SAP-Expertise
Wie Stada IT-Fachkräfte in Belgrad an sich bindet
- Weshalb Stada ein Corporate Shared Service Center gegründet hat
- Wieso die Wahl für den Standort von Stada IT Solutions auf Belgrad fiel
- Weshalb sich die Ausbildung von IT-Fachkräften in Serbien lohnt
- Warum die Systemlandschaft nur auf SAP s/4 Hana vereinheitlicht werden soll
CIO Angela Weißenberger schlendert zu ihrem zweiten Arbeitsplatz im Herzen von Belgrad - vorbei an Gründerzeitbauten mit bröckelndem Putz, Cafés mit Plüschsesseln, der polnischen Eurobank, der österreichischen Ersten Bank, dem Lacoste-Laden, H&M und Zara. Das Zara-Gebäude ist das Ziel. Hier arbeitet die CIO des ursprünglich deutschen Pharmakonzerns StadaStada in Etagen über dem Mode-Shop mindestens einmal im Monat bei der Stada IT Solutions. Top-500-Firmenprofil für Stada
Shared-Service-Center in der Fußgängerzone
Dieses Shared-Service-Center ist wahrscheinlich das einzige weltweit, das mitten in einer Fußgängerzone residiert. Beste Lage in ganz Serbien. Die Airbnb-Preise schwanken hier zwischen 12 und 34 Euro pro Bett. Wie ist Stada dorthin geraten? "2012 sind wir unsere Sourcing-Strategie angegangen", erklärt Weißenberger, die seit 2010 die IT von Stada leitet: "Wir hatten im Brot-und-Butter-Geschäft viel zu viele Externe."
Weißenberger entwickelte daher den Vorschlag, diese Aufgaben nearshore in ein Corporate- Shared-Service-Center auszulagern, möglichst in ein Land, in dem Stada auch selbst vertreten ist und in dem es schon eine ausbaufähige IT-Abteilung gab. "Da blieben nur noch Russland und Serbien", sagt Weißenberger. Und hier, mitten in der Fußgängerzone von Belgrad, hatte die serbische Firma eine Immobilie, die genutzt werden konnte.
Foto: Stada Arzneimittel AG
Internationale Treffen lassen sich einfach organisieren
Stadas Produktion in Nischni Nowgorod, 400 Kilometer östlich von Moskau, liegt fern vom Headquarter in Bad Vilbel bei Frankfurt. Und Moskau selbst kostet mehr als die meisten anderen Metropolen. Serbien und Belgrad sind da näher und günstiger. Knapp zwei Stunden dauert der Flug von Frankfurt. Gut sieben Millionen Serben sind ein relativ kleiner Einflussfaktor auf die Weltwirtschaft - viele von ihnen emotional immer noch hin und hergerissen zwischen Russland und der EU. "Für uns ergibt sich der Vorteil, dass internationale IT-Treffen am einfachsten in Belgrad stattfinden können", sagt Weißenberger: "Weder die EU-Bürger noch die Russen brauchen hier ein Visum."
- James (Jim) Swanson
CIO von Bayer Crop Science und Leiter des Bereichs IT/Digitale Transformation ist James (Jim) Swanson. Er ist seit November 2013 CIO bei Monsanto. Sein Dienstsitz ist Monheim. Swanson war zuvor Vice President IT bei Merck, USA. Er erwarb einen Bachelor of Science in Bio Science und Bio Technology an der Drexel University in Philadelphia, an der er von 1983 bis 1988 studierte. - Angela Weißenberger
Der Arzneimittelhersteller Stada hat 2010 die mehrfach bei der Wahl zum CIO des Jahres ausgezeichnete Angela Weißenberger zur Leiterin der Corporate IT bestellt. Weißenberger wechselte vom Knabbergebäck-Produzenten Lorenz Snack World, wo die studierte Dipl.Oec./Mathematikerin seit 1992 in der IT tätig war und seit 2001 ebenfalls als CIO die IT-Geschicke des Unternehmens verantwortet hat. - Markus Schümmelfeder
Seit April 2018 ist Markus Schümmelfeder neuer CIO des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim in Ingelheim am Rhein. Er war zuvor Corporate Vice President IT im Unternehmen. Schümmelfeder berichtet an seinen Vorgänger im CIO-Amt, den CFO Michael Schmelmer. - Stefan Beck
Stefan Beck ist seit November 2017 neuer CIO und Leiter der Abteilung Global Process / Enterprise Architecture & Region Europe bei BASF. Der Informatiker bleibt auch weiterhin Geschäftsführer der Tochtergesellschaft BASF Business Services. - Andreas Becker
