Trotz Krisen

Unternehmen investieren weiter in Technologie

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Trotz unsicherer konjunktureller Aussichten halten IT- und Business-Entscheider weltweit an ihren Investitionsplänen für digitale Projekte fest.
Die Investitionen in Softwareprojekte werden auch 2023 wachsen, erwarten Marktforscher wie IDC und Gartner.
Die Investitionen in Softwareprojekte werden auch 2023 wachsen, erwarten Marktforscher wie IDC und Gartner.
Foto: Romolo Tavani - shutterstock.com

Auf den ersten Blick erscheint die Lage düster. Tech-Riesen wie Amazon, Alphabet, Microsoft und Meta entlassen reihenweise Mitarbeiter, in vielen Geschäftsbereichen gehen die Wachstumsraten zurück. Klassische Hardwareanbieter, beispielsweise im PC-Markt, leiden unter massiven Umsatzeinbrüchen.

Das ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt des Marktes, argumentieren US-amerikanische Marktforscher. Die meisten IT-Experten seien nicht bei den "Big Techs" beschäftigt, sondern in Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Und dort sehen die Zahlen anders aus.

Nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens CompTIA arbeiten derzeit fast 6,5 Millionen Menschen in den USA in Tech-Jobs, 430.000 mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote in diesem Segment liegt bei 1,5 Prozent, gegenüber 3,4 Prozent im gesamten Markt.

In einer aktuellen IDC-Untersuchung rechneten zwar 82 Prozent der befragten Technologie-Manager mit einer Rezession im laufenden Jahr. Doch 62 Prozent gaben zugleich an, ihr Unternehmen werde im Vergleich zum Vorjahr genauso viel oder sogar mehr Geld für Technologie ausgeben.

"Wir müssen weiter investieren"

Der Industriekonzern Johnson Controls etwa hält unverändert an seinen digitalen Initiativen fest. 2022 vergrößerte er sein 2.500 Personen starkes Tech-Team um etwa 500 Software-Ingenieure und andere IT-Experten, 350 Mitarbeiter sollen noch hinzukommen. "Wir müssen weiter investieren", sagt CTO Vijay Sankaran. Ohne Technologie seien die Wachstumspläne des Unternehmens nicht zu realisieren.

Die Großbank JP Morgan Chase unterhält ein Tech-Team von 55.000 Mitarbeitenden, 5.000 mehr als vor der Corona-Pandemie. Eingestellt wurden vor allem Expertinnen und Experten aus den Bereichen Cloud Computing, Data Science, künstliche Intelligenz und Cyber Security. Laut CIO Lori Beer wird die IT-Belegschaft auch 2023 in ausgewählten Feldern ausgebaut.

Zwar haben die großen IT-Marktforschungsunternehmen IDC und Gartner ihre Wachstumsprognosen für etliche Märkte nach unten korrigiert. Doch insbesondere die Investitionen in Software sollen auf einem hohen Niveau bleiben. Laut Gartner-Analyst John-David Lovelock wachsen die Ausgaben für Software weltweit in jeder Branche. Er nennt den Trend sogar "recession proof". Sein Kollege Stephen Minton von IDC ist etwas vorsichtiger: Die Tech-Investitionen der Unternehmen seien nicht immun gegen einen konjunkturellen Einbruch, aber "resilienter, als sie jemals waren."

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