellung von Spannung und Motivation gute Hilfe leisten.

Tipp 1: Wechseln Sie die Rolle

Die IT entwickelt sich ständig weiter und bietet eine endlose Reihe neuer Möglichkeiten und Herausforderungen. "Wenn Sie von den Optionen und Aufgaben, die Ihnen Ihr Job bietet, nicht begeistert sind, sollten Sie sich vielleicht erst einmal in anderen Bereichen der Branche umsehen, bevor Sie sie ganz verlassen", rät Rahul Mahna, Managing Director of Managed Security Services beim Dienstleister EisnerAmper Digital. Schließlich arbeitet ein CIO bei einem Anbieter medizinischer Dienstleistungen in einem völlig anderen Umfeld als sein Pendant in einem Kasino oder einer Fluggesellschaft.

Eine weitere Möglichkeit ist ein Wechsel auf der gleichen Ebene, entweder bei Ihrem derzeitigen Unternehmen oder zu einem Konkurrenten. Die in einem IT-Bereich erworbenen Fähigkeiten lassen sich oft ohne großen Aufwand und ohne Einkommens- oder Reputationsverlust in einen anderen Bereich übertragen. Wenn die Tätigkeit als CIO nicht mehr erfüllend ist, sollten Sie einen Wechsel in eine andere, jedoch verwandte Management-Position in Erwägung ziehen, etwa als CDO, CISO oder CTO. "Es ist sehr vorteilhaft für die eigene Karriere, alle paar Jahre die Position zu wechseln", empfiehlt Mahna.

Tipp 2: Werden Sie Dozent

Einige erfahrene IT-Führungskräfte beleben ihre Karriere, verbessern ihren Ruf und verdienen sich ein zusätzliches Einkommen, indem sie in Teilzeit an einer Hochschule oder Universität als Lehrbeauftragte tätig sind. Chris Kowalsky, technischer Berater im CIO-Programm am Heinz College of Information Systems and Public Policy der Carnegie Mellon University, schlägt vor, sich mit IT-Dozenten an entsprechenden Einrichtungen in Verbindung zu setzen, um sich beraten zu lassen. Als Nächstes sollte man selbst ein paar Kurse besuchen, um die Lehrtätigkeiten und die notwendigen SkillsSkills zu analysieren. Wenn es passt, können Sie anschließend anbieten, als Gastdozent an einer örtlichen Hochschule zu unterrichten. Alles zu Skills auf CIO.de

Zwar kann die Tätigkeit als Lehrbeauftragter prestigeträchtig und lukrativ sein, allerdings erfordert sie auch viel harte Arbeit, warnt Alan Brill, Senior Managing Director bei Kroll, einem Dienstleister im Bereich Cyberrisiko. Je nach Bildungseinrichtung und je nachdem, ob es sich um einen Präsenz- oder einen Online-Kurs handelt, könne sich das Engagement eines Lehrbeauftragten (in den USA) auf sieben bis 15 Wochen belaufen. In einer typischen Woche wird von den Dozenten erwartet, dass Sie Vorlesungen vor Ort oder remote halten, Tests benoten und sich Zeit nehmen, um mit Studenten zu sprechen und ihre Fragen zu beantworten. Die Stunden, sagt Brill, summieren sich schnell. Zudem sind die Lehrpläne in der Regel ziemlich starr und können mit täglichen Geschäftsaktivitäten kollidieren.

Überdies muss es vor dem Unterrichten eines Kurses erst einmal einen Kurs geben, der den akademischen Anforderungen der Hochschule genügt. "Dozenten müssen einen detaillierten Lehrplan für jede Woche erstellen - mit allen Inhalten, die unterrichtet werden, und einem genauen Zeitplan", so Brill. Ob man für die zeitaufwändigen Vorarbeiten entschädigt wird, sei nicht einmal sicher.

Tipp 3: Engagieren Sie sich als Mentor

Mentoring bietet IT-Führungskräften eine erfüllende und produktive Möglichkeit, sich dem Alltagstrott zu entziehen. Gleichzeitig trägt es dazu bei, hochqualifizierte, motivierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. "Ein guter Mentor zeichnet sich durch Zugänglichkeit, Ehrlichkeit und die Wahrung der Vertraulichkeit von Gesprächen aus", sagt Brill.

Leon Roberge, CIO von Toshiba America Business Solutions und Toshiba Global Commerce Solutions, sagt, dass er auf sein eigenes Wissen und seine Erfahrung zurückgreift, um talentierte Teams aufzubauen, die auf jede Herausforderung vorbereitet sind. "Ich selbst habe in den meisten der Funktionen gearbeitet, die meine Mitarbeiter haben", erklärt er. "Und wenn man die spezifischen Fähigkeiten seiner Mitarbeiter kennt, kann man sie richtig betreuen und fördern."

