Kai Gottschlich

Richtig gelandet

Als Schüler hat er Flugzeuge fotografiert, als Student hat er sie abgefertigt. Thema seiner Diplomarbeit: das ticketlose Fliegen. Heute feilt Kai Gottschlich, IT-Chef der Chartergesellschaft Air Berlin, an Buchungs- und Speichersystemen - damit andere preiswert um die Welt fliegen können.

Wie so viele Diplomarbeiten verschwand auch die von Kai Gottschlich zunächst im Regal. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin hat er vor sieben Jahren bei der Fluggesellschaft Deutsche British Airways (dba) seine Diplomarbeit geschrieben. Titel: "Ticketless Air Travel". Der 35-Jährige zieht das Werk aus dem Regal und entfaltet auf vier DIN-A4-Doppelseiten die für die Umsetzung des ticketlosen Fliegens bei einer Airline nötige Prozesskette. Die ist seit einem Jahr bei Air Berlin im Einsatz.

Gottschlich ist damit nach eigener Auskunft Vorreiter im Charterverkehr - so wie mit vielen anderen Systemen, die dem Kunden das Buchen von Flügen erleichtern sollen. Bei Air Berlin (Umsatz 2002: 696 Millionen Euro, Gewinn/ Verlust: keine Angaben; 1800 Mitarbeiter) machte er als Erster überhaupt Buchungen für One-Way-Flüge möglich, die Bezahlung per Lastschriftverfahren und die Online-Sitzplatzreservierungen (für acht Euro Aufschlag). Beim Hannoveraner Reiseunternehmer TUI (Umsatz 2002: 20,3 Milliarden Euro, Verlust: 5,4 Milliarden Euro; 70300 Mitarbeiter), seinem vorherigen Arbeitgeber, waren ihm dafür die Entscheidungswege zu lang.

"Nur sechs Wochen haben wir für die Umsetzung des neuen Ticketkonzepts gebraucht", sagt Gottschlich, froh über die schlanke Struktur seines Verantwortungsbereichs. Als er im März 2000 zur damals sechsköpfigen IT-Mannschaft bei Air Berlin stieß, war er noch anderes gewohnt. Als einer von mehr als 20 Mitarbeitern hatte er bis dahin in der Prozessorganisation von TUI gearbeitet. "Die TUI ist strukturiert wie eine Behörde", urteilt Gottschlich heute.

Jonglieren mit Altlasten

Als sein Ex-Kollege Dirk Göllner Assistent von Air-Berlin-Geschäftsführer Achim Hunold wurde, holte er Gottschlich nach. "Der Überblick in Sachen IT-Management fehlte bis dahin", erinnert sich Gottschlich. Mit Hunold hat der IT-Manager einen Chef, mit dem er auf Augenhöhe diskutieren kann. Das erste Verkaufssystem programmierte Hunold Anfang der 90er-Jahre selbst. Als die USA im November 1989 die Lufthoheit über Berlin abgaben, kaufte der Autodidakt die bis dahin vom Amerikaner Kim Lundgren geführte Airline. Mit der bestehenden Flotte bot Hunold dann außerordentlich günstige Flüge an - etwa für 29 Euro nach London, Rom oder Zürich.

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