Andreas Becker ist seit April 2017 Vice President Information Technology/CIO beim Pharmakonzern Daiichi-Sankyo Europe in München. Im Oktober 2014 kam der Diplom-Kaufmann mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik & EDV als Head of IT Strategy & Service Delivery ins Unternehmen. - Sandeep Sen
Sandeep Sen ist CIO der Linde Group. In dieser Funktion hat er Büros in Singapur und München. Weltweit führt Sen rund 1.100 Mitarbeiter. Er kam 1993 zu Linde Indien (vormals BOC India). Zuvor war er in der IT auf dem Finance-Sektor tätig. Dabei arbeitete er sowohl in Indien als auch in Großbritannien. - Peter Buchmüller
Seit Mitte Juni 2017 ist Peter Buchmüller IT-Leiter der Aenova Group, einem pharmazeutischen Auftragshersteller mit Sitz in Starnberg bei München. Der genaue Titel lautet: Senior Vice President Corporate IT Aenova Group. Buchmüller wechselte von der Molkerei Meggle in Wasserburg, wo er zuvor als Leiter IT tätig war. - Michael Jud
Michael Jud ist seit April 2017 neuer Leiter IT beim Pharmahersteller InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH in Heppenheim im südlichen Hessen. Jud kommt vom Anlagenbauer Schenck Process in Darmstadt. Er berichtet bei seinem neuen Arbeitgeber direkt an die Vorsitzende der Geschäftsführung. - Dirk Ramhorst
Dirk Ramhorst ist seit September 2016 neuer CIO bei Wacker Chemie in München. Zuvor war er Chief Digital Officer, VP, IS Strategy & Enterprise Architecture, beim Chemiehersteller BASF in Mannheim. Der gebürtige Bielefelder Ramhorst lernte in einem dualen Ausbildungsgang Softwaretechnik bei Nixdorf Computer in Paderborn, zugleich studierte er BWL und VWL an den Universitäten Kiel und Osnabrück. - Daniel Hartert
Seit Januar 2009 heißt der CIO des Bayer-Konzerns Daniel Hartert. Bevor Hartert den Vorsitz der Geschäftsführung von Bayer Business Services übernahm, arbeitete er als CEO Imaging Systems für Philips Healthcare in Boston/USA. Der Informatiker Hartert war unter anderem für Bosch und Bertelsmann tätig. Bei dem Medienkonzern baute er die IT-Struktur der Bertelsmann Music Group (BMG) auf und arbeitete sich zum Konzern-CIO hoch. Im Jahr 2002 wechselte er auf eigenen Wunsch als CIO zu Philips ins niederländische Eindhoven, 2007 ging er in die USA. - Kai Finke
Kai Finke ist seit Mitte Februar 2015 CIO beim Kölner Spezialchemie-Hersteller Lanxess. Zuvor war Finke Leiter IT und Geschäftsführer der IT-Tochter bei der auf Düngemittel und Salze spezialisierten K+S Gruppe in Kassel. Vorher war er CIO bei BASF Personal Care & Nutrition. In der Funktion integrierte er die IT der 2010 übernommenen Cognis. - Berthold Kröger
Berthold Kröger hat im Juli 2015 die IT-Verantwortung bei der K+S AG in Kassel übernommen. Der neue Leiter Corporate IT berichtet an den Vorstand Thomas Nöcker. Der promovierte Informatiker hat sein Studium an der Universität-Gesamthochschule Paderborn absolviert. Er arbeitete danach mehr als drei Jahre im Forschungs- und Technologiezentrum der Deutschen Telekom und war später in verschiedenen Positionen bei der Hochtief AG und der Hochtief Solutions AG in Essen beschäftigt. - Abel Archundia-Pineda
Abel Archundia-Pineda ist seit Mai 2017 Head of IT Business Partnering Pharmaceuticals bei Bayer im Geschäftsbereich Pharma bei Bayer. Zuvor war er Head of IT for Novartis Technical Operations and Global CIO der Sandoz Division, Novartis AG. - Dirk Töpfer
Beim Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck ist Dirk Töpfer CIO. Er kommt von der Metro Group, wo er das IT-Dienstleistungsunternehmen Metro Systems leitete. Töpfer folgt auf Jim Stewart. - Gerd Niehage
Gerd Niehage ist seit Januar 2017 CIO der B. Braun Melsungen AG, einem Pharma- und Medizinbedarfs-Unternehmen. Er kommt vom Automobilzulieferer Hella KGaA Hueck & Co mit Sitz in Lippstadt, wo er seit 2013 CIO der Hella Gruppe war. - Laurie Miller
