Falttechnik wird massentauglich

Das Handy zum Zusammenknüllen kommt

20.11.2013
Von Meike Lorenzen

Von aufrollbaren Fernsehern

"Samsung macht das geschickt", sagt Wenzel. Die Koreaner bauen, anders als zum Beispiel Apple, den Großteil ihrer Hardware inhouse und machen sich damit von externen Kooperationen unabhängig. Das kann ein strategischer Vorteil am Markt werden. Ganz ähnlich macht es übrigens auch LG. "Wenn man Technologien als erster auf den Markt bringen möchte wie im Falle von LG die OLED und Ultra HD Geräte ist es unverzichtbar die Herstellung und Entwicklung dieser Displays unter einem Dach zu haben", sagt LG-Sprecher Alexander Krüger. Inzwischen sind die Koreaner mit der Produktion gewölbter Displays bereits in Serie gegangen.

Außerdem nimmt LG auf dem Weg zum faltbaren Smartphone oder Tablet-PC noch eine andere Hürde. Seit Oktober stellt die Konzerntochter LG Chem auch gekrümmte Akkus in Serie her, im kommenden Jahr wollen sie mit schlauchförmigen Akkus nachlegen.

Möglich macht all das auch der Einsatz von OLEDs. "Die organischen Leuchtdioden verbrauchen viel weniger Energie. Damit können auch die Akkus kleiner gebaut werden", erklärt Wolfgang Wenzel. Dies ermögliche neue Gestaltungsformen. Zum Beispiel wären Tablet-Computer denkbar, die wie eine Klarsichthülle aussehen. Wenzel glaubt fest daran, dass sich die flexiblen Displays durchsetzen werden. "Irgendwann werden unsere Kinder nicht mehr Schulbücher in ihrem Ranzen mit sich herumtragen. Sie werden das Tablet zusammenknüllen und es in die Tasche werfen", sagt der Wissenschaftler.

Ganz ähnlich denkt man bei LG. "Wir haben bereits Prototypen flexibler Displays gezeigt, die als Zeitung funktionieren können", sagt Alexander Krüger. "Durch die neuen gebogenen oder flexiblen Displays ergeben sich völlig neue Design-Möglichkeiten bis hin zum aufrollbaren Fernseher."

Hersteller könnten branchenübergreifend ihre Designs überarbeiten, ohne Rücksicht auf steife Displays nehmen zu müssen. "Stellen Sie sich einmal die Möglichkeiten der Cockpitgestaltung im Auto vor", sagt Unterhaltungselektronik-Experte Roland Stehle. "Oder das gesamte Feld der sogenannten WearablesWearables wie Computeruhren oder Datenbrillen." Alles zu Wearables auf CIO.de

Doch sobald das Drucken der OLEDs industriell möglich ist, wird es der Branche einen Schub verpassen. Ebenso wie vor sechs Jahren der Multi-Touch-Display in Kombination mit dem App-Store von Apple das Smartphone massentauglich gemacht hat. Flexible Displays böten den Spielraum für Innovationen. Bedenkt man, wie weit die Arbeit von Novaled und Co. schon fortgeschritten ist, wird deutlich, dass dieser Sprung nur noch wenige Jahre dauern wird. Und sowohl Samsung als auch LG sind auf diesen Moment vorbereitet.

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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