Business Innovation first

Welche Rolle CIOs 2026 spielen

Mary K. Pratt ist freiberufliche Journalistin in Massachusetts.
Die Prioritäten von IT-Führungskräften verschieben sich: Geschäftsstrategie, Innovation und Orchestrierung rücken in den Vordergrund.
Weniger Technik, mehr Unternehmensstrategie: So sehen viele CIOs ihre Aufgaben im Jahr 2026.
Weniger Technik, mehr Unternehmensstrategie: So sehen viele CIOs ihre Aufgaben im Jahr 2026.
Foto: Corri Seizinger - shutterstock.com

Trotz der Charakterisierung des modernen CIO als Business-Manager und Stratege verbringen viele IT-Führungskräfte immer noch den Großteil ihrer Zeit mit technischen Fragen. In der von CIO.com durchgeführten Umfrage "State of the CIO 2023" bezeichneten 47 Prozent der technischen Führungskräfte das Sicherheitsmanagement als ihre wichtigste Aufgabe, 40 Prozent nannten die Verbesserung des IT-Betriebs und der Systemleistung. Die Förderung von Business-Innovationen, die Suche nach Möglichkeiten zur Differenzierung vom Wettbewerb und die Arbeit an der Geschäftsstrategie fielen dagegen in die untere Hälfte der Top-10-Aktivitäten von CIOs im Jahr 2023.

Allerdings erwarten viele CIOs, dass sich diese Prioritäten in den kommenden Jahren umkehren werden. Laut der Studie sehen IT-Manager ihre wichtigste Aufgabe im Jahr 2026 darin, geschäftliche Innovationen voranzutreiben. Sie gehen davon aus, dass der CIO der nahen Zukunft mehr Zeit mit der Ausarbeitung von Geschäftsstrategien, der Entwicklung von umsatzsteigernden Produkten und Services sowie der Förderung von Ideen für die Unternehmens-Roadmap verbringen wird, als dies heute der Fall ist. Im Gegenzug müssen sie lernen, technische Kontrollaufgaben abzugeben.

Einfluss und Führung

"Die Rolle des CIOs im Jahr 2026 wird darin bestehen, Einfluss zu nehmen, zu führen und zu leiten - im Gegensatz zu den traditionellen Aufgaben der Auswahl, Integration, Konfiguration und Anpassung von Technologien", sagt Joseph Bruhin, CIO der Breakthru Beverage Group. "CIOs, die diese Themen nicht bis 2026 beherrschen, werden großen Nachholbedarf haben." Mit anderen Worten: In drei Jahren entfernen sich CIOs ein gutes Stück vom technischen Leiter und hin zum Unternehmensstrategen.

"Da jedes Unternehmen digital ist, werden CIOs die Rolle des Architekten der ganzen Organisation übernehmen und nicht nur der DigitalisierungDigitalisierung", erwartet Vipin Gupta, ehemaliger Chief Information, Strategy and Digital Officer bei Toyota Financial Services International. Andere IT-Führungskräfte beschreiben den CIO der Zukunft als "Einflussnehmer", "strategischen Denker" und "eloquenten Kommunikator". Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Dafür müsse er flexibel, innovativ und wendig sein. Und sie betonen, dass CIOs noch visionärer sein müssten als heute, da sie eine führende Rolle bei der aktiven Gestaltung des Unternehmens hätten, anstatt nur zu unterstützen. "CIOs werden eine tragende Rolle beim Schaffen von Geschäftswerten spielen", prognostiziert etwa Bobby Cameron, Vice President und Principal Analyst beim Marktforschungsunternehmen Forrester.

Was die Entwicklung des CIO vorantreibt

Erfahrene Leser erinnern sich, dass sich die CIO-Position seit ihrer Einführung Ende des 20. Jahrhunderts ständig weiterentwickelt hat - von einer fast ausschließlichen Konzentration auf Betriebszeit und Verfügbarkeit hin zur Rolle des Business Enablers. Durch den schnellen technologischen Wandel und die vollständige Abhängigkeit der Unternehmen von der IT wird der Beitrag des CIO zum Unternehmenserfolg immer größer.

