IT in der Autoindustrie

Wie Informatiker Auto und Internet zusammenbringen

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Michaela Fräßdorf, Evobus: Ordnung im Bus-System

"Wenn man verschiedene Ingenieurstudiengänge mischt, kommt Physikalische Technik heraus." Michaela Fräßdorf hat dieses "Breitbandtechnik-Studium mit IT-Basiskenntnissen" 1999 an der FH Heilbronn absolviert, Schwerpunkte waren Automatisierungs- und Verfahrenstechnik. "IT-Skills musste ich mir zusätzlich aneignen, und das hört bis heute nicht auf", sagt Fräßdorf. Viele Experten-Tools lerne man nicht an der Hochschule kennen, permanent kämen neue Programme hinzu, und konzernspezifische Lösungen müsse man sich darüber hinaus selbst beibringen. "Prinzipien der Programmierung und die Denkweise sollte man einfach draufhaben."

Michaela Fräßdorf hat Physikalische Technik studiert und kam über einen externen Dienstleister zur Daimler-Tochter Evobus.
Michaela Fräßdorf hat Physikalische Technik studiert und kam über einen externen Dienstleister zur Daimler-Tochter Evobus.
Foto: Evobus

Über einen externen Dienstleister ist die Expertin bei der Firma Evobus eingestiegen, im Folgejahr wurde sie von der Daimler-Tochter übernommen. "Angefangen habe ich im Team für Diagnoseapplikationen" - Programme auf dem Notebook des Servicetechnikers, die beispielsweise den kompletten Fehlerspeicher der Fahrzeugelektronik auslesen. Inzwischen evaluiert Fräßdorf ein Tool, mit dem die Elektrik/Elektronik-(E/E-)Entwicklung auch hinsichtlich der ISO-Norm 26262 unterstützt werden kann: "Wir wollen im Bereich E/E über alle Entwicklungsartefakte hinweg eine einfache Durchgängigkeit erzielen, um eventuelle Probleme schnell nachvollziehen und analysieren zu können." Dies beinhaltet die beiden Säulen des Unternehmens - Mercedes-Benz und Setra - ebenso wie die internationale Dimension des Konzerns.

Der Hintergrund ist, dass der Einfluss der E/E-Funktionen im Gesamtfahrzeug immer weiter um sich greift. Mit einer direkten Verdrahtung ist das nicht mehr machbar, Bus-Systeme sind der Ausweg. "Die komplette IT muss zusammenspielen, und die Beziehungen wollen wir textuell und visuell beschreiben, um eine einheitliche Ebene im Konzernverbund für Diskussionen zu schaffen", erläutert Fräßdorf: "In dieser Position ist ein breites Technikverständnis neben den IT-Kenntnissen ziemlich hilfreich."

Schließlich diene der E/E-Bereich auch als Schnittstelle zwischen den Fachbereichen und externen Zulieferern: "Wir müssen nachvollziehen, was die Kollegen benötigen, um überhaupt alle Anforderungen an die Steuergeräte spezifizieren zu können." Für den besonderen Kick sorgen die unterschiedlichen Lebenszyklen von Fahrzeugen, Steuergeräten und Produkten gerade aus dem Bereich Consumer Electronics, die im Bus eine Rolle spielen, sagt Fräßdorf: "Wenn sich die Entwicklung für ein Display entscheidet und das in der Serie verbaut wird, ist es vom Lieferanten meist schon wieder abgekündigt."

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