Strategien


Design Thinking

Wie das Digital Lab von Klöckner arbeitet

Das externe Lab sei schon deswegen kein Elfenbeinturm, weil regelmäßig Mitarbeiter aus den Fachbereichen für drei bis sechs Monate nach Berlin kämen, um dort zu lernen. Umgekehrt bedeutet es auch für die aus Online-Firmen stammenden Mitarbeiter von kloeckner.i einen Kultur-Clash, wenn sie in Duisburg mit dem operativen Geschäft des Stahlhandels konfrontiert werden.

Die Entscheidung, ein Digital Lab in Berlin zu gründen, halten Dyck und Hilzinger in der Rückschau für absolut richtig. "Wir würden es wieder so machen, eine Einheit entfernt vom Stammhaus zu schaffen; und auch wieder in Berlin, weil dort das Ecosystem vorhanden ist", begründet Hilzinger. "Das klappt nur, wenn man sich löst. Physisch neue Räume öffnen auch die Denkräume in den Köpfen der Menschen", ergänzt Dyck. "Unser Ansatz funktioniert: ein externes Lab, aber mit einem Fuß im Konzern."

Die Skills im Lab

Die Lab-Mitarbeiter sind in vier Gruppen organisiert. Die Produkt- und Innovations-Manager gehen raus zu den Kunden, machen Design Thinking mit ihnen, übersetzen die Ideen und Kundenbedürfnisse in einen Mock-up und liefern die technische Spezifikation in einer für Pro­grammierer verständlichen Sprache, so dass ein ­Pro­totyp gebaut werden kann. Zunächst arbeitete kloeckner.i im Design Thinking mit einem Beratungsunternehmen zusammen, inzwischen hat das Digital Lab aber ein eigenes Team aufgestellt - in deutschen Unternehmen ist das noch die absolute Ausnahme.

Business-Analysten

Neben Mitarbeitern mit Methodenwissen sind Business-Analysten besonders wichtig, werden doch Statistik, Data Science und BI-Analysen immer entscheidender. Ein Team aus fünf Leuten hat ein Data Science Lab aufgebaut, wo es Daten sammelt, diese nach Mustern analysiert und daraus wieder neue Anwendungen baut. Derzeit arbeiten die Business-Analysten daran, das Kundenverhalten offline und online zu vergleichen und daraus abzuleiten, was ein Kunde wirklich braucht.

Online-Marketing

Das Online-Marketing stellt die dritte Mitarbeitergruppe bei kloeckner.i dar. Zu den Aufgaben zählen unter anderem das Google-Advertising-Management und die Such­maschinen-Optimierung. "Das sind Skills, die es im Unternehmen vorher nicht gab", sagt Dyck. "Für viele ist das noch fremd." Orientierte sich das Corporate Mar­keting bislang eher an Papier und Flyern, so beackert das Online-Marketing die digitalen Kanäle. Syner­gien zwischen beiden Einheiten baut Klöckner gerade auf. Und schließlich gibt es noch eine vierte Einheit aus sieben Entwicklern. Inzwischen beschäftigt die Ideen­schmiede in einer alten Waschlappenfabrik in Berlin Mitte rund 30 Mitarbeiter. "Jetzt haben wir einen Punkt erreicht, wo wir gut arbeiten können", resümiert Dyck.

Industrieplattform kommt 2017

Der Auftrag für den Berliner Ableger lautet, das bestehende Geschäft von Klöckner zu digitalisieren. Doch wenn im kommenden Jahr die erste Version einer Industrieplattform an den Start geht, endet die Arbeit von kloeckner.i natürlich nicht. Denn die Ziele formuliert Klöckner sportlich: Bis 2017 sollen rund zehn Prozent und bis 2019 mehr als die Hälfte der Umsätze online erzielt werden.

Die Industrieplattform will der Stahlhändler für andere Händler öffnen, so dass sie das Toolset von Klöckner nutzen können. Dyck nennt ein weiteres Ziel: "Idealerweise versammeln wir alle großen B2B-Anbieter dieser Branche auf der Industrieplattform und orchestrieren alle Einkäufer und Verkäufer." Dabei könnte der HandelHandel auch über Stahl hinausgehen und sich die Plattform zu einem Handelsplatz für den gesamten B2B-Bereich entwickeln. Top-Firmen der Branche Handel

Überlegungen gehen auch dahin, nicht nur Produkte auf der Plattform zu vermitteln, sondern auch Dienstleistungen anzubieten. Das können Logistiklösungen, Zahlungssysteme oder Services für Analysen im Online-Marketing sein. "In der Ausbaustufe und in der Vision unserer Industrieplattform gibt es das sonst noch nicht", benennt Dyck das Besondere des Projekts. "Wir sprechen gerade mit ersten Kunden, wie man sich digital vernetzen kann", sagt er ganz im Sinne von Design Thinking. "Wichtig ist: man muss anfangen."

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