Retail IT


Gerry-Weber-CIO Sven Ostheider

"Einkaufen wird immer digitaler"

15.03.2023
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Gerry Weber-CIO Sven Ostheider verrät, wie sein Branchenwechsel gelang, wo die IT-Reise des Modekonzerns hingeht und was gegen Fluktuation hilft.
Sven Ostheider ist seit Juli 2022 CIO bei Gerry Weber.
Sven Ostheider ist seit Juli 2022 CIO bei Gerry Weber.
Foto: Sven Ostheider

Herr Ostheider, Sie sind seit Juli 2022 CIO bei der Gerry Weber International AG und damit auch zum ersten Mal in der Rolle des CIO …

Sven Ostheider: Zuerst einmal der Klassiker: Titel interessieren mich nicht. Der Titel hilft nur Menschen, die noch glauben, dass die Rollenausübung quasi qua Amt bessere oder schneller Ergebnisse produziert. Mir geht es um Inhalte.

Wie ist es Ihnen in den ersten neun Monaten im neuen Job ergangen?

Sven Ostheider: Gute Frage. Mein Start bei Gerry Weber war extrem gut. Ich bin sehr angenehm und offen empfangen worden. Die IT von GW befand sich zu dem Zeitpunkt noch in einer Phase der Erholung, nachdem im Mai 2021 ein Hacker-Angriff stattgefunden hatte. Somit waren die zu priorisierenden Aufgaben schnell klar. Wir haben Maßnahmen und Projekte identifiziert und diese mit weiteren Optimierungen verbunden, von denen wir bereits einige abschließen konnten. Vieles liegt aber auch noch vor uns.

Insgesamt befindet sich die IT bei GW in einer sehr spannenden Phase des Wandels. Ich bin sehr stolz darauf, diesen Wandel gestalten zu dürfen und Teil des tollen Gerry-Teams zu sein.

Zuvor waren Sie unter anderem über 20 Jahre bei Bertelsmann. Wie gelingt so ein Wechsel in die Bekleidungs- und Modebranche?

Sven Ostheider: Für mich persönlich spielt es keine ganz so wichtige Rolle, in welcher BrancheBranche oder Industrie ich tätig bin. Natürlich gibt es extreme Unterschiede im Hinblick auf die Schwerpunkte, die gelegt werden und bei der Budget-Ausstattung. Für mich steht jedoch die Herausforderung im Vordergrund. Meine Zeit bei Bertelsmann war geprägt von enormem Unternehmenswachstum im Customer Service Umfeld. Besonders in diesem Bereich konnte ich mit meinem IT-Team durch Innovationen und Agilität maßgeblich zum Erfolg beitragen. Top-Firmen der Branche Handel

Das Mode-Unternehmen Gerry Weber machte 2021 über 260 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt rund 2100 Mitarbeiter (Stand 2022). Der Hauptsitz ist in Halle/Westfalen.
Das Mode-Unternehmen Gerry Weber machte 2021 über 260 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt rund 2100 Mitarbeiter (Stand 2022). Der Hauptsitz ist in Halle/Westfalen.
Foto: Gerry Weber

Und welche Rolle spielt die IT bei Gerry Weber?

Sven Ostheider: Das ist heute bei Gerry Weber beziehungsweise in der Modebranche allgemein auch nicht anders. Auch in dieser Branche trägt IT immer deutlicher zum Unternehmenserfolg bei. Einkaufen wird immer digitaler, egal ob stationär oder online. In Anbetracht der angespannten Marktlage des gesamten Einzelhandels sind kreative Lösungen gefragt. Sich wandelnde Rahmenbedingungen haben mich schon immer mehr gereizt als den Status Quo zu verwalten.

Welches sind die wichtigsten Themen, die Sie jetzt als CIO angehen und wo liegen die größten Herausforderungen für die IT-Abteilung?

Sven Ostheider: Entscheidend ist eine klare StrategieStrategie, eine Roadmap. Diese zu definieren war eine der ersten Herausforderungen. Die festgelegte IT-Strategie bei GW ist sehr umfangreich und komplex. Hier stehen unterschiedlichste Themen im Fokus. Design der Organisation, weg von statisch, hierarchisch, Säulen-organisiert, hin zu agil und Skill-basiert. Die Reduktion von angewachsenen Tool-Welten sowie die Etablierung von KPIs und entsprechenden Prozessen. Vieles kann man als "long-term" bezeichnen, wie zum Beispiel die Einführung eines neuen ERP-Systems oder die strategische Umsetzung des definierten Technologie-Stacks. Andere Themen haben wir als "ad hoc" eingestuft, wie zum Beispiel die Umsetzung von Awareness-Maßnahmen im Security-Umfeld oder die Reaktionen auf Einflüsse wie Krieg und Corona. Alles zu Strategien auf CIO.de

Wie sieht es aus in Sachen Recruiting und Mitarbeiterbindung?

Sven Ostheider: Natürlich haben auch wir mit Fluktuation zu kämpfen und können nicht jede Abwerbung verhindern. Dennoch gelingt es uns, unter anderem durch sehr flexible Arbeitszeitkonzepte wie das Angebot einer 4-Tage- Woche und weitere Anreize, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Das spiegeln die Bewerberzahlen wider.

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