Frankreichs Staatspräsident

Macron greift Autobranche mit Milliarden unter die Arme

27.05.2020
Die Corona-Krise trifft die Autobranche mit voller Wucht. Frankreich will seine Unternehmen retten und nimmt viel Geld in die Hand. Präsident Macron strebt eine Top-Stellung für seine Hersteller in Europa an.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sorgt sich um die französischen Autobauer.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sorgt sich um die französischen Autobauer.
Foto: Drop of Light - shutterstock.com

Frankreich will seine AutobrancheAutobranche mit einem Hilfspaket von mehr als acht Milliarden Euro stützen. Davon werde über eine Milliarde Euro fließen, um die wegen der Corona-Krise eingebrochene Nachfrage wieder in Schwung zu bringen. Das kündigte Staatschef Emmanuel Macron am Dienstag nach einem Besuch des Zulieferers Valéo im nordfranzösischen Ort Étaples an. Top-Firmen der Branche Automobil

"Die weltweite Automobilbranche ist in einer tiefen Krise", resümierte der 42-Jährige. Im Gegenzug für die Unterstützung will er die Branche für eine ökologische Wende in die Pflicht nehmen. Frankreich solle innerhalb von fünf Jahren bei sauberen Fahrzeugen die "führende Herstellernation" in Europa werden, kündigte er mit Blick auf E-Autos und Hybridfahrzeuge an, die mit Strom und Benzin fahren.

400.000 unverkaufte Fahrzeuge stehen herum

Staatliche Anreize für den Kauf von Neuwagen werden erhöht. So solle die Hilfe für den Kauf eines E-Autos auf 7.000 Euro steigen - bisher sind es 6.000 Euro. Auch das Umsteigen von Alt- auf Neufahrzeuge soll belohnt werden. "Es gibt 400.000 unverkaufte Fahrzeuge", sagte der Staatschef, der zuvor in Paris mit Branchen- und Gewerkschaftsvertretern zusammengekommen war. Auch in Deutschland wird über zusätzliche Kaufprämien für Autos debattiert.

Macron und die Regierung in Paris stehen unter erheblichem Handlungsdruck. Die Branche beschäftigt im Land etwa 400.000 Menschen. Der französische Automarkt war im April wegen der Corona-Krise und der strengen Ausgangsbeschränkungen um knapp 90 Prozent eingebrochen. Es wird mit einer nur langsamen Erholung gerechnet.

EU-Wiederaufbauplan für kriselnde Branchen

Der Staatschef forderte einen nationalen Schulterschluss, um die nach seinen Worten beispiellose Krise zu meistern. Dazu müssten Hersteller, Zulieferer, Staat und Beschäftigte zusammenarbeiten. Es müsse hochwertige Produktion ins Land geholt werden. "Wir alle haben ein einziges Ziel: für Beschäftigung und Industrie im Automobilsektor zu kämpfen, überall in Frankreich." Macron wies auch auf den geplanten EU-Wiederaufbauplan hin, der weitere milliardenschwere Hilfen für die kriselnde Branche bringen soll.

In Frankreich macht der Hersteller RenaultRenault erhebliche Sorgen - der Konzern braucht einen staatlich garantierten Kredit von fünf Milliarden Euro. Renault wird sich aber trotz der Probleme der deutsch-französischen Allianz für eine gemeinsame Batteriezellenfertigung anschließen, wie Macron ankündigte. Er hatte zu Jahresbeginn beim Startschuss für eine Pilotfertigung im südfranzösischen Nersac von einem "Airbus der Batterien" gesprochen. Top-500-Firmenprofil für Renault

Die Europäer wollen sich damit unabhängiger machen von Lieferanten aus Asien. Ein Gemeinschaftsunternehmen umfasst bisher den Peugeot-Hersteller PSA, dessen Tochter Opel und Saft - dies ist ein Tochterunternehmen des französischen Energiegiganten Total. Nach früheren Angaben von Opel-Chef Michael Lohscheller wird Deutschlands größtes Werk für Batteriezellen in Kaiserslautern entstehen. Es sollen dort 2.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Renault schnürt Sparplan

Renault wird an diesem Freitag seinen milliardenschweren Sparplan präsentieren, der laut Medien auch Werksschließungen umfassen dürfte. Renault hat sich bisher noch nicht dazu geäußert. Macron verband das grüne Licht für den geplanten Milliardenkredit an den Hersteller mit Zusagen von Renault für zwei Werke in Nordfrankreich.

Am Mittwoch wollen sich Spitzenvertreter der Autoallianz, zu der außer Renault auch die japanischen Hersteller Nissan und Mitsubishi zählen, zur zukünftigen Zusammenarbeit äußern. Das Autobündnis war nach dem Fall von Topmanager Carlos Ghosn in eine schwere Krise geraten. Ghosn war Ende 2018 wegen Vorwürfen in Japan festgenommen worden und später unter dubiosen Umständen in den Libanon geflohen. Die Allianz lag nach früheren Angaben beim Absatz 2019 mit rund zehn Millionen Autos weltweit hinter den Branchenriesen VW und Toyota.

Wie in Japan im Vorfeld verlautete, wollen die drei Konzerne die Idee einer Fusion begraben und sich stattdessen darauf konzentrieren, die Allianz wieder auf Vordermann zu bringen. Auch Nissan geht es nicht gut - am Donnerstag wird der Konzern seine Jahresbilanz vorlegen, und die dürfte düster aussehen.

Nissan hatte zuletzt wegen schwacher Verkäufe erstmals seit elf Jahren einen Quartalsverlust eingefahren und bereits im vergangenen Sommer mitgeteilt, 12.500 der etwa 140.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Nach einem unbestätigten japanischen Medienbericht erwägt Nissan nun, sogar 20.000 Jobs zu streichen. Das Unternehmen trug lange erheblich zu den Gewinnen von Renault bei. Renault schrieb bereits 2019 rote Zahlen. (dpa/rs)

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