CNN-Bericht

Russische Diebe haben keinen Spaß an geklauten Mähdreschern

12.05.2022
Von Computerwoche Redaktion
Russische Besatzer sollen im ukrainischen Melitopol im großen Stil landwirtschaftliches Gerät gestohlen haben. Da es per Remote-Steuerung verriegelt wurde, können sie allerdings nicht viel damit anfangen.
Mähdrescher in der Ukraine werden zur Kriegsbeute. Allerdings machen die Remote-Access-Funktionen den Dieben das Leben schwer.
Mähdrescher in der Ukraine werden zur Kriegsbeute. Allerdings machen die Remote-Access-Funktionen den Dieben das Leben schwer.
Foto: Maksim Safaniuk - shutterstock.com

Wie der US-Nachrichtensender CNN berichtet, haben russische Truppen in der besetzten Stadt Melitopol Mähdrescher, Traktoren und andere Geräte bei einem ukrainischen Landmaschinenhändler entwendet und nach Tschetschenien verschickt. Nach einer Reise von mehr als 700 Meilen konnten die Diebe die Geräte allerdings nicht benutzen, da sie via Fernsteuerung verriegelt worden waren.

Laut CNN häufen sich derzeit Berichte über den Diebstahl von landwirtschaftlichen Geräten, Getreide und Baumaterialien durch russische Truppen - ganz abgesehen von den weit verbreiteten Plünderungen privater Wohnhäuser. Der US-Sender sieht im Abtransport wertvoller landwirtschaftlicher Geräte von einem John-Deere-Händler in Melitopol jedoch Hinweise auf organisiertes Vorgehen, bei dem auch russische Militärtransporte für den Raub eingesetzt worden sein sollen.

Reiche Beute mit Mähdreschern und Traktoren

Die landwirtschaftlichen Geräte sollen bei einem Agrotek-Händler in Melitopol entwendet worden sein, das seit Anfang März von russischen Truppen besetzt ist. Der Gesamtwert soll sich auf fast fünf Millionen Dollar belaufen. Allein die Mähdrescher seien jeweils rund 300.000 Dollar wert. Der Sender beruft sich auf die Angaben eines Geschäftsmannes aus Melitopol, nennt aber aus Sicherheitsgründen keinen Namen.

Dessen Angaben zufolge sollen die Russen zunächst zwei Mähdrescher, einen Traktor und eine Sämaschine gestohlen haben. Im Laufe der darauffolgenden nächsten Wochen seien dann insgesamt 27 Landmaschinen einkassiert worden. Dem CNN-Kontaktmann zufolge sind in der Ukraine rivalisierende Banden russischer Truppen am Werk: Einige kämen am Morgen, andere am Abend.

Ein Teil der Maschinen sei in ein nahegelegenes Dorf verfrachtet worden, ein anderer Teil auf den langen Landweg nach Tschetschenien geschickt worden - mehr als 700 Meilen entfernt. Da es sich um moderne, mit GPS ausgestattete Maschinen handelt, konnte ihre Reise verfolgt werden. Die Spuren führen in das tschetschenische Dorf Zakhan Yurt.

Zur Not werden die Maschinen zerlegt und verkauft

Dort hätten die Diebe feststellen müssen, dass die Mähdrescher ferngesteuert verriegelt worden waren und somit nicht gestartet werden konnten. Inzwischen scheinen die Maschinen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb unweit von Grosny abgestellt worden zu sein. Dem CNN-Informanten zufolge suchen die Täter wohl nach Experten, die kompetent genug sind, um den Schutzmechanismus außer Kraft zu setzen. Wenn das nicht gelinge, könnten die Russen die Maschinen immer noch zerlegen und an den Ersatzteilen Geld verdienen, so die Kontaktperson.

Getreidediebstahl unter erschwerten Bedingungen

CNN nennt weitere Quellen aus der Region Melitopol, denen zufolge russische Militäreinheiten auch das in den Silos gelagerte Getreide stehlen. Eine Quelle erklärte gegenüber dem Sender, dass die Besatzer den örtlichen Landwirten anböten, die Gewinne zu teilen, um einfacher an das Getreide zu gelangen. Das scheitere allerdings oft an technischen Details, da Hebebühnen und sonstige Vorrichtungen nicht mehr funktionierten und die Häfen außer Betrieb seien.

Dennoch würden die Russen das Getreide, an das sie herankämen, auf Lkw verladen und mitnehmen. CNN zitiert eine Quelle mit den Worten: "Sie stehlen es, bringen es auf die Krim und das war's." Letzte Woche veröffentlichte der Bürgermeister von Melitopol ein Video, das einen Konvoi von Lastwagen zeigt, die die Stadt verlassen und angeblich mit Getreide beladen sind. "Wir haben eindeutige Beweise dafür, dass sie das Korn aus dem städtischen Getreidesilo in Melitopol entladen haben", so der Bürgermeister gegenüber CNN.

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