Chip-Gesetz

EU will mehr Halbleiter produzieren

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Die EU-Kommission will eine bessere Infrastruktur schaffen, um Chips herzustellen, Schwächen beheben und Bürokratie abbauen.
Mit dem European Chip Act will die EU den europäischen Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion bis 2030 verdoppeln.
Mit dem European Chip Act will die EU den europäischen Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion bis 2030 verdoppeln.
Foto: Macro photo - shutterstock.com

Rund 43 Milliarden Euro will die Europäische Union bis 2030 in die europäische Halbleiterindustrie investieren. Der "European Chip Act" hat das Ziel, den weltweiten Anteil an Chips aus der EU von zehn auf 20 Prozent zu erhöhen. Europa soll weniger abhängig von einigen wenigen Halbleiterherstellern werden, um Lieferengpässe aus dem asiatischen Markt zu vermeiden, die sich auf die hiesige IndustrieIndustrie auswirken. Top-Firmen der Branche Industrie

Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werde die Initiative helfen, kommende Krisen besser zu überstehen. Mittelfristig könne Europa damit sogar zu einem führenden Player in der Halbleiterindustrie werden. Die EU-Kommission und Mitgliedsstaaten müssen dem Gesetzesentwurf noch zustimmen.

Schwächen beheben

Zwar seien europäische Hersteller bei der Halbleiterforschung weit vorn, heißt es aus Brüssel, doch hapere es am Design, der Produktion und Auslieferung. Das wollen die Macher des European Chip Acts durch drei Maßnahmen beheben.

11 Milliarden Euro sollen im Rahmen der "Chips for Europe Initiative" in bereits existierende Forschungsinitiativen fließen. Ziel ist es, Mitarbeiter zu schulen, moderne Werkzeuge für die Halbleiterherstellung bereitzustellen sowie Pilotproduktionslinien für Prototypen, Tests und Experimente aufzubauen.

Um Start-ups, Scale-ups sowie KMUs zu unterstützen und Investoren anzulocken, ist ein zwei Milliarden umfassender "Chips Fonds" geplant.

Zwischen der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten soll ein Kontrollmechanismus entstehen, um Lieferketten, Bedarfe und Engpässe im Auge zu behalten. Geplant ist, anhand von Daten aus Halbleiter-Unternehmen Schwächen und Flaschenhälse in der Wertschöpfungskette zu identifizieren. Darauf aufbauend sollen die Risiken bewertet und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Um die Zusammenarbeit rasch auf den Weg zu bringen hat die Kommission eine Reihe von Empfehlungen formuliert.

Weniger Hürden

Die Mitgliedsstaaten sollen künftig auch einfacher moderne Halbleiterwerke bauen können. In einer Mitteilung der EU-Kommission heißt es, dass Finanzierungslücken für den Bau neuer Werke zu 100 Prozent mit öffentlichen Mitteln gedeckt werden können, auch wenn das die bisher geltenden Leitlinien nicht zulassen würden. Diese Sonderregelung solle greifen, wenn die Anlagen ohne die Geldspritze außerhalb von Europa erreichtet werden würden.

Um solche Zuwendungen zu erhalten, müssen die Produktionsanlagen jedoch "neuartig" sein. Das heißt, sie müssen über den aktuellen Stand der Technik in der EU hinausgehen. Dafür nehme die Kommission auch die negativen Auswirkungen auf Wettbewerb und Handel in Kauf, die solche Subventionen nach sich ziehen können.

Um schneller bessere Halbleiter herzustellen, soll eine europaweit zugängliche virtuelle Plattform ins Leben gerufen werden. Darin will die Kommission eine "Entwurfsinfrastruktur für integrierte Halbleitertechnik" aufbauen. Hersteller und Forschungseinrichtungen sollen anhand von Entwurf-Bibliotheken und Tools für Electronic Design Automation neue Bauteile und Systeme entwerfen können.

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