Laurie Miller ist seit Februar 2013 CIO und Head of IT bei Covestro, einem Werkstoffhersteller mit Sitz in Leverkusen. Die gebürtige US-Amerikanerin arbeitet bereits seit 1991 im Bayer-Konzern. Vor ihrer Ernennung zur CIO war Miller, die einen Studienabschluss in Rechnungswesen und einen MBA mit Schwerpunkt International Business, Marketing und Finance hat, in mehreren leitenden Positionen im Controlling sowie im operativen und strategischen Marketing tätig. - Joachim Jäckle
Der Konsumgüterkonzern Henkel hat die Funktion des CIO abgeschafft. Im April 2013 hat nun Joachim Jäckle (Jahrgang 1959) die IT-Verantwortung beim Düsseldorfer Unternehmen mit übernommen. Bisher leitete der Volkswirt als Corporate Service Vice President weltweit die Finanzorganisation der Tochtergesellschaften sowie die globale Shared Services Organisation. Nun fasste Henkel die Shared Services mit der IT-Organisation in der neu geschaffenen Unit „Integrated Business Solutions“ zusammen. Diese neue Einheit verantwortet seitdem Jäckle. - Alexander Bode
Im Juli 2014 hat Alexander Bode den CIO-Posten beim Farbenhersteller DAW SE angetreten. DAW (Deutsche Amphibolin-Werke) ist vor allem bekannt durch Farbenmarken wie Caparol und Alpina. Bode kommt vom Pharmahändler Celesio, wo er seit 2013 als Global Head of IT Governance tätig war. Davor arbeitete der Wirtschaftsinformatiker viele Jahre bei der Freudenberg-Gruppe, wo er auch seine berufliche Laufbahn 2002 begann. Zuletzt verantwortete er dort von 2008 bis 2013 als Director ERP Europe das SAP Competence Center von Freudenberg Sealing Technologies. - Bettina Uhlich
Bettina Uhlich ist seit Anfang 2015 CIO beim Spezialchemiekonzern Evonik Industries. Uhlich ist Diplom-Wirtschaftsingenieurin, promovierte im Fach Betriebswirtschaft und startete ihre Karriere bei der Degussa AG im Bereich Finanz- und Rechnungswesen. Uhlich berichtet bei Evonik an den Finanzvorstand Ute Wolf. - Stephan Heinelt
Stephan Heinelt ist seit September 2018 Group CIO beim Spezialchemiekonzern Altana AG mit Sitz in Wesel. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker Heinelt war zuletzt Leiter Service Management Global IT Services bei der Evonik Industries AG in Essen. - Jörn Weigle
Jörn Weigle ist seit Oktober 2018 neuer Vice President Information Technology bei Vetter Pharma International GmbH in Ravensburg. Zuvor arbeitete er in gleicher Funktion bei SAS Autosystemtechnik in Karlsruhe. - Martin Wiedenmann
Martin Wiedenmann ist seit Februar 2019 Head of Global IT/CIO bei Atotech Deuschland GmbH in Berlin, einem weltweit agierenden Marktführer für Spezialchemie. Zuvor war er war seit Juli 2016 CIO bei Ledvance in München.
Seit 2012 hat Serbien den Status eines EU-Beitrittslandes, genauso wie Montenegro und Albanien. Slowenien und Kroatien sind bereits Mitglieder der Europäischen Union. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic fordert deshalb auch einen baldigen Beitritt, denn die meisten der EU-Forderungen habe man ja schon umgesetzt. Der für die Erweiterung zuständige EU-Kommissar Johannes Hahn bemängelt jedoch Unzulänglichkeiten bei der Gewaltenteilung, der Pressefreiheit und unentschlossenes Vorgehen gegen Korruption und organisierte Kriminalität. Mit einem Beitritt sei deshalb frühestens zwischen 2019 und 2025 zu rechnen.
Drei Gründe für Serbien
Junge Serben frustriert diese vage Ansage natürlich. Zwölf Prozent von ihnen sind arbeitslos. Und auch die sehr gut Ausgebildeten können nicht das tun, was sie eigentlich könnten. Tamara Radivojevi? ist so eine: Sie bereitet gerade ihren zweiten Studienabschluss in Mathematik an der Universität von Belgrad vor, während sie studienbegleitend bei Stada IT Solutions arbeitet - und dabei tief ins Innere von SAP-Software vordringt. Bereits die dritte Generation von Studenten bildet Stada gerade in der eigenen "Juniorakademie" aus. Fast alle stellt das Unternehmen anschließend auch ein. "Tamara ist einer unserer Stars", sagt Weißenberger. Die junge Serbin lächelt verlegen.
