Fachkräftemangel

Firmen vergraulen IT-Frauen

16.09.2008
Von Nicolas Zeitler

Mitte der 1980er Jahre waren noch 40 Prozent der Informatikstudenten Frauen. Seither ist der Anteil deutlich gesunken. "Die gesamte Informatikbranche hat ihren Glanz verloren", sagt Telle Whitney, Geschäftsführerin des Anita-Borg-Instituts, das mehr Frauen für technische Berufe interessieren will. Schülerinnen nähmen Informatik als etwas für Freaks wahr. Whitney zufolge müsse man ihnen stärker zeigen, was diese Wissenschaft auf der Welt Gutes bewirken könne.

Weniger Selbstvertrauen

Mehrere Untersuchungen zeigen, dass viele Mädchen sich auch dann nicht für ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Studium entscheiden, wenn sie es von ihren fachlichen Begabungen her meistern könnten. Jungen auf ähnlichem Leistungsniveau schreckten davor viel seltener zurück. Mädchen trauten sich ein solches Studium seltener zu. "Das könnte daran liegen, dass sie in früher Kindheit zu selten dazu ermutigt werden", vermutet Whitney.

Bei einem von IBM gesponserten Programmier-Wettbewerb im April waren unter den 300 Teilnehmern in hundert Mannschaften denn auch nur fünf junge Frauen. Eine davon gehörte zum Team der Universität Waterloo unter der Leitung von Gordon Cormack. Eine Veranstaltung wie der Programmiermarathon könne nun einmal nur wenige Frauen begeistern, meint der Teamchef. "Frauen mögen auch Wettbewerbe, nur eben andere Arten als Männer", hat Cormack beobachtet.

Zu wenige Vorbilder

Cata Wit, ein Forum für Frauen in der Technologie, hat die Herausforderungen untersucht, die die Technologiebranche meistern muss, um auf Frauen anziehender zu wirken. Ergebnis: Derzeit gebe es dort zu wenige Aufstiegsmöglichkeiten, eine schlechte Ausgewogenheit zwischen Privat- und Berufsleben und auch viel zu wenige Vorbilder.

Der Rat für Informations- und Kommunikationstechnologie hat unlängst einen Bericht über eine Tagung mit weiblichen Führungskräften aus der Branche veröffentlicht, in dem das zuletzt genannte Problem ebenfalls angesprochen wird. Darin wird ein Aktionsplan aufgestellt. Im Herbst soll ein Mentorinnen-Programm übers Internet anlaufen. Außerdem soll ein Netzwerk entstehen, das Frauen, die bereits erfolgreich in der IT-Branche arbeiten, bekannter macht.

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