Die wöchentliche CIO-Kolumne

Microsoft: Bilanz des neuen Lizenzprogramms

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Microsoft hat erste Zahlen vorgelegt, wie das neue Lizenzprogramm bei den Kunden ankommt. Demnach wurden in Deutschland im letzten Finanzjahr insgesamt 58 Prozent mehr Verträge abgeschlossen als im Vorjahr. Der überwiegende Teil davon (80 Prozent) bezieht sich dabei auf Updates und Software-Mieten. Kaufverträge für Vollversionen machen nur noch ein Fünftel aller Abschlüsse aus. Den leicht renitenten Mittelstand lockt Microsoft jetzt mit neuen Lizenzangeboten zur Software-Miete.

Das klingt nach Erfolg, was Wolfgang Ebermann, Direktor für den Mittelstandsvertrieb bei MicrosoftMicrosoft, Ende letzter Woche in München verkündete: 95 000 Software-Lizenzverträge hat Microsoft im Finanzjahr 2002, also bis zum 30 Juni 2002, abgeschlossen. Das sind 58 Prozent mehr Abschlüsse als im Vorjahr (60 000 Verträge). Dabei sinkt der Anteil der Kaufverträge für Vollversionen von 70 Prozent im Finanzjahr 2000 über 45 Prozent in 2001 auf nur noch 20 Prozent in 2002. Microsoft hat, so gesehen, sein Ziel in Deutschland erreicht: Nur noch jeder fünfte Vertrag soll bei Microsoft in Zukunft einen Software-Kauf besiegeln. Die allermeisten Kontrakte regeln Updates, Mieten und Miet-Käufe. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Über die Umsätze unter den neuen Lizenzbedingungen sagt dies freilich noch nichts aus. Und auch Ebermann will dazu nichts sagen. Lieber sind ihm die absoluten Zahlen der Vertragsabschlüsse und eine weitere Zahl, die den Erfolg des neuen Lizenzmodells belegen soll: 95 Prozent aller Großkunden hätten sich in der ein oder anderen Form dafür entschieden. Nur im Mittelstand, das gibt Ebermann unumwunden zu, habe man noch mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Erst 30 Prozent der Mittelständler hätten sich bislang für ein Miet- oder Mietkauf-Modell entschieden. "Dort ist man den Einkauf auf Paket-Basis gewohnt", erklärt Ebermann.

Seit Anfang dieses Monats bietet Microsoft deshalb seinen Mittelstandskunden ein neues Lizenzmodell namens " Multi-Year open License " (MYO) an. Dahinter verbirgt sich ein Ratenkauf mit jährlicher Zahlungsweise, bei dem sich die Anwender nach drei Jahren ein unbefristetes Nutzungsrecht erwerben. Möglich ist dieser Ratenkauf auch für Kleinunternehmen, sofern sie über mehr als fünf PCs verfügen; bislang hatte sich Microsoft nur um Kunden mit mehr als 250 PCs gekümmert. Wer in schlechten Zeiten ein paar Jahre auf die neuesten Updates verzichten möchte, kann mit diesem Modell glücklicher werden, als mit den anderen Mietmodellen Microsofts.

Dass die Office- und Betriebssystem-Monopolisten die Multi-Year Open License anbieten, macht jedoch stutzig. Ganz freiwillig weicht Microsoft sicher nicht von der reinen Idee der Mietsoftware ab, die sichere und berechenbare Umsätze bis ans Ende aller Tage generiert. Sollte Ebermanns Erfolgsbilanz doch Skepsis verschleiern, wie sie etwa die australischen Kollegen erfahren mussten? Microsoft beendet das dortige Mietmodell für Office XP, weil die Kunden die Modalitäten des Software-Abonnements nicht verstanden haben. Alle Kunden, die bereits Besitzer einer zeitlich befristeten Version des Office-Pakets sind, bekommen auf Anfrage kostenlos eine dauerhafte Version .

Unabhängig von der Vielzahl der Vertragsmodelle, mit denen Microsoft auch in Deutschland den Mittelstand verwirrt, - in einer Sache ändert sich bei Microsoft jedenfalls nichts: Bill Gates ist und bleibt der reichste Amerikaner, vermeldet das US-Magazin "Forbes". Die Liste der materiell meist gesegneten Amerikaner erscheint in der Ausgabe vom 30. September; online kann man sie bereits jetzt nachlesen . Microsoft-Gründer Bill Gates besitzt demnach gegenüber dem Vorjahr zwar elf Milliarden Dollar weniger, kommt aber immer noch auf 43 Milliarden US-Dollar. Hinter Investor Warren Buffett (36 Milliarden) liegt mit Paul Allen ein weiterer Microsoft-Mitgründer mit 21 Milliarden Dollar auf Rang drei.

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