Unausweichlicher Kulturwechsel

SOA braucht Übersetzer

Stephan Murer, Head of IT Architecture, Crédit Suisse: "Die gemeinsame Sprache ist eine große Herausforderung und der schwierigste Teil bei SOA. Das bleibt eine ewige Arbeit."
Stephan Murer, Head of IT Architecture, Crédit Suisse: "Die gemeinsame Sprache ist eine große Herausforderung und der schwierigste Teil bei SOA. Das bleibt eine ewige Arbeit."

Leute mit Übersetzerqualitäten sind allerdings nicht leicht zu finden, auf dem freien Markt sind sie fast nicht zu bekommen. "Deswegen sind wir parallel dazu übergegangen, eigene Mitarbeiter zu Business-Analysten weiterzuentwickeln. Man erkennt mit der Zeit, welche Mitarbeiter das Potenzial dazu mitbringen", sagt Rauch. Zurzeit gibt es sechs bis acht Business-Analysten, wobei die Bank teilweise auch externe Berater holt, um Spitzen abzufangen. "Wir werden in Zukunft noch mehr in Business-Analysten investieren und die Zahl weiter erhöhen", berichtet der CTO. "Dann können wir mehr Projekte parallel durchführen. Denn ein Business-Analyst ist mit einem Projekt fast komplett ausgefüllt."

Weiterhin entsteht künftig auch Bedarf an Facharchitekten. "Facharchitekten besitzen sehr tiefe Kenntnisse über bereits vorhandene Services und Möglichkeiten der IT und können dieses Wissen zur Wiederverwendung der fachlichen Services in neuen Geschäftsprozessen nutzen", sagt Rauch. "Wir prüfen zurzeit die Erweiterung unseres Teams durch hauptamtliche Facharchitekten."

Für einen wesentlichen Erfolgsfaktor zur besseren Kommunikation hält Eldracher von sd&m das Domänenmodell. Er empfiehlt, immer zwei Verantwortliche pro Domäne zu benennen: einen "Eigentümer" aus der IT und einen "Auftraggeber" aus dem Fachbereich. Dabei verantwortet die IT die Prozesse, der Fachbereich die Anforderungen. "Der Fachbereich muss sich aber rausziehen, wenn es um die Umsetzung auf der IT-Seite geht", sagt Eldracher.

Domänenmodell hilft wenig

Kommunikation stand bei ING Diba allerdings nicht im Hauptfokus des Domänenmodells. In erster Linie setzt es die Direktbank für die parallele und unabhängige Entwicklung von Projekten ein. „Der Hintergrund des Domänenmodells ist weniger die effizientere Kommunikation mit dem Fachbereich als vielmehr, fachliche Services parallel weiterzuentwickeln“, sagt Rauch. Jede technische Änderung an einer Domäne muss zwar erst durch einen Fachbereich und einen Architekten genehmigt werden. Aber das ist mehr ein Thema der Governance und der Verantwortlichkeit, weniger der Kommunikation.

Um die Kommunikation zu stärken, setzt ING Diba dagegen auf das Iterationsmodell. Damit wird ab Projektstart der Austausch bei jedem Release-Schritt in ständigen Feedback-Schleifen mit den Fachbereichen gewährleistet. Dazu hat sie gleichzeitig Standards entwickelt, wie Fachlichkeiten beschrieben werden müssen und wie ein IT-Konzept auszusehen hat. Nach drei Jahren SOA-Erfahrung haben sich so mittlerweile Vorgehensweisen entwickelt, damit Fachbereich und IT ihre Konzepte gegenseitig verstehen. Einen Blueprint gab es anfangs nicht. "Wir sind mit zwei Projekten gestartet und haben die Best Practices nach jedem Release immer weiter ausgebaut und verfeinert", erläutert CTO Rauch. Dabei sei wichtig, dass die IT die Fachlichkeit verstehe. Wenn das gelingt, dann vermeide man auch viel Ärger.

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