VTG-CIO Petra Clemens

Vom Mut, Dinge anzugehen und anders zu machen

08.03.2024
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
VTG-CIO Petra Clemens will viel bewegen, nicht nur in Sachen Digitalisierung. Um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern, beschreitet sie neue Wege.
Petra Clemens setzt auf einen engen Austausch mit den Mitarbeitenden und eine enge Zusammenarbeit mit dem Business.
Petra Clemens setzt auf einen engen Austausch mit den Mitarbeitenden und eine enge Zusammenarbeit mit dem Business.
Foto: VTG

cio.de: Frau Clemens, Sie sind nun seit zwei Jahren CIO von VTG. Wie ist es Ihnen ergangen?

Petra Clemens: Als erste weibliche CIO und dann auch noch in der Eisenbahnlogistikbranche scheint es auf den ersten Blick eher ungewöhnlich. Doch es ist wirklich spannend, denn es ist sehr viel passiert. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, denn nun bin ich schon seit zwei Jahren bei der VTGVTG. Top-500-Firmenprofil für VTG AG

cio.de: Was haben Sie in dieser Zeit angepackt?

Petra Clemens: Wir haben im Zuge unserer neuen TOM-Strategie [Target Operating Model] eine große Transformation hinter uns, inklusive neuer Führungsstruktur und einem Mitarbeitenden-Zuwachs von 21 Prozent. Diese Transformation war enorm wichtig aber ergibt nur Sinn, wenn man die Anforderungen des Business versteht. Eine IT-Strategie muss von allen getragen werden, also haben wir diese gemeinsam entwickelt und wollen so dichter zusammenrücken und in produktorientierten Teams arbeiten. Zusätzlich haben wir dafür ein neues IT-Controlling sowie ein neues Projekt-Portfolio-Management-Setup eingeführt.

cio.de: Womit beschäftigten Sie und Ihr Team sich gerade?

Petra Clemens: Wir haben unser IT-TOM komplett umgestellt. Von Plan, Build, Run hin zu produktorientierten Teams. Außerdem beschäftigen wir uns gerade intensiv mit der Mitarbeiterentwicklung. Durch neu geformte Teams, neue Teamleiter und den Aufbau von Ressourcen und Fähigkeiten, haben wir es geschafft, die Führungsspanne [Anmerkung der Redaktion: bezeichnet, wie viele Mitarbeitende einer Führungskraft unterstehen] zu reduzieren.

Zudem haben wir eine Umfrage gestartet, in der alle Mitarbeitenden befragt wurden, in welche Richtung sie sich bewegen und entwickeln möchten. Natürlich ist das Thema DigitalisierungDigitalisierung bei uns auch großgeschrieben. Um nachhaltig eine State-of-the-art-IT zu gewährleisten, bauen wir unter anderem bei uns im Bereich das Inhouse Consulting auf. Auch mit der Einführung von S/4HANA, sind wir auf einem guten Weg, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Außerdem haben wir aktuell viele People-Themen, denn das Thema Mitarbeiterzufriedenheit ist mir persönlich sehr wichtig. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

IT enger mit dem Business verzahnen

cio.de: Was sind die größten Herausforderungen?

Petra Clemens: Eine der größten Herausforderungen aktuell ist unsere S4/HANA-Implementierung, die wider Erwarten sehr viel Zeit und Mehraufwand bedeutet. Außerdem ist der aktuelle Arbeitsmarkt ein großes Thema. Es ist nach wie vor nicht einfach beispielsweise Frauen für die IT zu begeistern. Ich setze mich stark dafür ein, guten Nachwuchs für die IT zu gewinnen und dabei besonderes Augenmerk auf das Thema Diversity und Inklusion zu legen.

Darüber hinaus gibt es inhaltliche Themen, die ich mehr fokussieren möchte. Es ist mir besonders wichtig, die IT enger mit dem Business zu verzahnen. Dies ist auch Teil unserer IT-Strategie, um nachhaltig erfolgreich sein zu können. Neben dem S/4HANA-Projekt haben wir uns das Thema Data & AnalyticsAnalytics auf die Fahne geschrieben. Hier ist es uns besonders wichtig, dass wir uns nachhaltig aufstellen, um für die Zukunft die richtigen Weichen gestellt zu haben. Alles zu Analytics auf CIO.de

cio.de: Sie sind auch erstmals in der Rolle der CIO. Was hat sich für Sie in der Führungsrolle verändert?

