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Wie CIO Bernd Schlömer Sachsen-Anhalt digitalisiert

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.

Eng verbunden damit ist der dritte Bereich "Innovation". Dabei pocht Schlömer auf Praktikabilität: "Wir wollen kein akademisches Papier schreiben, sondern die Ziele bis 2030 so formulieren, dass sie auf Monitoring, Controlling, Steuerung und Umsetzung ausgerichtet sind." Das schließt etwa Cloud Computing ein oder öffentliche Geo-, Raum- und Verkehrsdaten aufzubereiten, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Als Vorbild nennt der CIO etwa den Bankensektor, in dem Finanzberatung zunehmend nicht mehr in der Filiale, sondern per Video-Call stattfindet.

Verfahren noch ohne Cloud

Dabei gibt es das Problem, dass viele Fachverfahren in den Behörden nicht in Cloud-Umgebungen funktionieren. Einige Dienstleister für die Verfahren können oder wollen laut Schlömer ihre Lösungen nicht cloud-ready machen. Dadurch sind Software-as-a-Service-Angebote, etwa für Autozulassungen, gar nicht möglich.

Zudem sind viele dieser Programme nicht darauf ausgelegt, sich an anderen Nutzern als den Sachbearbeitern zu orientieren. "Es ist beispielsweise gar nicht vorgesehen, dass Bürger Online-Anträge einreichen können," so Schlömer. Also müssen alle Frontends für Online-Services, die im Zuge des OZG entwickelt werden, umständlich über Schnittstellen an das Backend der Fachverfahren angeschlossen werden.

"Noch dazu haben wir nicht wenige Anbieter für Fachverfahren, die quasi Monopole innehaben. Für das Standesamtswesen gibt es beispielsweise nur einen Hersteller in ganz Deutschland. Wenn es uns insgesamt nicht gelingt, diese Dienstleister mit in die Zukunft zu nehmen, können wir zu Stift und Papier zurückkehren," so Schlömer. Die Fachverfahrenshersteller und IT-Dienstleister müssten vom Gesetzgeber in die Pflicht genommen werden, vorgegebene Standards und Schnittstellen zu übernehmen. Diese strategische Aufgabe sei jedoch noch nicht gelöst, resümiert der Landes-CIO.

Optimist bleiben

Trotz solcher Widrigkeiten versucht Schlömer, Optimismus zu verbreiten. "Die Zukunft ist etwas Gutes, sie gibt uns Möglichkeiten und neue Optionen," sagt er. Sich auf neue digitale Lösungen einzulassen, bedeute immer mehr Arbeits- und Lebensqualität.

Mitarbeitende sollten keine Angst vor Veränderungen haben. "Die digitale Zukunft eröffnet mehr Chancen, als man eigentlich gedacht hat, und das bedeutet für alle einen Gewinn," sagt Schlömer und beendet das Gespräch, wie es angefangen hat: "Das Internet ist eine gute Sache."

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