Der CIO und die Pleite von Fairchild Dornier

Prinzip Hoffnung

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Der 2. April bedeutete auch persönlich einen Wendepunkt für Peter: "Ohne neuen Partner war klar, dass man für die dann vielleicht noch 1000 Mitarbeiter keinen CIO mehr braucht." Dennoch konnte er aufatmen: "Für mich war der persönliche Druck weg, die Perspektive klar: Wir unterstützen für die nächsten drei Monate nur noch, was für den Erstflug der 728 relevant ist; alles andere - wie die Lieferanten- und Partnerintegration, das Windows-2000-Projekt oder die Catia-5-Migration - ist nun Beiwerk, das wir bis auf Weiteres nicht mehr verfolgen."

Der Betrieb lief auch nach dem Insolvenzantrag weiter. Die IT war dabei ein kritischer Faktor. Seine Abteilung habe sogar noch das SAP-Projekt abschließen können, sagt Peter. Die Einführung über alle Prozesse und an allen Standorten war vor der Insolvenz eines der wichtigsten Ziele. Hinzu kam die Einführung des Product-DataManagement-Systems und die Neuorganisation der Servicestruktur für bis zu 5000 Mitarbeiter, die fünf bis zehn Flugzeuge im Monat bauen sollten. Peter: "Für das 728-Programm haben wir eine komplett neue Landschaft eingeführt - ohne Rücksicht auf Altlasten."

Dafür stand ihm ein IT-Budget von 50 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. "Wir haben viel Geld in die Neukonzeption investiert. Doch es war immer klar, dass wir auf unsere Ressourcen achten müssen. Wir haben mindestens ein Jahr vor der Insolvenz überlegt, welche ProjekteProjekte man strecken oder schieben kann." Bei Fairchild Dornier habe es allerdings keine Kostentransparenz gegeben. "Das Allerwichtigste für einen CIO ist aber zu wissen, für wen bezahle ich wann wie viel für welche Meilensteine und wo kommt das Geld her. Das war mir hier anfangs überhaupt nicht klar, das war niemandem klar. Wir haben sehr viel Zeit investiert, um die IT-Kosten transparent zu machen. Denn wenn man das nicht weiß, lebt man auf Wolke 17", sagt Peter heute. Alles zu Projekte auf CIO.de

Die Hoffnung, von April bis Juni einen strategischen Investor zu finden, erfüllte sich nicht. Am 1. Juli übernahm Insolvenzverwalter Eberhard Braun die Geschäfte. Mitarbeiter verloren ihr Geld, einige Lieferanten mussten selbst Insolvenz anmelden. Zum 1. Oktober ging Peter als einer der Letzten aus dem Management von Bord. 1100 Mitarbeiter sind noch in den Business-Units Airbus, Customer Support, 328 Jet und Maintenance tätig, für die zum Teil Interessenten gefunden werden konnten; mehr als 1000 Mitarbeiter wechselten in eine Transfergesellschaft.

"Ich sehe die Insolvenz nicht als Makel", sagt Peter. "Ich wünsche mir, dass die 728, die jetzt auf vielen CDs und in Kartons eingepackt ist, wieder ausgepackt wird. Auch wenn es zunächst schief gegangen ist, würde ich mich freuen, wenn ich irgendwann einmal damit fliegen könnte. Wir waren schon weit gekommen."

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