Petra Clemens: (lacht) Ich habe deutlich weniger Freizeit. - Nein, Spaß beiseite. Dadurch, dass ich vorher bereits in diversen Führungspositionen war, bin ich es gewohnt, sehr viel zu arbeiten und durch Transformation auf Widerstand zu stoßen. Was sich jedoch verändert hat, ist die höhere Sichtbarkeit und dadurch ein höherer Impact, den ich leisten kann.

Und es ist vielleicht auch eine Chance, als weibliche CIO ein Vorbild zu sein, um mehr Frauen für Führungspositionen zu begeistern. Im November habe ich als CIO bei den WIN Awards Gold als "CXO of the Year" gewonnen. Das war natürlich ein Highlight und in meiner Rolle eine tolle Chance und Möglichkeit.

cio.de: Welche neuen Impulse setzen Sie?

Petra Clemens: Als erstes lege ich viel Wert auf Eigenständigkeit und Mut, Dinge anzugehen und auch mal etwas anders zu machen, Innovationen zu sehen und auszuprobieren, eine Fehlerkultur zu entwickeln, und durch viel Transparenz Klarheit zu schaffen. Außerdem ist es mir enorm wichtig, alle Mitarbeitenden und Teams zusammenzubringen und vor allem das Business und deren Anforderungen zu verstehen. Auch Anforderungen verändern sich, daher ist mir ein regelmäßiger Austausch und ein dynamisches Umfeld sehr wichtig.

Neue Position für Change & Talent Management geschaffen

cio.de: Sie sagten bereits, dass Ihnen gerade die Mitarbeiterzufriedenheit am Herzen liegt. Welche Schritte haben sie hier unternommen?

Petra Clemens: Genau, im Zuge der neuen Ablauforganisation und unseres neuen IT-TOM stehen besonders die Menschen für mich im Mittelpunkt. Mir war es daher wichtig, eine Change & Talent Managerin einzustellen, um nicht nur neue Talente zu gewinnen, sondern auch auf die Bedürfnisse meiner Mitarbeitenden, insbesondere im Hinblick auf ihre Weiterentwicklungsmöglichkeiten, einzugehen. Hierbei sind für mich Themen wie Job Sharing, Women in Tech und Diversity & Inclusion sehr wichtig. Ich bin besonders stolz darauf, dass 40 Prozent der besagten Neueinstellungen Frauen sind. Unter anderem zählen hierzu die Change & Talent Managerin und eine neue Teamleiterin im Servicedesk.

cio.de: Warum braucht es diese neue Position und was wollen Sie damit erreichen?

Petra Clemens: Um gute und motivierte Mitarbeitende zu gewinnen, muss man auf deren Bedürfnisse eingehen können. Die Rolle meiner Change & Talent Managerin ist daher von besonderer Bedeutung, weil sie ein Bindeglied zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften ist und neue, relevante Themen treibt, um die Menschen nachhaltig zu gewinnen und zu motivieren.

Wir versuchen dadurch ein Netzwerk aufzubauen, um dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden und den FachkräftemangelFachkräftemangel einzudämmen. Außerdem braucht die VTG viel mehr Sichtbarkeit. Wir sind ein außerordentlich spannendes Unternehmen, haben tolle Projekte und Teams. Zusätzlich helfen wir, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. All das wollen wir natürlich auch nach außen zeigen. Kommunikation spielt hier eine große und wichtige Rolle. Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de

cio.de: Wie ist die Resonanz dazu im Unternehmen?

Petra Clemens: Nach einigen Hürden und großen Fragezeichen, ist die Resonanz außerordentlich positiv. Insbesondere die Zusammenarbeit mit HR ist richtig gut und die Weichen sind gestellt, viele, neue und vor allem spannende Themen gemeinsam voranzutreiben. Wichtig ist mir aber auch die Zusammenarbeit mit dem Business - da gibt es noch viel Potenzial und Themen, die wir gemeinsam angehen und nach vorne Richtung Zukunft treiben können.

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