Fachkräfte auszubilden lohnt sich für Stada in Serbien aus drei Gründen:
Die Studenten bringen eine solide Grundausbildung mit. Die Universität von Belgrad mit ihren 90.000 Studenten genießt einen guten Ruf. Aber auch die anderen Hochschulen der Zwei-Millionen-Metropole müssen sich nicht verstecken.
Sprache ist kein Problem. Die Studenten sprechen fließend Englisch, einige auch Deutsch. Allen ist klar, dass sie mit ihrer Muttersprache allein nicht weit kommen. Die ganze Stadt hat sich schon darauf eingestellt: Kyrillische Schriftzeichen stehen noch auf den Straßenschildern, aber kaum noch auf Werbetafeln.
Junge Talente bleiben dem Unternehmen treu. Die Stada IT Solutions verzeichnet in Belgrad eine Fluktuation von gerade mal sieben Prozent pro Jahr. Die Zahl an anderen attraktiven Arbeitgebern ist begrenzt. "Wir haben hier noch ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Weißenberger: "Selbst die SAPSAP in Serbien kann nur regionale Projekte anbieten. Bei uns können die Kollegen dagegen internationale Projekte machen." Alles zu SAP auf CIO.de
Zum Beispiel die Integration von Thornton & Ross. 2014 hat Stada das englische Unternehmen gekauft. Inzwischen sind weitere in Australien, Argentinien und anderswo dazugekommen. Mehr als 100 Unternehmen gehören heute zu Stada. Wenn es nach Weißenbergers Willen ginge, sollten alle so schnell wie möglich ins zentrale SAP-System integriert werden.
Seit 1986 internationalisiert Stada. Die 11.000 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in 125 Ländern. Der Hauptmarkt ist zwar nach wie vor Deutschland mit rund 30 Prozent vom Umsatz. Aber die anderen Länder ziehen nach. Zuletzt glänzte Italien in puncto Wachstum. Aber auch Länder wie Vietnam schaffen es mit Generika und eigenen Marken mittlerweile unter die Top Ten der Umsatzbringer. Seit 2001 ist Stada im deutschen Aktienindex MDax gelistet. Seitdem hat es seinen Umsatz vervierfacht.
SAP-Systemlandschaft soll auf S/4HANAlaufen
Durch Akquisitionen vor mehr als zehn Jahren und das schnelle Wachstum sind drei regionale SAP-Systeme innerhalb der Firma gewuchert: eines für Westeuropa, eines für Südosteuropa und eines für die Länder der ehemaligen Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), also Russland und Co. Der Vorstand denkt darüber nach, eine einheitliche SAP-Landschaft zu schaffen. "Ich halte das für eine sehr gute Idee", sagt Weißenberger. "Und wenn wir diese SAP-Systemlandschaft schaffen, dann auf Basis von S/4HANA, denn die richtigen Innovationen finden nur noch auf S/4 statt."
Foto: cio.de
Mit dem zweiten Release (16/10) sei ein Wechsel für Stada schon interessant geworden. Jetzt wäre Weißenberger froh, wenn sie auf das dritte Release (17/09) aufspringen könnte. Seit mehr als einem Jahr beschäftigen sich die Belgrader IT-Leute zusammen mit den Kollegen aus Bad Vilbel und Nischni Nowgorod mit dem Thema S/4. Tamara Radivojevi? und ihre Mentoren arbeiten trotzdem daran, Thornton & Ross auf den westeuropäischen Stada-Standard auf Basis von ERPERP ECC 6.0 zu heben. "Wir nutzen jetzt erst einmal das westeuropäische System für Thornton & Ross - natürlich, UK gehört zu Europa", sagt Weißenberger. "Dieses System wäre aber auch die Basis für das Global S/4, da es das größte System ist und das, das am meisten in Line mit den Corporate-Business-Prozessen ist." Alles zu ERP auf CIO.de
Foto: Stada Arzneimittel AG
Von R/3 zu S/4HANA - ein fundamentaler Architekturwechsel
Weißenberger hält diesen Architekturwechsel für ähnlich fundamental wie den Sprung von R/2 zu R/3: "Performante Realtime-Verarbeitung war überfällig. Wenn man CO-PA (Ergebnis- und Marktsegmentrechnung, Anm. d. Red.) betrachtet, kommt das eigentlich 20 Jahre zu spät." Zudem sei bei Stada eine Harmonisierung und StandardisierungStandardisierung der Prozesse auf Basis einer einheitlichen Systemlandschaft wichtig. Vermutlich wird Weißenberger in den nächsten Jahren noch öfter als einmal im Monat durch Belgrads Fußgängerzone schlendern. Immerhin arbeiten dort jetzt schon mehr ITler als in Bad Vilbel. Und vielleicht werden ja auch mal die Gründerzeitbauten neu verputzt. Alles zu Standardisierung auf CIO.de