Europäische Südsternwarte

Informationstechnologie am Ende der Welt

19.06.2015
Dirk Stähler befasst sich seit vielen Jahren mit der innovativen Gestaltung von Organisationen, Prozessen und IT-Systemen.

Die Herausforderungen

Sie betreiben in dieser abgelegenen Gegend auf fast 3000 Meter Höhe ein hochmodernes Rechenzentrum. Welche Besonderheiten ergeben sich daraus?

Andrew Wright: Aus meiner Sicht sind die Anforderungen in Paranal normal und bewegen sich im gewöhnlichen Rahmen. Es handelt sich nur um eine ungewöhnliche Umgebung. In unserem Rechenzentrum verwenden wir Standardkomponenten, wie zum Beispiel Blade-Server mit Multi-Core Prozessoren von DellDell. Der Standort in der Atacama-Wüste und die Datensätze sind etwas besonders, aber die Hardware ist Standard. Die Überführung von der Entwicklung in Deutschland in den Betrieb in Chile ist deshalb auf Hardwareseite in der Regel kein Problem. Ein viel ernsteres Problem entsteht für uns durch die beschleunigten Produktentwicklungszyklen der Hersteller. Alles zu Dell auf CIO.de

Welche Schwierigkeiten entstehen bei der ESO durch die immer kürzeren Produktentwicklungszyklen der Hardwarehersteller?

Andrew Wright: Um unsere Software zu aktualisieren benötigen wir in der Regel einiges an Zeit. Das bedeutet, die Softwareentwicklung erfolgt in langen Zyklen. Als wir begannen Dell ServerServer einzusetzen, waren die einzelnen Typen viele Jahre lieferbar. Heute werden in immer kürzeren Abständen neue Servertypen auf den Markt gebracht. Blades die wir vor drei Jahren gekauft haben nähern sich jetzt bereits dem Ende ihres Verkaufszyklus. Unsere Zeitplanung ist viel länger. Wir haben natürlich mit Dell gesprochen was die Motivation hinter dieser Entwicklung ist. Die Aussage war, dass es darum geht Boxen zu verkaufen. Wenn HP alle sechs Monate eine neue Hardware zum Verkauf anbietet muss Dell das auch machen. Alles was sie wollen sind Marktanteile. Für uns ist das eine Herausforderung. Alles zu Server auf CIO.de

Profitieren Forschungsorganisation nicht von der leistungsfähigeren Hardware einer neuen Generation?

Andrew Wright: Meiner Meinung nach ist es abhängig von der zugrundliegenden Software. Wer auf seiner IT-Infrastruktur Off-the Shelf Software betreibt, für den stellen neue Hardwaregenerationen in der Regel kein großes Problem dar. Aber einer Organisation wie der ESO, die viele individuell entwickelte und spezialisierte Softwarelösungen verwendet, verursacht es Kopfschmerzen. Brauchen wir wirklich die fünfte Generation des i7 Prozessors? Was war schlecht an der vierten Generation?

Wir als IT Abteilung sind mittlerweile in der Situation, dass wir mehr den Herstellern hinterher laufen als unsere Nutzer mit stabilen und guten Lösungen zu versorgen. Vielleicht haben andere Anwender eine andere Sicht. Wer zum Beispiel eine hohe Anzahl von Transaktionen in kurzer Zeit verarbeiten muss bei dem sehe ich den Nutzen. Aber für unseren Anwendungsfall nicht. Es verursacht nur Probleme. Nehmen wir das PowerEdge M620 Blade von Dell als Beispiel.

Diese Hardware bewegt sich gerade auf ihren End-of-Sales Punkt zu. Jetzt müssen wir das M630 kaufen und alle Spezifikationen sind leicht anders. Das bedeutet, wir beschaffen jetzt erst mal eine Einheit um herauszufinden ob wir diese überhaupt als Ersatz nutzen können. Wenn ein M620 stirbt, können wir dann einfach ein M630 nehmen? Wir wissen es nicht und Dell kann es uns auch nicht sagen. Mit unseren begrenzten Ressourcen können wir so schnell wie es erforderlich wäre nicht mehr folgen. Die Tests in der Entwicklung und Produktionsumgebung brauchen einfach mehr Zeit.

Zwei der vier VLT Einheiten beim Sonnenuntergang.
Zwei der vier VLT Einheiten beim Sonnenuntergang.
Foto: ESO Paranal
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