Kritik von Mitarbeitern

Führungskräfte sind nicht innovativ

Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Manager in Unternehmen stehen im Ruf, Innovationen eher zu blockieren als voranzutreiben. Das sagen nicht nur Mitarbeiter, sondern auch andere Kollegen in Führungspositionen. Leadership wird demnach überschätzt, Kreativität dagegen unterschätzt.
  • Die Ergebnisse der Studie Leadership-Trend-Barometer des IFIDZ (Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter)
  • Innovationen scheitern häufiger an der Unternehmenskultur als an den finanziellen Mitteln.
  • Viele Mitarbeiter glauben noch, Innovationen würden durch einen einsamen, genialen Erfinder und nicht durch eine Teamleistung bewirkt.
Barbara Liebermeister, IFIDZ: Dass neun von zehn Chefs als unkreativ gelten, damit hatten wir nicht gerechnet.
Barbara Liebermeister, IFIDZ: Dass neun von zehn Chefs als unkreativ gelten, damit hatten wir nicht gerechnet.
Foto: IFIDZ

Nur 13 Prozent der Befragten empfinden ihre Führungskräfte als krea­tiv und innovativ, so ein Ergebnis des aktuellen Leadership-Trend-Barometers des IFIDZ in Frankfurt am Main. Auch Eigenschaften, die als Voraussetzung für eine hohe Innovationsfähigkeit gelten - etwa Neugier, Mut oder Risikobereitschaft - finden Mitarbeiter bei ihren Vorgesetzten nicht immer.

Neugier fehlt

Jeder zweite Umfrageteilnehmer attestiert den Führungskräften einen Mangel an Neugier (49 Prozent), fast ebenso viele beurteilen sie als risikoscheu und wenig mutig (48 Prozent). "Dieses Ergebnis hat uns überrascht", sagt die Leiterin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Barbara Liebermeister. "Zwar wissen wir aus anderen Studien, dass Führungskräfte als wenig innovativ wahrgenommen werden, doch damit, dass neun von zehn Befragten sie als eher unkreativ und wenig innovativ einstufen, hatten wir nicht gerechnet."

Die Umfrage bestätigt eine Studie der TU München und des Personaldienstleisters Hays, derzufolge 40 Prozent der Mitarbeiter ihren Chef als größtes Innovationshindernis erachten.

Kreativität ist wichtiger als Leadership

Leadership als Prinzip ist für die Befragungsteilnehmer für den Innovationserfolg eher unwichtig. 72 Prozent von ihnen antworteten auf die Frage, was für den Erfolg einer Idee wichtig sei: Kreativität ist wichtiger als Leadership. "Auch dieses Ergebnis hat uns überrascht", so Liebermeister, "denn ohne Leadership können Innovationen selten erfolgreich umgesetzt werden: Aus einer guten Idee entsteht bei schlechter FührungFührung meist nichts; bei guter Führung kann jedoch aus einer eher mittelmäßigen Idee durchaus ein erfolgreiches Produkt entstehen." Alles zu Führung auf CIO.de

Das negative Image der Führungskräfte in Sachen InnovationInnovation und Führungsverhalten spiegelt sich auch in der Bewertung der Unternehmenskultur wider. So sind drei Viertel der Befragten (74 Prozent) der Auffassung: Innovationen scheitern häufiger an der Unternehmenskultur als an den finanziellen Mitteln. Da die Kultur eines Unternehmens stark von den Führungskräften geprägt wird, liegt die Vermutung nahe, dass dahinter auch negative Erfahrungen der Befragten mit Führungskräften stehen. Alles zu Innovation auf CIO.de

Teamleistung unterschätzt

Wenn Mitarbeiter Innovation nicht als Führungsleistung wahrnehmen, könnte man annehmen, dass sie stattdessen als Teamleistung gesehen wird. Doch das bestätigen die Umfrageergebnisse nicht. Nur jeder zweite Teilnehmer ist der Meinung, dass Innovationen fast immer Teamleistungen sind. "In vielen Köpfen existiert anscheinend noch die Vorstellung, Innovationen würden in erster Linie durch einen einsamen, genia­len Erfinder bewirkt", kommentiert Liebermeister.

Überwiegend positiv wird immerhin der Standort Deutschland gesehen: 59 Prozent der Befragten sind der Meinung, das Land sei insgesamt innovativ und veränderungsbereit genug.

Studie | Leadership-Trend-Barometer des IFIDZ

An der Studie des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt am Main, nahmen 136 Personen teil, die zu zwei Dritteln Führungskräfte der ersten und zweiten Führungsebene von Unternehmen waren.

Ein Drittel der Befragten waren Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung sowie Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Verbänden. Informationen über das aktuelle Leadership-Trendbarometer und die Ergebnisse der früheren Trendbarometer, die das IFIDZ vierteljährlich erarbeitet, finden Interessierte auf der Website www.ifidz.de in der Rubrik Studien.

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