Strategien


Fünf Erfolgsfaktoren

Worauf es bei IoT-Projekten wirklich ankommt

Jan Rodig leitet das Kompetenzfeld Digital Performance & Analytics bei der Unternehmensberatung Struktur Management Partner. Er ist Experte für die Konzeption und Umsetzung von Digitalstrategien, für digitale Geschäftsmodelle und Digitalorganisationen. Herr Rodig ist Co-Autor mehrerer IoT-Fachbücher, Mitglied der BMWi-Initiative Plattform Industrie 4.0 und war bis 2019 CEO eines von ihm mitgegründeten IoT-Softwaredienstleisters.

4. Sicherheit geht vor: Cybersecurity ernst nehmen

Viele Unternehmen schenken der IT-Sicherheit im IoT-Umfeld zu wenig Aufmerksamkeit - insbesondere bei Produkten und Services für Privatanwender. Schließlich sollen die IoT-Angebote möglichst schnell an den Markt und das Budget ist knapp. Da sich die Kunden bei der Angebotsauswahl vor allem an Preis, Bequemlichkeit und Funktionsumfang orientieren, ist der Anreiz zu Investitionen in Cybersecurity für die Anbieter gering. Doch Achtung: Dringen Hacker in die IoT-Lösungen ein, können die Folgen verheerende Imageschäden, Produktionsausfälle oder Datenverluste sein.

Daher sollten in jedem Fall Mindeststandards wie beispielsweise eine End-to-End-Verschlüsselung, die separate Speicherung von Nutzer- und Betriebsdaten oder die eindeutige Vergabe von Geräte-Kennungen umgesetzt werden. Vorsicht: Trotz häufiger anderslautender Versprechen der IoT-Plattformanbieter gibt es Cybersecurity nicht komplett "aus der Box".

5. Disruptive Geschäftsmodelle starten nicht mit einem Business Case

Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft hängt entscheidend davon ab, ob die vierte industrielle Revolution in den Unternehmen schnell verstanden und konsequent umgesetzt wird. Medien, Musikindustrie und Handel waren nur die ersten Opfer der immer dramatischeren technologiegetriebenen Umbrüche durch die Digitalisierung, die sich durch alle Branchen fressen. Werden unsere heimischen Vorzeigebranchen wie der Maschinen- und Anlagenbau, die Elektro- und die Automobilindustrie sich erfolgreicher anpassen?

Das hängt vor allem davon ab, wie mutig wir denken. Und damit sind wir wieder bei der bereits erörterten Unterscheidung zwischen Smart Operations (Fokus auf Effizienz und Transparenz) einerseits und Smart Products & Services (Fokus auf Differenzierung und Monetarisierung) andererseits. Denn mit den üblichen Business Case-basierten Investitionsentscheidungen kann man zwar hervorragend Effizienzen im Bereich der Smart Operations heben, aber eben keine bahnbrechenden neuen Geschäftsmodelle auf Basis relevanter neue digitaler Produkte und Services entwickeln.

Während wir in Deutschland Weltmeister kleinerer - Business-Case-basierter - Optimierungen sind, fehlen uns leider die großen Ideen. So ist es kein Zufall, dass bislang keine der weltweit dominierenden digitalen Plattformen aus Deutschland kommt. Denn diese erfordern eben Mut - zum "Think big", zum schnellen iterativen Ausprobieren von Ideen, zum systematischen Weiterentwickeln, zum Verwerfen. Im Mittelpunkt steht dabei zunächst die Suche nach ungelösten großen Kundenproblemen, gegebenenfalls auch außerhalb des aktuellen eigenen Produktspektrums.

Wurden diese Probleme identifiziert, geht es darum, überzeugende Lösungen zu entwickeln - und erst am Ende um die Monetarisierung. Während viele erfolgreiche digitale Angebote in den USA und Asien auf diesem Weg entwickelt wurden, stehen dem hierzulande leider allzu oft kurzsichtige Amortisationszwänge im Weg.

Daher: Wer am Anfang eines IoT-Projektes zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle nach dem Business Case fragt, hat die Digitalisierung schlicht nicht verstanden.

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