Strategien


IT-Manager wetten

Der Quantensprung in der Logistik

09.03.2017
Von Dr. Sebastian Saxe

Digitale Verkehrsplanung

Beispiele sind Nadelöhre wie die Hamburger Kattwykbrücke, die immer nur entweder von einem Schiff, einem Zug oder von Straßenfahrzeugen passiert werden kann. Mit digitaler Verkehrslenkung werden hier LKW-Fahrer beizeiten - über Apps, auf LED-Leuchtschildern oder per Info-Layer auf ihren Navigationsgeräten - informiert, wann und wie lange die Klapp­brücke wegen Schiffsdurchfahrten gesperrt ist beziehungsweise sein wird. Auf dieser Basis lässt sich dann entscheiden, ob es sinnvoll ist, zu warten oder einen Umweg über eine andere Flussquerung zu nehmen.

Verkehrsbewegungen aller Art werden durch Satelliten- und Positionierungstechnik künftig effizienter, störungsärmer und schneller als je zuvor sein. Das ist von existenzieller Bedeutung, denn im Vordergrund aller Verkehrsplanungs-Aktivitäten steht die Frage, wie Waren - Container oder Stückgut - am schnellsten weitergeleitet und wie dabei die Übergänge zwischen Wasser, Schiene und Straße optimal gestaltet werden.

Tags für das Internet of Things

Noch ist das etwa im Hamburger Hafen ausgesprochen herausfordernd, weil zum Beispiel Container, die gelöscht, aber nicht sofort umgeladen werden, in den Terminals oft zwischengelagert, registriert und vor dem Weitertransport ausfindig gemacht werden müssen. Für einen Quantensprung in der gesamten Transportlogistik wird hier das Internet of Things sorgen: Mit Tags ausgestattete Container lassen sich erheblich schneller auffinden und weiterverladen.

Zur Beschleunigung des Containerumschlags wird mittelfristig auch das Konzept des Pre-Port Parking beitragen, dessen Prinzip nicht nur im Hafen und nicht nur in Hamburg, sondern in allen Bereichen mit hohem Transportaufkommen und begrenzter Verkehrsfläche an Bedeutung gewinnen wird. An autobahnnahen Güterverkehrszentren und Autohöfen außerhalb des Hafens werden Warteparkplätze eingerichtet, auf denen Fernlaster in getrennten Spuren für jedes Ziel-Terminal zusammengestellt werden und warten, bis es dort einen freien Slot für sie gibt.

Wenn etwa Abholer am Terminal ankommen, stehen ihre Container dort schon bereit. Das beschleunigt den Umschlag, minimiert den Güterverkehr im Hafen, reduziert den Bedarf an Verkehrsfläche und senkt die Schadstoffemissionen. Durch eine effiziente Terminal-übergreifende Abfertigungsplanung verkürzt es zudem die Gesamt-Standzeiten der Fernlaster und nützt so den Spediteuren und ihren Kunden.

Für die strategische Verkehrsplanung reicht es aber nicht aus, auf vorhandene Situationen zu reagieren. Vielmehr wird es für alle Teilnehmer an der Lieferkette immer wichtiger, künftige Szenarien abzubilden, und zwar mit Hilfe von Big Data und Simulationen. Das geschieht in Hamburg durch eine Reihe von Forschungsprojekten, die die HPA in Zusammenarbeit mit Hamburger Hochschulen und dem Hasso-Plattner-Institut betreibt. Dabei werden zum einen reale Bewegungsdaten ausgewertet, die von einer Vielzahl von Sensoren an allen Containern und Fahrzeugen geliefert werden. Zum anderen jedoch werden verschiedene, immer wieder neue Szenarien umfangreich simuliert, um herauszufinden, wie sich Schiffs-, Bahn- und Straßenverkehr optimal gestalten lassen, ökonomisch wie ökologisch.

Sensoren liefern Echtzeitdaten

Reibungsfreie Verkehrs- und Logistikplanung ermöglicht neue Geschäftsmodelle und bessere Prozessabläufe. Eine intelligente, dadurch zuverlässige und kostengünstig zu betreibende In­frastruktur schafft dafür die Grundlagen. Diese Infrastruktur wird künftig mit Sensoren ausgestattet sein, die Wartungs- und Betriebszustände in Echtzeit melden. Im Hamburger Hafen verfügen einige Weichenanlagen und flexibel verwendbare Baustellenbaken bereits über solche Intelligenz, so dass Maßnahmen zur Wartung und Reparatur am aktuellen Bedarf ausgerichtet werden können.

In Zukunft werden alle Infrastrukturelemente - Brücken, Schienen, Schleusen und Straßen - und ihre Komponenten über Sensornetzwerke von zentralen Leitständen aus überwacht werden können. Das ermöglicht ein Plus an Sicherheit, aber auch Kostenersparnisse durch "Predictive Maintenance": Betriebssicherheit ergibt sich nicht mehr aus einer planerischen Reserve, sondern aus präziser, aktueller Kenntnis, wie lange ein Bauteil noch sicher funktionieren kann; erst am Ende dieses Zeitraums wird es ausgetauscht. Zu den Voraussetzungen für erfolgreiche Predictive Maintenance zählt im Übrigen auch die Beherrschung von Big-Data-Technologien, um den Output der vielen Sensoren auswerten zu können.

Augmented Reality kommt

Im Hamburger Hafen werden die Kosten der Infrastrukturwartung im Hafen dadurch erheblich sinken, obwohl Straßen, Schienen und Brücken künftig aus immer mehr Komponenten bestehen. Funktionsstörungen durch technisches Versagen werden gleichzeitig so gut wie gar nicht mehr vorkommen.

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Foto: cio.de

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