"Das Entwickeln und Umsetzen von Geschäftsstrategien für mehr Wachstum, Umsatz und Wettbewerbsfähigkeit wird eine der Hauptaufgaben des zukünftigen CIO sein", sagt Rona Bunn, CIO der National Association of Corporate Directors (NACD). Viele CIOs hätten sich bereits auf den Weg gemacht, StrategienStrategien zur digitalen Beschleunigung des gesamten Unternehmens voranzutreiben. "Während dies in High-Tech- und Top-Unternehmen schon seit Jahren gängige Praxis ist, erlebe ich nun eine Verschiebung in der CIO-Community auf breiter Front." CIOs seien zunehmend dafür verantwortlich, Innovationen und Produkte voranzutreiben, die eine Expansion, neue Angebote und Umsatzsteigerungen ermöglichen. Alles zu Strategien auf CIO.de

CIO 2026 - technische Treiber des Wandels

Mehrere große Tech-Meilensteine haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, den CIO-Job in eine neue Zukunft zu führen. Hierzu gehören Cloud ComputingCloud Computing und Software-as-a-Service, die Digital Natives am Arbeitsplatz, die rasche Akzeptanz von KI und insbesondere ChatGPT sowie die zunehmende Nutzung von Low-Code-Plattformen für die Softwareentwicklung. Dadurch wurden mehr technische Möglichkeiten in die Hände von Mitarbeitern außerhalb der IT-Abteilung gelegt, so dass CIOs mit ihren Teams Zeit für andere Aufgaben als die grundlegende IT-Bereitstellung haben. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

"Einer der wichtigsten Gründe für den Wandel der CIO-Rolle ist die geringere Abhängigkeit des Unternehmens von der IT-Organisation", berichtet Gupta. "Da sich die technologischen Fähigkeiten in Bezug auf Entwicklung und Management automatisierter Lösungen weiterentwickelt haben, ist es einfacher geworden, die Implementierung von Technologien zu demokratisieren. Digitale Kompetenzen nehmen im gesamten Unternehmen stetig zu und bieten dem CIO eine große Chance, mehr strategische Initiativen zu leiten."

Wechselnde Verantwortlichkeiten in der Zukunft

Diese Faktoren werden die Art und Weise verändern, wie die IT arbeitet und wie die CIO-Position sich entwickelt, erwarten die befragten Manager. Zunächst erhielten Mitarbeiter im gesamten Unternehmen die Möglichkeit, neue IT-Lösungen zu erstellen und etwa SaaS-Produkte in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren. Infolgedessen würden CIOs im Wesentlichen ein hochgradig verteiltes Team verwalten und unterstützen, erläutert Mark Taylor, CEO der Society for Information Management (SIM).

Das Research-Unternehmen Gartner prognostiziert, dass bis 2025 rund 55 Prozent aller neuen Technologielösungen an "nicht-traditionelle" Käufer - Business-Technologen und andere Mitarbeiter außerhalb der IT - geliefert werden. "Die Rolle der IT als Berater und vertrauenswürdiger Ratgeber für das Unternehmen wird also immer wichtiger", folgert Erica Hausheer, Senior Vice President und CIO des Softwareunternehmens Teradata. Und weil Mitarbeiter im gesamten Unternehmen zunehmend IT-Aufgaben übernehmen und immer mehr Firmen vollständig auf die Cloud umsteigen, "entwickelt sich die Infrastruktur zunehmend zu einem externen Service", ergänzt Taylor.

