Cloud Computing


Interview mit Hagen Rickmann, T-Systems

Cloud in Zeiten von Prism

Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Ein Fall für die Private Cloud?

Wären diese Klassiker ein Fall für die Private Cloud?

Hagen Rickmann: Für die meisten Klassiker, wie Sie sie nennen, ist die Private Cloud bezüglich Sicherheit und Integration die beste Lösung. Viele Unternehmen sind nicht bereit, einen Big Switch durchzuführen und alle Anwendungen in die Cloud zu verlagern und gleichzeitig auch noch die Applikation etwa hin zu SaaS zu wechseln. Eine entsprechende Risikoabschätzung fällt dann oft zuungunsten der Cloud aus, obwohl deren Vorteile auf der Hand liegen. Hier bietet die Private Cloud mit einem meist klaren Fokus auf klassische Unternehmensanwendungen eine echte Alternative zum Eigenbetrieb oder zum bisherigen Outsourcing.

Welche Anwendungen verlagern Unternehmen garantiert nicht in die Cloud?

Hagen Rickmann: Ich sehe hier die Grenzen nicht so sehr in der Anwendung, vielmehr in der Menge der Daten, die bewegt werden oder aber entsprechend schnell zur Verfügung stehen müssen. Hierzu gehören unter anderem die eben angesprochenen Maschinensteuerungen. In solchen Fällen ist noch immer die Physik und damit die verfügbare Technik der limitierende Faktor.

Nach Gartner werden sich die verschiedenen Cloud-Segmente BPaaS, PaaS, SaaS und IaaS in den nächsten zwei, drei Jahren unterschiedlich stark entwickeln. Worin investieren T-Systems-Kunden Ihren Erfahrungen nach am meisten, und mit welchen Zielen?

Hagen Rickmann: Gegenwärtig werden die meisten Ausgaben in der IT und somit im Cloud-Umfeld noch von den IT-Abteilungen getätigt. Hier ist vor allem IaaS der einfache und schnelle Einstieg in die Cloud-Welt. Veredelt werden diese Infrastruktur-Cloud-Services dann entsprechend durch die IT-Abteilungen der Unternehmen. Hierdurch sind kaum Anpassungen an den Prozessen und in den Unternehmensabläufen vorzunehmen. Aktuell kann so noch die angestrebte Flexibilität, Skalierbarkeit und gegebenenfalls auch die Kosteneinsparung erreicht werden.

Mittel- bis langfristig ist jedoch der Standardisierungs- und Industrialisierungstrend in der Unternehmens-IT nicht länger aufzuhalten. In diesem Zuge werden zunehmend SaaS- und auch PaaS-Lösungen in die Unternehmen gelangen. Zudem fordert eine Generation Easy in den Fachabteilungen weniger komplexe Umgebungen ohne schwierige Bedienung. Sie entscheidet zunehmend die Auswahl der IT-Services.

Ist IaaS vernachlässigbar?

Firmen wie Oracle sagen, dass IaaS eher vernachlässigbar sei, SaaS hingegen nicht - welche Aussage einen irgendwie nicht überrascht. Ihre Meinung?

Hagen Rickmann: Nicht für alle Anwendungen wird es SaaS-Lösungen geben. Da überschätzt OracleOracle vielleicht den Einsatz von Standardlösungen in Unternehmen - und um solche handelt es sich bei SaaS. Die meisten Konzerne haben noch eine ganze Reihe von individuellen Lösungen in Betrieb, für deren Management und Administration Branchen-, Unternehmens- oder spezielle Fachkenntnisse notwendig sind. Alles zu Oracle auf CIO.de

Für diese ist IaaS meist die richtige Basis. Weiterhin ist der Integrations- und Migrationsaufwand beim Einsatz von SaaS nicht zu unterschätzen und zu vernachlässigen. IaaS bietet hier einen weitaus einfacheren Einstieg, bei dem sich die Anpassungen und Änderungen in Grenzen halten. Dies ist meine Erfahrung aus einer Vielzahl von Gesprächen mit Kunden. Vor diesem Hintergrund würde ich den Bereich IaaS nicht vernachlässigen.

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