Chris Kowalsky, technischer Berater im CIO-Programm am Heinz College of Information Systems and Public Policy der Carnegie Mellon University, glaubt zudem an das Konzept der dienenden FührungFührung (Servant Leadership). Dieses besagt, dass Führungskräfte ihren Teams aktiv dienen sollten. "Wenn man die Möglichkeit hat, anderen formell zu helfen, ist das eine großartige Möglichkeit, etwas zurückzugeben", sagt er. Alles zu Führung auf CIO.de

Tipp 4: Starten Sie ein Hilfsprogramm

Ehrenamtliche Arbeit kann ein produktiver und befriedigender Weg zu einem ausgeglichenen Leben sein. "Wenn man anderen hilft, hilft man sich selbst auf unerwartete Weise", ergänzt Kowalsky. Eine einfache Möglichkeit, sich einzubringen, sei die Diskussion von Branchentrends mit Schülern, Berufsschülern und Lehrern, erläutert Roberge. "Das Wichtigste ist, dass es sich gut anfühlt, wenn man einer Person oder einem Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite steht, sei es im Kleinen oder im Großen."

Ein so genanntes "Outreach"-Programm kann nicht nur das eigene Engagement beleben, sondern auch das öffentliche Profil eines Unternehmens schärfen. "IT-Führungskräfte haben in der Regel viele Verbindungen zu Partnern, mit denen sie zusammenarbeiten", sagt Kowalsky. Wenn Lieferanten in eine öffentliche Initiative eingebunden werden, kann dies zu Synergieeffekten führen, von denen alle Parteien profitieren. "Sich ehrenamtlich zu engagieren, ist ein guter Weg, um ein Gleichgewicht im Leben zu finden", stellt er fest.

Tipp 5: Netzwerken Sie mit Kollegen

Der Beitritt zu einer professionellen IT-Organisation kann das persönliche Netzwerk eines CIOs erweitern und ihn mit neuen Konzepten, Perspektiven und Impulsen bekannt machen. "Die Mitglieder bringen je nach technischem Fachwissen, ihrer Branche, der Unternehmensgröße und der Region unterschiedliche Perspektiven ein", berichtet Matt Mead, CTO von SPR Consulting. Leon Roberge von Toshiba America etwa bevorzugt kleinere Netzwerk-Organisationen und Diskussionen auf Augenhöhe.

"Also besonders solche mit CIO-Roundtables und dergleichen, bei denen man sich mit Peers über aktuelle Trends und Branchenstandards austauschen kann", erklärt er. Damals, als er noch Unix-Systemadministrator war, gehörte USENIX zu seinen Lieblingsgruppen - eine Organisation, die seit jeher Fortschritt und Entwicklung in der IT unterstützt. "Treffen mit Gleichgesinnten und die Teilnahme an verschiedenen technischen Vorträgen haben mich dorthin gebracht, wo ich heute bin", bilanziert Roberge.

Da die meisten IT-Führungskräfte nur wenig Zeit haben, rät Mead, sich erst einmal umzusehen. "Bevor man sich Hals über Kopf in eine professionelle Organisation stürzt und sich zu etwas verpflichtet, ist es immer am besten, an einigen Treffen teilzunehmen und die Mission und das Engagement der Organisation zu verstehen, bevor man als Mitglied voll eintaucht."

Tipp 6: Scharen Sie Citizen Developer um sich

Die Teilnahme an der "Citizen-Development"-Bewegung, die nicht-professionelle Entwickler dazu ermutigt, Geschäftsanwendungen unter Verwendung von No-Code/Low-Code-Plattformen zu erstellen, kann einer IT-Führungskraft dabei helfen, sich wieder mit dem Softwaredesign zu beschäftigen. "Angesichts der heutigen harten Anforderungen an IT-Abteilungen bietet Citizen Development einen neuen und einzigartigen Karriereweg innerhalb der IT, um komplexe, systematisierte Workflow-Prozesse zu erstellen", erläutert Sam Sibley, globaler Leiter für Citizen Developer beim Project Management Institute (PMI), einer gemeinnützigen Organisation für professionelles Projektmanagement.

Als Menschen, die mit dem Thema Programmierung vertraut sind, könnten IT-Experten die Entwicklung von Citizen Development vorantreiben, so Sibley. "Die Bewegung bietet Fachleuten die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen und in ihrem eigenen Tempo wirkungsvolle Anwendungen zu erstellen", sagt er. "Ein besonderer Grund für diesen Trend ist der zunehmende Druck auf Unternehmen, sich schnell und flexibel an Transformationen und den Wandel anzupassen." Dies könnten IT-Fachleute zu ihrem Vorteil nutzen, wenn sie versuchen, ihrer Karriere neuen Schwung zu verleihen.

Tipp 7: Suchen Sie professionelle Unterstützung

Ein Karrierecoach könne einer gelangweilten IT-Führungskraft neuen Schwung verleihen, sagt Karriereberater Raj Subrameyer, Autor von "Skyrocket Your Career". "Coaches nutzen ihre persönlichen Erfahrungen, um umsetzbare Strategien für Karrieren zu entwickeln, und - was am wichtigsten ist - sie werden zu einem Partner in der Verantwortung."

In diesem Zusammenhang verweist Subrameyer auf Untersuchungen der American Society of Training and Development, wonach die Wahrscheinlichkeit, ein Ziel zu erreichen, bei 65 Prozent liegt, wenn man sich einer anderen Person anvertraut. Die Erfolgschancen steigen auf bis zu 95 Prozent, wenn die Fortschritte regelmäßig überwacht werden. Daher fordert der Karriereberater IT-Führungskräfte auf, stets offen für neue Ideen und Wege zu bleiben. "Der Schlüssel zu einer erfolgreichen IT-Karriere ist es, jederzeit zu lernen."

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