Bitcoins als Zahlungsmittel

Bitcoin als Hedge gegen Inflation

Dirk Röder ist Head of Blockchain Solution Center bei der T-Systems Multimedia Solutions GmbH. Davor war er als Blockchain Evangelist bei MaibornWolff beschäftigt.
Dieser Artikel soll CIOs auf die mögliche Frage ihres CFOs nach der Kryptowährung Bitcoin als Zahlungsmittel und/oder Wertanlage vorbereiten.
Bitcoins als Zahlungsmittel oder Anlageform für Unternehmen: Es kann eine Überlegung wert sein.
Bitcoins als Zahlungsmittel oder Anlageform für Unternehmen: Es kann eine Überlegung wert sein.
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Die Kryptowährung BitcoinBitcoin macht in den vergangenen Wochen fast täglich Schlagzeilen. Standen in der Vergangenheit häufig neue Allzeithochs im Fokus, so häufen sich Bekanntmachungen von weltbekannten Unternehmen den Bitcoin als Hedge einzusetzen. Spätestens nach der Veröffentlichung des Kaufs durch Tesla im Wert von 1,5 Mrd. analysieren einige Finanzabteilungen die Hintergründe von Kryptowährungen als Zahlungsmittel, der Blockchain als dezentrales Kassenbuch und letztlich den Hedge Bitcoin gegen Inflation. Alles zu Bitcoin auf CIO.de

CIOs, sollten in diesem Zusammenhang auf eventuelle Fragen des CFOs vorbereitet sein. Oder vielleicht sogar Eigeninitiative zeigen. Schließlich leben wir in Zeiten der ratternden Notenpressen und es gibt technische Aspekte die für Bitcoin als Wertespeicher sprechen, doch vor allem spiegeln sich diese in zutiefst volkswirtschaftlichen Regeln wieder.

Bitcoins Regelwerk legt die Basis für dessen Werthaltigkeit

Beginnen wir mit der Erläuterung des Bitcoin und dessen Buchhaltung auf der Blockchain. Diese dezentrale Datenbank kann wie jede Datenbank vielerlei Dinge. Allerdings ist die Blockchain einzigartig qualifiziert genau einen sozialen und einen technischen Aspekt abzudecken. Zum einen verhindert sie über ausgeklügelte Technologie ganz ohne eine neutrale Aufsicht - z.B. einen Notar - dass digitale Güter mehrfach ausgegeben werden können.

An der Stelle erinnere ich an mp3. Wenn ich den neuesten Song von Taylor Swift per eMail an Sie verschicke, haben Sie und ich je eine Kopie. Für Audiophile ist das sicherlich toll, doch unser Finanzsystem würde sofort kollabieren. Jede Überweisung würde das Geld beim Empfänger einfach entstehen lassen, ohne es beim Absender abzuziehen.

Der soziale Aspekt beschreibt die Blockchain als die einzig vertrauenswürdige Quelle von Transaktionsdaten inklusive einer öffentlich einsehbaren Geldpolitik, die wirtschaftlich und gesellschaftlich völlig unabhängige Marktteilnehmer akzeptieren, ohne das irgendwer die Quelldaten oder Regeln verändern kann.

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Während das SWIFT- oder VISA-Netzwerk nur für ausgewählte Teilnehmer geöffnet sind und die Nutzer etwaigen Regeländerungen machtlos ausgeliefert sind, ist die Einfachheit von Bitcoin bestechend. Der Quellcode ist jedem zugänglich. Ebenso kann sich jeder am Netzwerk beteiligen oder Bitcoins halten. Diese Transparenz schafft Vertrauen.

Während Geld keinen Wert mehr zu haben scheint, sorgt die Verknappung von Bitcoin auf 21 Mio. für zusätzliches Vertrauen. In knapp zwölf Jahren wurden 18.6 Mio davon bereits geschürft und alle zehn Minuten kommen als Belohnung für die Betreiber des Netzwerks 6,25 hinzu. Neue Bitcoins entstehen also nach einem stringenten System von Lohn für getane Arbeit.

Ein wirklich freier Markt macht den Preis

Jede Unterhaltung über Geld birgt eine emotionale Komponente. Sprüche wie "Geld regiert die Welt" erzählen schon seit Jahrhunderten über die Macht in der Geldpolitik. Doch genau dieser Punkt kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden:

Bitcoin Besitzer haben diese Währung freiwillig gekauft. Sie halten das digitale Asset im festen Glauben der Inflation ein Schnippchen zu schlagen.

Banken und Regierungen blicken teils verachtend auf die Bitcoin Gemeinde und übersehen dabei, dass diese Gruppe aus Freiwilligen ein wahrhaftiges System basierend auf transparenten und objektiven Regeln entworfen haben. Diese Regeln sind im Code verankert und greifen immer gleich, egal wer wem Geld schickt.

Die Inflation von neuen Bitcoins kann von niemanden beeinflusst werden. Dieses ökonomische Prinzip von Angebot und Nachfrage ist durch die fixe Blockzeit von ungefähr zehn Minuten ad absurdum geführt und verhindert zusätzlich manipulative Eingriffe in die Geldpolitik. Die Parallele zu Gold rührt natürlich von der bereits erwähnten Mengenbegrenzung.

Diese und einige andere Gedanken veranlassen immer mehr Unternehmen zu einer Diversifikation ihrer Vermögenswerte in Bitcoin. Dabei gehen sie unterschiedliche Wege. Die Einen kaufen Bitcoins direkt über die Börsen, andere nutzen hierfür Vermögensverwaltungen wie Grayscale. Darüber hinaus sind mehrere ETFs in USA zur Genehmigung bei der SEC angefragt, während in Europa Vontoble bereits ein entsprechendes Produkt anbietet.

Das letzte Wort gebührt Elon Musk. Als er vor wenigen Tagen ankündigte Teslas mit Bitcoins kaufen zu können, schob er noch einen Tweet hinterher, dessen Inhalt genau für obige Argumentation steht: Bitcoin ist ein Hedge gegen inflationäre FIAT Währungen. Doch die Halbwertszeit von tweets ist bekanntlich kurz: Tesla hat die Zahlungen mit der Kryptowährung Bitcoin wegen Umweltbedenken angesichts des hohen Stromverbrauchs wieder gestoppt. Der Tech-Konzern habe die Entscheidung wegen des rapide ansteigenden Verbrauchs von fossilen Brennstoffen für die Herstellung von und Transaktionen mit Bitcoins getroffen, erklärte Tesla-Chef Elon Musk am 12. Mai bei Twitter. (bw/rs)

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