Kai Gottschlich

Richtig gelandet

"In Zukunft wollen wir noch unabhängiger werden", beschreibt Gottschlich das Ziel von Air Berlin. Derzeit dominieren noch die Reiseveranstalter das Geschäft; doch bald soll das Online-Geschäft zur tragenden Säule werden, ohne dabei die anderen Vertriebswege zu vernachlässigen. "Wir haben den entscheidenden Vorteil, auf mehreren Beinen zu stehen, während Billigfluganbieter wie zum Beispiel Ryanair, Hapag-Lloyd-Express oder Germanwings ihren Verkauf hauptsächlich über das Internet abwickeln."

Alle Buchungsvorgänge docken über ein automatisiertes Verteilsystem an die zentrale Bestandsliste an. Die ist das Lieblingsinstrument des Airline-Chefs Hunold: "Mithilfe von Citrix schaut er ständig auf die NetzwerkeNetzwerke", verrät Gottschlich. Irgendwie omnipräsent sei er, der Besitzer, ein Verkaufsgenie, das seiner Nase folge. In diesem Punkt treffen sich die Talente von Hunold und Gottschlich. Zwar müsse er seine Zahlen beisammenhaben, so Gottschlich; doch liege der Grund für den gemeinsamen Erfolg vor allem darin, aus dem Bauch heraus zu entscheiden, Trends zu erspüren. Dazu zählt auch das ticketlose Fliegen. Um ans Gate vorgelassen zu werden, sind am Flughafen nur die Buchungsnummer und der Personalausweis nötig. Seine Diplomidee wurde damit realisiert - "mit einem gewissen Mut zur Lücke", wie Gottschlich hinzufügt. Alles zu Netzwerke auf CIO.de

Rekordinvest in Speichernetz

Die längste Diskussion mit Hunold hatte der IT-Chef kürzlich wegen des Speichernetzes, ein StorageStorage Area Network (SAN), das er Air Berlin "verordnen" wollte. Ausgestattet mit sechs Web Servern und einem Load Balancer, der die Last auf die Server verteilt und Lastspitzen besser abfedert, sollte es zwei Millionen Euro kosten. "Das war eine nie da gewesene Investition für die IT", sagt Gottschlich. Anfang des Jahres begann das Projekt, der wichtigste Teil, das Blank-System, ist seit Mai ins SAN eingebunden. Die ProjekteProjekte werden größer, mit Air Berlin wächst auch die IT-Abteilung. Heute sitzen 450 Kollegen in der Zentrale in Berlin-Tegel, 34 in der Systembetreuung und dem Helpdesk-Bereich, für den Gottschlich noch sechs Experten sucht. 1800 Mitarbeiter sind insgesamt für Air Berlin im Einsatz gegenüber 1350 im Jahr 2000. Deshalb der Umzug vom hinteren Teil des Hauses 2 im Air Bureau Center in Berlin-Tegel in den vorderen. Alles zu Projekte auf CIO.de Alles zu Storage auf CIO.de

Einige Bodenplatten im neuen Server-Raum sind noch nicht verlegt, die darunter liegenden, bunt ummantelten Glasfaserkabel noch zu sehen. An den Wänden in den Fluren lehnen gerahmte Fotografien von Flugzeugen - Gottschlichs Fotos. Schon zu Schulzeiten in Düsseldorf lief er zum Flughafen hinüber und fotografierte im Morgengrauen Flugzeugflossen. Nachdem er 1990 für 38 Mark Miete im Monat in den Berliner Osten gezogen war, vergaß er Düsseldorf schnell - nicht aber seine Leidenschaft fürs Fliegen. Drei Jahre lang arbeitete Gottschlich parallel zum Studium für verschiedene Airlines in der Abfertigung in Berlin-Schönefeld.

Zum (Mit-) Fliegen kommt Gottschlich derzeit kaum: "Mehr als zwei Wochen Urlaub am Stück habe ich nicht." Deshalb bucht er seinen nächsten Flug fürs Wochenende: nach Rom; Internetkunden bezahlen dafür nur 29 Euro. Und weil es für Mitarbeiter von Fluggesellschaften noch etwas günstiger als günstig ist, nimmt Gottschlich seine 33 IT-Kollegen gleich mit - ticketlos, versteht sich.

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