Strategien


TUI Group

Wenn die Blockchain Hotelzimmer verteilt

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Elke Reichart, CDO und IT-Chefin der TUI Group, treibt die digitale Transformation des Touristikkonzerns voran. Blockchain-Technologien spielen dabei eine wichtige Rolle.

Wer nach Uses Cases für die BlockchainBlockchain sucht, sollte bei der TUITUI anrufen. IBM-Chefin Virginia Rometty hat es getan und sich über die Initiativen der TUI informiert, berichtet Elke Reichart, die ihre Karriere einst beim IBM-Konkurrenten Hewlett-Packard begann: "Wir beschäftigen uns seit fast zwei Jahren mit dem Thema und haben ein eigenes Entwicklungsteam aufgestellt." Der Touristikkonzern mit Hauptsitz in Hannover nutzt Distributed-Ledger-Technologien unter anderem zur Verwaltung von Hotelverträgen. Top-500-Firmenprofil für TUI Alles zu Blockchain auf CIO.de

Elke Reichart - CDO und Leiterin Group IT, TUI Group: "Wenn es kürzere Release-Zyklen gibt, erwarten wir natürlich auch ein rascheres Feedback aus den Fachabteilungen."
Elke Reichart - CDO und Leiterin Group IT, TUI Group: "Wenn es kürzere Release-Zyklen gibt, erwarten wir natürlich auch ein rascheres Feedback aus den Fachabteilungen."
Foto: TUI Group

Das Blockchain Lab der TUI entwickelte dazu Anwendungen, die das Ausführen dezentraler Programme (Smart Contracts) in einer Blockchain ermöglichen. "Damit können wir Bettenkontingente einzelner Länder viel effizienter auf andere Regionen verteilen", erläutert die Managerin. Verfüge etwa TUI Deutschland über freie Kapazitäten in einem Hotel auf Mallorca, könne die britische Landesgesellschat darauf zugreifen und ihren Kunden die Zimmer anbieten: "Mit Hilfe von Smart Contracts stellt unsere Blockchain ungenutzte Zimmer konzernweit zur Verfügung und erledigt dabei auch die interne Verrechnung." Die Auslastung sei mit dem neuen System deutlich gestiegen. Früher war das Verschieben von Hotelkontingenten zwischen einzelnen Ländern zudem mit erheblichem manuellen Aufwand verbunden.

Reichart will das Thema noch weiterverfolgen. In einem Pilotprojekt testet die TUI derzeit eine Plattform, über die Kleinstanbieter auch kurzfristig Reiseausflüge wie etwa einen Segeltörn feilbieten können. Die Vertragsverwaltung übernehmen Smart Contracts auf der Blockchain.

IT-Organisation der TUI Group

Seit Februar 2018 ist Reichart Chief Digital Officer (CDO) und Leiterin der Group IT. Als Geschäftsführerin des konzerneigenen IT-Dienstleisters TUI Infotec zeichnet sie für rund 800 IT-Mitarbeiter verantwortlich.

Die Unternehmens- und IT-Fakten der TUI Group.
Die Unternehmens- und IT-Fakten der TUI Group.
Foto: IDG

Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört das Umsetzen der DigitalisierungsstrategieDigitalisierungsstrategie, die bei der TUI Group stark vom Topmanagement getrieben wird. Das ehrgeizige Ziel lautet: Die TUI soll eine "Tech-Company" in der Reisebranche werden. "Das waren natürlich beste Voraussetzungen für den Einstieg als CDO", blickt Reichart zurück. "Ich musste nicht als Evangelist durch die Abteilungen wandern, sondern konnte sofort loslegen." Standardisierte Systeme für den ganzen Konzern gehören dabei zum Pflichtprogramm, denn die TUI Group ist nach zahlreichen Übernahmen auch in Sachen IT heterogen aufgestellt. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Megatrends in der Touristikbranche

Reichart studierte VWL, Romanistik und Informatik an den Universitäten Gießen und Montpellier. Als Digitalchefin der TUI muss sie vor allem die großen Trends in der Touristikbranche im Auge behalten. Der wichtigste ist für sie die Individualisierung und Personalisierung von Reisen. Die TUI will ihren mehr als 20 Millionen Kunden künftig individualisierte Angebote machen und beispielsweise schon mehrere Wochen vor Reiseantritt auf zusätzliche maßgeschneiderte Sportangebote und Ausflüge hinweisen.

Im Visier hat der Konzern auch die Millennials, sprich jüngere Kunden, die ihre Reisen häufig über mobile Endgeräte planen. "Diese Zielgruppe ist sehr preissensitiv", erläutert die Managerin. Wegen ihres begrenzten Budgets legten solche Kunden großen Wert auf transparente und planbare Kosten. Die TUI halte deshalb etwa im Hotelsegment entsprechende Kontingente vor, entwickle aber auch zusätzliche Services wie Abendprogramme speziell für jüngere Interesssenten.

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