Mit der wahrscheinlichen Folge, dass sich auch klassische IT-Positionen sowie die Organisation der IT-Abteilung selbst ändern werden. Künftige CIOs könnten ihre Teams schrumpfen sehen, da sie sowohl mehr Technologie als auch Dienstleistungen einkaufen. Kein Wunder, dass Taylor prognostiziert: IT-Mitarbeiter, die sich selbst als Technologen bezeichnen, "werden ihre größten Karrierechancen bei reinen Technologieunternehmen finden".

Mehr Zeit für Governance-Aufgaben

Derartige Veränderungen werden auch dazu führen, dass CIOs mehr Zeit für Governance aufwenden, heißt es aus mehreren Quellen. "Wir müssen viel, viel besser werden, wenn es um Governance geht, und nicht nur regeln, was die Leute tun können und was nicht, sondern auch, wie sie Dinge tun", fordert CIO Bruhin. "Das Business wird auf eine andere Weise unterstützt, indem wir Leitplanken und Anleitungen entwickeln, die helfen, keine falschen Entscheidungen zu treffen." Ein Beispiel hierfür ist die Notwendigkeit, das Top-Management in die Lage zu versetzen, die Auswirkungen der Nutzung von ChatGPT durch die Mitarbeiter zu verstehen und entsprechende Regeln zu formulieren.

Ein bisschen Technik bleibt

Doch obwohl sich die Rolle des CIOs in Richtung Business wandelt, wird sie auch in Zukunft noch einige technologische Verantwortlichkeiten umfassen. Dazu zählen die gesamte Technologieentwicklung und -implementierung im Unternehmen sowie die dabei erzeugten Daten im größeren IT-Ökosystem. "Es muss immer noch jemanden geben, der das alles zusammenfügen kann", sagt Taylor.

Dies alles in einem lose gekoppelten Ökosystem, in dem immer mehr Technologien außerhalb der IT ausgewählt und von den Anbietern betreut werden. "CIOs der Zukunft verstehen sich als Chief Integration Officer und Chief Influence Officer", merkt Gupta an. "Dazu gehören die technischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Komponenten sowie der Einfluss auf alle Komponentenbesitzer."

Bereit oder nicht?

Viele CIOs kommen künftig gar nicht mehr aus der IT, sondern aus Bereichen wie Finanzen, Betrieb und Marketing. Taylor zufolge ist der Prozentsatz der CIOs, die aus anderen Funktionsbereichen als der IT kommen, in den vergangenen zehn Jahren von etwa zehn Prozent auf fast 30 Prozent gestiegen. Dies führe auch dazu, dass aufstrebende Führungskräfte mit einer technikorientierten Laufbahn mehr Druck verspüren, Erfahrungen außerhalb der IT zu sammeln. Ganz ohne technischen Sachverstand wird es aber auch in Zukunft nicht gehen, fügt Taylor hinzu: "CIOs müssen immer noch über genügend technologische Fähigkeiten verfügen, um im Gespräch mit Technologen wirklich zu verstehen, worum es geht."

All dies erfordert, dass CIOs flexibler werden. Im Idealfall können Sie sich schnell in neue Technologien einarbeiten, den Nutzen für ihr Unternehmen verstehen und Governance-Richtlinien formulieren. Laut Cameron zeigt eine Forrester-Studie von Anfang 2023 jedoch, dass die wenigsten CIOs die künftigen Erwartungen an die Rolle erfüllen.

Tatsächlich sei die Mehrheit (58 Prozent) immer noch im "traditionellen Modus" der IT-Führung unterwegs, wie Forrester es nennt. Etwa 37 Prozent sind modern, und nur sechs Prozent sind "zukunftsfähig": Sie verfügen also über die Geschwindigkeit, die Flexibilität und den Wertfokus, um erfolgreich eine transformative strategische Führungsrolle für das gesamte Unternehmen zu übernehmen. Immerhin: Viele CIOs arbeiteten an eben diesen SkillsSkills für die neue Rolle, so die Analysten. Alles zu Skills auf CIO.de

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com

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